Karneval Schon lange nicht mehr so geweint ...

Prüm · ... und zwar vor lauter Lachen: Die zweite Prümer Nostalgiesitzung haut hin wie eine Eins.

 Bühne voll: die Prinzengarde.

Bühne voll: die Prinzengarde.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Nostalgiesitzung? Ach kommt, Leute. Das klingt nach ollen Kamellen, nach „früher war alles besser“. Deshalb sollten die Prümer diese Sitzung auch nicht mehr so nennen. Denn was da am Freitag vor gut 300 Besuchern über die Rampe ging in der Karolingerhalle, das war nicht oll. Sondern toll.

Tusch, das haben wir schon den ersten Reim. Passend zu einem Abend, der von vorn bis hinten ein Gedicht war, bestritten von lauter Akteuren aus eigenen Beständen und ohne zugekaufte Schwadronierer, die sich am Eingang zwei Namen nennen lassen, um sie dann in ihren schlaffen Beitrag einzubauen.

 „Jean-Pierre“ von RTL: Josef Hupperts brachte das Publikum zum Schreien.

„Jean-Pierre“ von RTL: Josef Hupperts brachte das Publikum zum Schreien.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Los geht’s mit Julia Peter und ihrem Sohn Hansi Sauer, dem es einfach nicht gelingen will, ein Blumengedicht aufzusagen Aber wie ihm das nicht gelingt, ist schön. Sein erster Auftritt überhaupt: prima.

 Bühnenpremiere für Hansi Sauer – mit Mutter Julia Peter.

Bühnenpremiere für Hansi Sauer – mit Mutter Julia Peter.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Schon sagt Moderator Johannes Reuschen (eleganter und lässiger wurde nie durch eine Sitzung geführt) den nächsten Redner an: Reporter „Jean-Pierre von Radio Luxemburg“. Und Josef Hupperts, nach grandiosem Comeback im vorigen Jahr, liefert die herrlichsten Brüller ab. Wie den von den Erfinderinnen des Prümer Turmblasens, den seligen Schwestern Marlies und Berta Hansen, die diesen Dezember „op der Rommersheimer Held“ auf ihrem Wölkchen saßen, um von oben zuzuhören, pardon: „fir ze lousteren“. Und als dann vom Basilikaturm der „Jungfrauenjodler“ erschall, hätten sie doch beinah vor Verzückung „der Karbolz geschlon“. Zum Glück griff Petrus rettend ein.

 Prümer Klassiker: das Rumpelstilzchen Irmgard Theres-Leiwer.

Prümer Klassiker: das Rumpelstilzchen Irmgard Theres-Leiwer.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Politik gab’s auch: vom „bayerischen Moulschwaader Alexander Dobrindt“, der „Stradivari unter den A*geigen“ bis zum lokalen Drama um die erotische Unterversorgung der Stadtteile Weinsfeld und Steinmehlen, da es ihnen an einschlägigen „Etablissemangs“ fehle. Die Anfrage an Stadtchefin Mathilde Weinandy sei schon raus: Ob denn da nicht, „fir den Üwerjang“, die Landfrauen helfend einspringen könnten ... Das Volk an den Tischen lacht sich unter dieselben, Hupperts ab, nicht ohne Zugabe und unter donnerndem Jubel.

 Beste Laune: die Besucher in der Karolingerhalle.

Beste Laune: die Besucher in der Karolingerhalle.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Einen schönen Moment erleben alle beim Auftritt der Prinzengarde mit gefühlt 350 Mitgliedern, die alle auf die Bühne passen müssen: Als Kommandant Dominik Hoffmann sich Wolfgang Heller zuwendet. Mit 75 Jahren ist der nämlich der älteste der Uniformierten, seit 50 Jahren schon dabei – und Enkelin Sophia Arnoldi steht und tanzt auch schon in den Gardereihen.

 Gesang vom Feinsten: Die Männer vom Musikverein Prüm.

Gesang vom Feinsten: Die Männer vom Musikverein Prüm.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Und weiter im Programm: Irmgard Theres-Leiwer hat als Rumpelstilzchen wieder jede Prümer Nachricht des vergangenen Jahrs in einen Reim gepackt – am Ende wissen alle, was so los war in Prüm, „meiner Action-Stadt, die etwas von Chicago hat ...“.

 Moderator Johannes Reuschen, flankiert von Udo Baur (links) und Berthold Thies.

Moderator Johannes Reuschen, flankiert von Udo Baur (links) und Berthold Thies.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Zack, stehen die nächsten da oben: Udo Baur und KG-Präsident Berthold Thies als Männer vom Bau, „Bohlen-Jupp un Jerüststangen-Pitter“. Von Statik verstehen sie was: Dass das mit Donald Trumps „America First“ nichts werden kann, sei ja klar, wenn der „die Fiescht“ – den Dachfirst – zuerst baue.

 Der Garde-Älteste Wolfgang Heller mit Enkelin Sophia Arnoldi.

Der Garde-Älteste Wolfgang Heller mit Enkelin Sophia Arnoldi.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Dann fegen Gardeballett und Funkengarde über die Bühne – und Marcus Fischbach unterzieht den Elferrat einer anthropologischen Untersuchung. Die Herren kommen nicht gut weg, dafür aber der Redner, vor allem nach seiner ebenfalls letzebuergischen Zugabe.

 Schwung: das Gardeballett.

Schwung: das Gardeballett.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Gesang vom wirklich Feinsten bieten im Anschluss zwölf Mann vom Musikverein. Herrlich. Wieder Jubel. Den holen sich auch „Claus Kleber“ (Johannes Reuschen) und „Gundula Gause“ (Marita Laures) mit ihrem Heute Journal. Inklusive Live-Schaltungen ins Krankenhaus und auf den Hahnplatz, wo das Sturmtief „Mathilde“ alles über den Haufen geworfen hat. Oder? Nein, sagt Reporter „Kläsjen Bäcker“ (Ekkehard Reuschen). „Das sieht hier immer so aus.“

 Schlaumeier: Markus Fischbach.

Schlaumeier: Markus Fischbach.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden
 Guten Abend zum Heute Journal: Johannes Reuschen und Marita Laures.

Guten Abend zum Heute Journal: Johannes Reuschen und Marita Laures.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden
 Weltpolitik in Prüm: Michael „Kim Jong“ Funk.

Weltpolitik in Prüm: Michael „Kim Jong“ Funk.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden
 Die finsteren Bewacher des nordkoreanischen Machthabers.

Die finsteren Bewacher des nordkoreanischen Machthabers.

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Und Finale – mit Kim Jong Un (Michael Funk), seinen düsteren Bewachern und einem überforderten Übersetzer (Nico Demuth). Saubere Leistung, Prüm. „Das schreit nach Wiederholung“, sagt Berthlod Thies. Wir schreien mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort