Sicherheit Der Countysheriff wechselt ins Trierer Revier

Trier/bITburg · Christian Hamm, bislang Chef der Bitburger Polizei, hat am 1. Juni die Nachfolge von Polizeidirektor Dietmar Braun als Leiter der Polizeiinspektion Trier angetreten. Polizeivizepräsident Franz-Dieter Ankner führte den 43-jährigen Polizeibeamten in sein neues Amt ein. Ein Rückblick auf drei für Hamm bewegte Jahre – und ein Ausblick.

 Etwas größer ist er schon, der neue Arbeitsplatz: Nach drei Jahren in Bitburg übernimmt Christian Hamm die Leitung der Polizeiinspektion Trier.

Etwas größer ist er schon, der neue Arbeitsplatz: Nach drei Jahren in Bitburg übernimmt Christian Hamm die Leitung der Polizeiinspektion Trier.

Foto: TV/Christian Altmayer

Der Abschied aus der Eifel fällt Christian Hamm nicht leicht. „Das war sehr emotional“, sagt der 43-Jährige an seinem ersten Tag im neuen Amt. Und trotzdem ist der Posten in Trier für den früheren Chef der Bitburger Polizei nicht nur „eine große Ehre“, wie er sagt, sondern auch ein „Heimspiel“.

   Denn Hamm ist nicht nur in Trier geboren. Auch mit dem neuen Arbeitsplatz, jenem Ziegelbau gegenüber dem Hauptbahnhof, verbindet ihn einiges: „Mein Vater hat hier gearbeitet, als das noch die Post war, mein Opa und meine Tante.“ Und auch er selbst jobbte zu Studien- und Schulzeiten als Paketbote: „Insofern schließt sich für mich ein Kreis.“

   Denn am ersten Juni hat Hamm die Leitung der Trierer Polizeiinspektion übernommen. Der Countysheriff, wie er sich bei Twitter nennt, tritt die Nachfolge von Dietmar Braun an, der im März die Leitung der Polizeidirektion Wittlich übernommen hat. Die Bitburger Dienststelle leitet derweil der Erste Polizeihauptkommissar Hans-Jürgen Riemann, Hamms bisheriger Stellvertreter.

   Für Hamm ist es ein Schritt die Karriereleiter hinauf. Die Inspektion Trier zählt mehr als doppelt so viele Mitarbeiter wie die Biburger. „Und auch die Herausforderungen sind andere als auf dem Land“ findet der 43-Jährige, der in Koblenz vielfältige Erfahrungen in einer großen Polizeistation gemacht hat. Die Großstadt sei ein Stück anonymer, die Treue gegenüber dem Gesetz und denen, die es vertreten, gelegentlich nicht so stark ausgeprägt wie auf dem Dorf, wo ein Mehr an sozialer Kontrolle vorhanden und der Polizist oftmals sogar persönlich bekannt ist.

   Dennoch kann sich der „County­sheriff“ auch aus seinen drei Jahren und drei Monaten in Bitburg an brisante Einsätze erinnern. Mehr als 30 lebensbedrohliche Lagen hat es in seiner Amtszeit gegeben. Da wären etwa ein Hammerangriff in Neuerburg, ein Axtmord in Utscheid oder ein Säureanschlag in Rommersheim (alle Eifelkreis Bitburg-Prüm).

   Besonders im Gedächtnis geblieben sind ihm aber auch die Unwetter 2018, als das Hab und Gut Hunderter in den Fluten davon gespült wurde. Beamte waren Seite an Seite mit Feuerwehr, DRK, THW und Ordnungsamt Tag und Nacht unterwegs. „Es gab Sitzungen und Einsätze um 2 Uhr morgens, bei denen die Kollegen alles stehen und liegen gelassen haben, um den Menschen zu helfen“, sagt der in Rittersdorf in der Eifel lebende Hamm.

„So viel Herzblut“, das habe ihm imponiert. Und auch die Zusammenarbeit mit dem Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm, Joachim Streit, der Kommunen und der Blaulichtfamilie sei immer herausragend gewesen: „Sicherheit liegt in einer geteilten Verantwortung und das haben wir gelebt.“

   Nun gelte es für ihn, im neuen Umfeld Mitarbeiter zu führen und zu inspirieren, ihnen Vertrauen zu schenken und sie zu fördern, aber sie auch zu fordern: „Ich sehe mich als Teamspieler, dessen Arbeit immer nur so gut sein kann, wie das Team.“ Und zu diesem Team zählt er nicht nur Kollegen in Polizeiuniform, sondern auch Verwaltung, Berufsfeuerwehr und Bevölkerung. „Vertrauen ist das A und O“, sagt Hamm, der für eine moderne und ansprechbare Bürgerpolizei steht. Das heißt: Einerseits konsequent für Sicherheit sorgen und Gefahren abwehren. Und andererseits ein offenes Ohr für Menschen haben, Polizeiarbeit transparent machen. Die schnelle Reaktion auf die Amokfahrt habe sehr eindrucksvoll gezeigt, wie leistungsstark die Trierer Polizei sei. Und wie gut das Zusammenspiel mit den lokalen Partnern funktioniere.

   „Ich kann aber auch guten Gewissens Bitburg verlassen“, sagt Hamm. Denn die Inspektion mache hervorragende Arbeit und lebe „den bürgernahen Ansatz mit jeder Faser“. Viele Fahndungserfolge sprechen für sich. Etwa als die Beamten 2019 zwei Einbrecher auf frischer Tat ertappten und in der Folge mehr als 30 Taten aufgeklärt werden konnten. Oder als Polizisten nach Nächten des Vandalismus einen zerstörungswütigen Bitburger zu fassen bekamen.

  Insgesamt mehr als 1000 Drogenfunde  haben seine Leute in den letzten drei Jahren zudem gemacht, sagt Hamm, fast die Hälfte davon allein in der Grenzregion Sauer. Eine Razzia in Echternacherbrück habe dazu beigetragen, die Szene zu verunsichern und zurückzudrängen.

   Doch neben den Erfolgen gab es auch Rückschläge. Was Hamm etwa ärgert ist, dass der Überfall auf einen Bauernhof in Oberweiler nicht aufgeklärt wurde. Ebenso wenig wie zwei Serien von Brandstiftungen rund um Irrel und Speicher (alle Eifelkreis Bitburg-Prüm): „Wir konnten die Feuerteufel zwar durch massive Präsenz und hohe Kontrollintensität stoppen, die Beweislage ließ aber keine Überführung zu.“

   Dass Fälle offen bleiben und die Polizei an ihre Grenzen komme – damit müsse man auch mal schweren Herzens leben können. Noch schwerer fällt es allerdings, wenn Mitarbeiter verletzt werden: „Das sind extrem schwierige Momente für einen Dienststellenleiter.“

Als Dortmund-Fan wünscht sich Hamm, dass der von ihm frei nach Jürgen Klopp umgewidmete Leitsatz, dass „die Lust aufs Gewinnen einen stärker macht und nicht die Angst vor dem Verlieren“ auch in Trier zündet. Er meint damit, dass er für ein Klima des Vertrauens steht, in dem man Freude hat, sich zu entwickeln und sich etwas zutraut.    Ob es im Job noch was zu gewinnen gibt? Kann und will Hamm höher hinaus? Er sei ja noch relativ jung, sagt er. Klar sei aber schon, ausschließlich am Schreibtisch sitzen will er noch nicht: „Ich bin mit Leib und Seele Polizist und mag das pulsierende Leben der Straße und den direkten Kontakt mit Menschen.“

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