Kartellamt droht - Land steht zu Waldbauern

Prüm · Die Geschäfte bleiben stabil, die Zukunft aber macht Sorgen: Bei der Jahreshauptversammlung des Waldbauvereins Prüm stimmten die Zahlen. Aber ein drohendes Verfahren des Bundeskartellamts (der TV berichtete) beunruhigt die 3500 Mitglieder. Die Landesregierung hingegen stellt sich an die Seite der Waldbesitzer.

 Aufmerksame Zuhörer: Rund 250 Mitglieder des Waldbauvereins kamen zur Versammlung. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Aufmerksame Zuhörer: Rund 250 Mitglieder des Waldbauvereins kamen zur Versammlung. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Sie haben zwar weniger Holz verkauft als in den Jahren davor, dennoch sind sie zufrieden, die 3507 Mitglieder des größten Waldbauvereins im Land: "Wir liegen immer noch über dem Durchschnitt", sagt Horst Backes, Geschäftsführer der vereinseigenen Vermarktungsgesellschaft, der Prümer Wald- und Holz-GmbH.
Dieser Schnitt liegt, über die vergangenen Jahre hinweg gerechnet, bei 51 700 verkauften Kubikmetern Holz, 2014 waren es 52 500 Kubikmeter. Das ergab als Erlös "rund 3,5 Millionen Euro, die wir an die Waldbesitzer weiterleiten konnten", sagt Peter Wind, Geschäftsführer des Vereins und Chef des Forstamts Prüm.
Bewährtes System in Gefahr


Das ist zwar deutlich weniger als in den besonders starken Jahren 2010 und 2011. Aber damals, erklärt Peter Wind, habe man den hohen Holzpreis unter anderem genutzt, um Verluste aus den Vorjahren aufzufangen.
Alles also ziemlich normal - wäre da nicht das Bundeskartellamt, das derzeit in Baden-Württemberg ein Verfahren in Gang gebracht hat, wie der TV vorige Woche berichtete: Die Wettbewerbshüter stören sich an der Vermarktung von Holz aus Privatwäldern durch die Forstverwaltung des Bundesländles.
Aus ähnlichen kartellrechtlichen Gründen haben die Eifeler bereits vor fünf Jahren die PWH gegründet und den Holzverkauf dieser vereinseigenen Gesellschaft übertragen, nachdem Sägewerksbesitzer (allerdings keine rheinland-pfälzischen) gegen die gemeinsame Vermarktung von Holz aus Staats-, Kommunal.- und Privatwald geklagt hatten.
Neues Ungemach aber droht nun, weil das Kartellamt offenbar einen Passus im Bundeswaldgesetz besonders streng auslegt, demzufolge auch schon alle vorbereitenden Tätigkeiten im Wald zur Vermarktung gezählt werden können.
Und das wiederum würde das Ende der Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftsforstamt bedeuten, dessen Mitarbeiter die Privatwaldbesitzer in der Bewirtschaftung ihrer Bestände betreuen. Diese wären dann künftig auf sich allein gestellt, wenn sie ihre kleinen Mengen auf den Markt bringen wollen.
"Diese gemeinsame Bewirtschaftung", sagt auch Aloysius Söhngen, Vorsitzender des Waldbauvereins und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, "ist für uns alle von Vorteil", auch deshalb sei der Wald neben der Chemie in Rheinland-Pfalz der größte Wirtschaftsfaktor. Der Vorstoß des Kartellamts aber habe "mit der Praxis nichts zu tun. Wie soll denn einer, der nur einen Hektar Wald besitzt, eine vernünftige Marktbeobachtung machen? Ich glaube, die Leute haben keine Ahnung von dem, was vor Ort passiert."
Gleiches Thema, gleiche Kerbe, auch für Michael Billen, der noch ein paar verbale Axthiebe hinterherschickt: "Unverschämtheit", findet der Kaschenbacher Landtagsabgeordnete von der CDU in seinem Grußwort an die Waldbauern. Es gelte nun, zusammenzustehen.
Die Landesregierung jedenfalls stehe den Waldbesitzern zur Seite, sagt Thomas Griese, Staatssekretär im Umweltministerium, zumal es hier um einen Rohstoff gehe, "der in besonderer Weise klimafreundlich ist". Das Vorgehen des Kartellamts findet er schlicht "absurd" und schließt sich dem Urteil des Waldbauvereins-Ehrenvorsitzenden Hans-Heinrich Thome an, der das Ganze in einem Fachmagazin als "Angriff auf den Kleinprivatwald" betrachtet hatte.
Alle Bedingungen erfüllt


Zumal man in Rheinland-Pfalz ja die Vermarktung damals umgestellt und alle geforderten Bedingungen der Behörde erfüllt habe. Zwar stehe man dadurch besser da als die Baden-Württemberger, "aber die Gefahr ist da", das Land werde diese Entwicklung "auf keinen Fall hinnehmen". Deshalb habe man auch bei der Agrarministerkonferenz im Herbst auf einen Beschluss gedrängt, demzufolge "die bewährte Struktur der Gemeinschaftsforstämter" erhalten bleiben solle.
Nächster Schritt: die Änderung des Bundeswaldgesetzes im Sinne der Privatbesitzer, dass nämlich "die vorgelagerten Leistungen nicht zur Vermarktung gezählt werden". Griese: "Aber wir sind noch nicht am Ziel."
Die Landesregierung will deshalb im Februar in ihrer Berliner Vertretung einen parlamentarischen Abend ausrichten, um auch die Bundestagsabgeordneten auf ihre Seite und auf die der Waldbesitzer zu bekommen.

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