Kaserne in Sozialpark verwandelt
Früher wohnten hier die Soldaten. Sie standen auf dem Truppenübungsplatz stramm und übten am Schießstand das Zielen. Lange sind sie weg. Gekommen sind Menschen mit Behinderung, die auf dem umgebauten Kasernengelände in Ulmen nun zu Hause sind.
Ulmen. Mit einer feierlichen Konversions-Abschlusskonferenz wurde der Umbau der ehemaligen Ulmener Eifel-Maar-Kaserne offiziell beendet. Die Umwandlung des früheren Bundeswehrgeländes ist eines von 33 erfolgreichen Konversionsprojekten in Rheinland-Pfalz. Entstanden sind soziale Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Freizeit- und Sporteinrichtungen und gewerbliche Betriebe.20 Millionen Euro sind investiert worden
1995 hat der Umbau des Kasernengeländes begonnen. Mehr als 20 Millionen Euro sind bisher in das Projekt investiert worden, darunter rund zehn Millionen aus öffentlicher Hand. Im Eifel-Maar-Park arbeiten heute 300 Menschen, mehr als doppelt so viele wie vorher. Eine Besonderheit: Ulmen ist der einzige Konversionsstandort, an dem - dank der Investitionen des Pflege- und Bildungsheims St. Martin Düngenheim - rund 40 Arbeitsplätze von Menschen mit Behinderung besetzt sind.Rückblende: Am 11. März 1995 trifft eine Nachricht aus dem Radio die Menschen in Ulmen wie ein Schlag: Die Eifel-Maar-Kaserne wird dichtgemacht. Rund hundert Menschen in der Eifel zittern um ihren Arbeitsplatz. Die kleine Gemeinde, die seit Jahren mit der Bundeswehr lebt, steht unter Schock. 800 Soldaten und ihre Familien werden Ulmen verlassen. All die Jahre haben sie das Leben im Eifelort mitgeprägt und -gestaltet. Mit Demonstrationen und einem Fackelzug lehnen sich die Menschen in der Eifel gegen den Entschluss auf. Vergeblich. Auch die Gespräche mit dem Verteidigungsministerium in Bonn blieben erfolglos. "Mehr als ein bisschen Zeitaufschub war nicht zu haben", erinnert sich der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ulmen, Hans-Werner Ehrlich. "Die Schließung stand fest."Die Gemeinde erwirbt das alte Kasernengelände und ist ratlos. "Auf der Suche nach Ideen und Konzepten stießen wir oft an unsere Grenzen, mussten viele Rückschläge in Kauf nehmen und immer wieder neue Anläufe starten", erinnert sich Alois Keßeler, heute Ulmener Ortsbürgermeister, damals Mitglied im Ortsgemeinderat.Rasch schaltet sich Winfried Weber, Geschäftsführer der St.-Hildegardishaus-GmbH und Direktor des Bildungs- und Pflegeheims St. Martin Düngenheim und Kaisersesch, in die Verhandlungen mit ein. Er hat ein fast fertiges Konzept parat: Aus der Truppenversorgungsküche will Weber eine integrative Gastronomie mit Partyservice machen. Drumherum sollen Wohnheime für Menschen mit Behinderung entstehen.Die Caritas-Werkstätten Mayen sind auf Initiative von Weber bald mit im Boot. Eine integrative Wäscherei und eine Druckerei entstehen, die Arbeitsplätze für die Heimbewohner schaffen. "Winfried Weber war der Schlüssel zu diesem erfolgreichen Projekt", sagt Bürgermeister Ehrlich heute. "Als der letzte Soldat die Kaserne verlassen hat, war Weber eigentlich mit einem Fuß schon drin", erinnert sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Bleser. "Weber kam mit klaren Vorschlägen in die Verhandlungen. Das hat der Gemeinde sehr geholfen." Weber selbst zeigt sich trotz des Lobes in seiner Rede bescheiden und sachlich: Die finanziellen und baulichen Entwicklungen seien wie geplant verlaufen. Im Eifel-Maar-Park bietet St. Martin Düngenheim nun neben dem Catering-Betrieb rund 100 Wohnheimplätze und 50 Tagespflegeplätze. 190 Mitarbeiter sind insgesamt beschäftigt.Die gelungene Verbindung zwischen Gewerbe, Gastronomie, Soziales, Sport- und Gesundheitseinrichtungen ist bei einer Konversion außergewöhnlich. "Diese Mischung gibt es nicht sehr oft", so Innenminister Karl Peter Bruch. Zum endgültigen Abschluss der Konversion sagt er der Gemeinde Ulmen 260 000 Euro zu. Das Gewerbegebiet soll künftig weiter ausgebaut werden.