Katasteramt: Mitarbeiter legen nach

Prüm · Das Katasteramt in der Prümer Teichstraße soll laut Beschluss des rheinland-pfälzischen Ministerrats innerhalb der kommenden vier Jahre aufgelöst werden (der TV berichtete). Die Beschäftigten wehren sich dagegen - und sammeln Argumente für den Verbleib in der Abteistadt.

Prüm. Prüm wird geschlossen, Daun bleibt erhalten, als - so die offizielle Sprachregelung - "weiterer Standort" im künftigen Katasteramtsbezirk "Westeifel-Mosel" mit Hauptsitz in Bernkastel-Kues. "Mit der Neuorganisation wird die Vermessungs- und Katasterverwaltung durch die Reduzierung von 19 auf sechs Amtsbezirke mit künftig je zwei dauerhaften Standorten gestrafft", teilt das Landes-Innenministerium mit.
Gestrafft? Gestraft passt wohl besser, sofern man die Reaktionen der Bürger und Politiker in der Abteistadt betrachtet: "Es geht schlicht und ergreifend um die Versorgung der Bürger in der westlichen Eifel", sagt Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Prüm. Dies sei nicht mehr gewährleistet: In Zukunft sei der Weg "verdammt weit für Leute, die aus Körperich oder Daleiden nach Daun oder Bernkastel müssen". Zwar müsse man nicht jeden Tag aufs Amt, sagt Söhngen. "Aber wenn, dann sollte man es auch erreichen können." Deshalb, und weil nach dem ehemaligen Kulturamt vor zwei Jahren eine weitere große Behörde den Prümern und den Eifelern verloren gehen soll, will man die Entscheidung der rot-grünen Landesregierung nicht ohne weiteres hinnehmen. Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy hat einen Brief nach Mainz in Arbeit. "Um zu zeigen, was uns alles verloren gegangen ist." Und um auf Widersprüche hinzuweisen: Denn als das Kulturamt nach Bitburg verlegt wurde, habe es geheißen: "Ihr habt ja noch das Katasteramt." Das haben die Prümer bald nicht mehr. "Das hat die Leute hier wirklich getroffen", sagt Mathilde Weinandy. Der Personalrat der Behörde wirft der Landesregierung vor, sich nicht an die eigenen Argumente für die Neuordnung gehalten zu haben. "Regionalität", "Erreichbarkeit für die Bürger", "ressourcenschonende Umsetzung" - das sei alles bei der neuen Standortverteilung nicht der Fall, und das bei "einer eher schlechten bis mangelhaften Verkehrsanbindung", sagt die Personalratsvorsitzende Gertrud Bayerschen.
Hinzu komme ein weiterer Punkt, "der die rot-grüne Regierung stören müsste": Die zusätzliche Umweltbelastung durch die längeren Anfahrtswege für die Mitarbeiter, deren neue Dienststellen schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen seien. "Eine doppelt bis dreimal so weite Wegstrecke mit dem KFZ zu einer Behörde erzeugt den doppelten bis dreifachen CO2-Ausstoß." Mangelhaft - das gelte auch für den Namen des neuen Konstrukts. Da hätte man besser "Vulkaneifel-Mosel" gewählt, finden die Prümer Beschäftigten: "Wo bleibt die Westeifel im neuen Katasteramtsbezirk Westeifel-Mosel? Wo bleibt die Bürgernähe?", fragt die Personalratsvorsitzende. Das Argument, dass die Bürger die Dienste des Amts per Internet abrufen könnten, ziehe nicht, sagt Gertrud Bayerschen: Dafür sei die DSL-Abdeckung zu lückenhaft. Das Verhältnis zwischen Bürgerbesuchen im Amt und Online-Bestellungen betrage etwa 9 zu 1. "Damit wird deutlich, dass ein großer Bedarf an fachlichen Auskünften vor Ort besteht."
Ihr Fazit: "Die oben genannten Grundsätze sind innerhalb kürzester Zeit über den Haufen geworfen worden." Die gestrichenen Standorte Wittlich und Prüm "wären für die Bürger leichter erreichbar, haben eine gute bis sehr gute Verkehrsanbindung und stellen die Präsenz in der Fläche sicher". Weinandy und Söhngen wollen jetzt einen Termin in Mainz vereinbaren, um dort mit Innenminister Roger Lewentz zu sprechen. Auch die Bürger will man mobilisieren, unter anderem mit Unterschriften-Aktionen.
Eric Schaefer, Pressesprecher des Innenministeriums in Mainz, kann die Aufregung um den Verlust des Katasteramts in Prüm nicht verstehen und weist den Vorwurf eines - im TV angesprochenen - politischen Kuhhandels entschieden zurück: Die Neuordnung der Amtsbezirke sei von Fachleuten vorbereitet worden, das Votum für Daun und gegen Prüm sei sehr knapp ausgefallen. "Es musste schließlich eine Entscheidung getroffen werden. Hier sind Kollegen, die sich sehr intensiv Gedanken gemacht haben, was spricht für, was gegen den ein oder den anderen Standort?" Die Parameter in Daun und Prüm seien zwar ähnlich, "Prüm verfügt derzeit jedoch über eine solide gesamtwirtschaftliche Lage, die Arbeitslosenquote ist niedrig. Daun hingegen hat eine vergleichsweise hohe Arbeitslosenquote." Zwar sei die Enttäuschung derer, die es nun getroffen habe, "absolut nachvollziehbar. Aber das Argument, dass der Bevölkerung die Verwaltung vor Ort weggenommen wird, kann es nicht sein." fpl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort