Katholische Kirche investiert in die Qualität ihrer Kitas - Einrichtungen bewerten Fünf-Jahres-Projekt positiv

Bollendorf/Trier · Die Betreuung der Kinder in den katholischen Kitas liegt dem Bistum Trier am Herzen: Mehr als 540 Einrichtungen haben an einem Projekt teilgenommen, das die Qualität der pädagogischen Arbeit verbessern soll. Die Ergebnisse sind nun ausgewertet und vorgestellt worden - in der Kita St. Michael in Bollendorf, die als Vorbild vorangeht.

 Will die Arbeit in der Bollendorfer Kita stetig verbessern – damit die Kleinen dort gut aufgehoben sind: Leiterin Irmgard Geisen. TV-Foto: Eileen Blädel

Will die Arbeit in der Bollendorfer Kita stetig verbessern – damit die Kleinen dort gut aufgehoben sind: Leiterin Irmgard Geisen. TV-Foto: Eileen Blädel

Es ist eine Erfahrung, die die Erzieherinnen in der Kita St. Michael in Bollendorf besonders im vergangenen Kindergartenjahr gemacht haben: Dass viele Schützlinge nicht ihre Sprache sprechen. 22 Kinder mit Migrationshintergrund haben bis zu den Sommerferien die Einrichtung besucht - "ein Drittel aller Kinder", sagt Leiterin Irmgard Geisen. "Und die Hälfte davon hat fast kein Deutsch gesprochen."
Aus diesem Grund will man sich dem Thema Integration in der Bollendorfer Kita verstärkt widmen. Deshalb gibt es in der Einrichtung jetzt eine Integrationskraft, "die gemeinsam mit uns die Kinder und Familien unterstützt", sagt Geisen, die seit 40 Jahren in der Kita arbeitet und seit 25 Jahren deren Leiterin ist.
Bei der Umsetzung dieses Vorhabens greifen die Erzieherinnen - das Team besteht heute aus 13 pädagogischen Fachkräften - auf Grundlagen zurück, die sie sich in einem Projekt erarbeitet haben, das das Bistum Trier angestoßen hat: genannt Trier-QM-elementar-Projekt, kurz TRIQM. Mehr als 5000 Erzieher, die mehr als 45 000 Kinder in 546 Kitas im Bistum Trier betreuen, haben von 2008 bis 2012 daran teilgenommen. Das Ziel: mithilfe eines Leitbildes sollten das katholische Profil geschärft und die Qualität der pädagogischen Arbeit verbessert werden. Und das hat sich das Bistum einiges kosten lassen: Für das Projekt stellte es von 2008 bis 2015 insgesamt 791 000 Euro zur Verfügung - darin enthalten sind sowohl Personal- als auch Sachkosten.
"Das Schicksal von Leitbildern ist ja oft, dass sie in der Schublade landen und nur zum nächsten Jubiläum wieder rausgeholt werden", sagt Prälat Franz Josef Gebert, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes Trier. Genau das soll mit TRIQM aber nicht passieren. Auch deswegen hat das Bistum die Ergebnisse des Prozesses nun ausgewertet: Fast drei Viertel der Einrichtungen beteiligten sich und bewerteten das Projekt als Erfolg. Zudem läuft noch bis September 2015 eine erste Überprüfungsphase. Diese sollen im Fünf-Jahres-Rhythmus wiederholt werden.
"Wir wollen an dem Prozess dranbleiben", sagt Angela Thelen, Leiterin der Abteilung Kindertageseinrichtungen im Diözesan-Caritasverband Trier. "Wir werden nie fertig sein." Dank TRIQM sehe man jetzt, was in den Einrichtungen noch zu verbessern sei, aber auch, worauf die Erzieher stolz sein könnten. Wichtig bei all der Arbeit, sagt Thelen, sei dieser Umstand: "Die uniformierte Kita gibt es nicht. Jede muss ihr eigenes Profil finden."
Mit gutem Beispiel voran geht die Einrichtung in Bollendorf. Seit 1991 habe man eine eigene Köchin im Haus, erzählt Leiterin Geisen. "Seit 1997 sind wir eine offene Einrichtung. Unser erstes Kind unter drei Jahren haben wir bereits im September 2000 aufgenommen. Seit Februar 2008 haben wir Kinder ab neun Monaten bei uns." Diese Dinge habe man also teilweise früher umgesetzt als andere Kitas, und das habe sich auch bei der Arbeit für das Projekt bemerkbar gemacht. "Andere hatten es da vielleicht nicht so leicht."
Dennoch: TRIQM sei eine große Herausforderung gewesen, aber es habe sich gelohnt, sagt Geisen.
"Wir haben immer mal Problemkinder hier - heute schauen wir uns die ganz genau an und überlegen uns, wie wir den Bedürfnissen jedes einzelnen besser gerecht werden können", sagt Irmgard Geisen. "Natürlich haben wir das auch schon vorher gemacht - aber nicht so bewusst, nicht so gezielt. Alles ist jetzt viel intensiver - auch der Austausch unter uns." Das Wichtigste sei, das Kind in die Mitte zu stellen - und das sei teilweise bis zu neun Stunden am Tag in der Kita, und nicht in der Familie. Mehr als 70 Prozent der Eltern, die ihre Kinder in die Bollendorfer Kita bringen, seien beide berufstätig, sagt Geisen.
Georg Binninger, Leiter der Abteilung Erziehung und Beratung im Bischöflichen Generalvikariat Trier, spricht vor diesem Hintergrund dann noch etwas an, das er als gesamtgesellschaftliche Aufgabe versteht: "Auf die Erzieher kommen immer mehr Anforderungen zu. Aber die Frage der Ressourcen wird nicht so deutlich formuliert wie die Frage der Anforderungen. Hier besteht Nachholbedarf - auch zum Schutz der Erzieher."Extra

Erzieher, Eltern, Pfarrer und die Verantwortlichen bei Bistum und Caritasverband für die Diözese Trier haben fünf Jahre lang darüber diskutiert - herausgekommen ist ein Rahmenleitbild, das für die katholischen Kitas zum Wegweiser für die Betreuung der Kinder geworden ist: Dabei geht es nicht zuletzt um die Verbindung von Leben und Glauben. Zudem wurden im Rahmen des Projekts verbindliche Regeln für die Zusammenarbeit mit den Eltern, den Umgang mit Beschwerden sowie die Dokumentation der pädagogischen Arbeit festgelegt - alles mit dem Ziel, die Qualität in den Einrichtungen zu sichern. Anhand eines Fragebogens haben drei Viertel der teilnehmenden 546 Kitas im Bistum Trier im Sommer 2013 den Nutzen des Projekts bewertet - insgesamt kam der Prozess positiv an. Gefragt wurde beispielsweise, wie sich die pädagogische Arbeit durch TRIQM verändert habe. 76,6 Prozent der Einrichtungen erklärten, sie habe sich "verbessert", 7,5 Prozent meinten sogar, sie habe sich "stark verbessert". Unverändert geblieben sei sie in 14,7 Prozent der Kitas, von einer Verschlechterung berichten 1,1 Prozent der Einrichtungen. eib

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort