Kein Abriss: Händler atmen auf

Bitburg · 13 Anbieter und zahlreiche Kunden atmen auf. Die Bitburger Bauernmarkthalle in der Trierer Straße wird nicht abgerissen. Denn die bald angrenzende Einkaufsgalerie soll wesentlich kleiner als geplant werden. Regionale Produkte gibt es also weiter am alten Standort. Darüber freuen sich Verkäufer und Kunden.

Bitburg. "Ich habe eine Flasche Sekt geöffnet und allen ein Glas spendiert", sagt Marlene Wagner vom Weingut Hower aus Platten lachend. Das war ihre erste Reaktion, als sie erfuhr, dass die Bauernmarkthalle in Bitburgs Innenstadt nicht dem Bau der Einkaufsgalerie zum Opfer fällt (der TV berichtete mehrfach). Davor war ihr gar nicht mehr zum Lachen zumute. "Unser Weinstand in der Halle ist so wichtig für uns. Wir haben uns hier seit 2005 einen festen Kundenstamm aufgebaut, den wir uns hart erarbeitet haben."
Von einem Schock spricht auch Christof Lausberg, der einen Geflügelhof in Niederstedem hat und in der Markthalle alles rund um das Federvieh anbietet - vom Geflügel-Fleischkäse bis zur Hähnchen-Bratwurst. "Wir haben so viel Arbeit und Herzblut in die Bauernmarkthalle gesteckt", sagt der Landwirt, der von Anfang an dabei war. "Für uns war es ein kleiner Glücksfall, dass wir bleiben können", sagt Lausberg. Auf der anderen Seite der Halle kauft Gerlinde Rings (50) aus Rittersdorf gerade ein. Zwei Kilogramm Kartoffeln, zwei Köpfe Salat sowie große und kleine Tomaten wandern in ihren Einkaufskorb. Sie ist froh, dass die Halle bleibt. Seit 2005 kauft sie regelmäßig dort ein. "Ich kann bei regionalen Anbietern kaufen. Das unterstütze ich gerne."Sozialer Treffpunkt


Hinter dem Obst- und Gemüsestand steht Elena Kranz aus Nattenheim. Seit sieben Jahren ist sie dabei. "Es wäre schade gewesen, wenn die Halle zugemacht hätte. Das ist ein schöner Treffpunkt für die Menschen", sagt sie.
Und tatsächlich. In der Halle gibt es Stammtische, die sich regelmäßig freitags treffen - zu Kaffee und Kuchen oder zum Mittagessen. Bereits um 10 Uhr sitzen Maria Jansen aus Bitburg (71), Erika und Matthias Heck (63, 65) aus Ingendorf und Maria Zahren (73) aus Messerich in gemütlicher Runde zusammen. Vor sich haben sie wahlweise ein Glas Sprudel oder Weinschorle. "Wenn die Kuchentheke geöffnet hat, nehmen wir auch Kaffee und Kuchen", sagt Maria Zahren, "wir dürfen zwar nicht mehr so viel Süßes essen, aber hier gönnen wir uns das mal."
Die Runde trifft sich gerne in der Bauernmarkthalle, weil sie so schön zentral liege. "Wir haben uns empört über den möglichen Abriss der Halle", sagt Erika Heck. "Wir unterstützen den Verkauf von regionalen Produkten, das ist ein Stück Heimat hier vor Ort", erklärt Maria Jansen. Dietmar Schmitz vom Landgasthaus Blick ins Tal aus Wißmannsdorf bietet den Mittagstisch in der Halle an. Er verkauft immer freitags rund 80 Essen in anderthalb Stunden. "Die Leute stehen Schlange bei mir."
Aus Bochum reist seit 30 Jahren Volker Füssgen mit seinem Porsche in die Eifel. "Die Halle gehört einfach zu Bitburg", sagt er. Manchmal nehme er Gemüse oder frische Eier mit. Die bekommt er bei Helene Feinen aus Metterich, die seit 2005 dabei ist. An einem guten Tag gehen 5000 Eier über ihre Theke. "Ganz viele Kunden verlassen sich auf uns, sie kommen immer wieder." Und zwar nicht nur Bitburger.Wetterunabhängig einkaufen


Aus dem gesamten Umland und aus Luxemburg kommen die Kunden. An einem Wochenende sind das laut Lausberg 1000 Besucher.
Die können jetzt auch weiter unterm Dach und wetterunabhängig ihre Lebensmittel in der Bitburger Bauernmarkthalle kaufen oder sich mit Freunden auf einen Kaffee dort treffen.Meinung

Treffpunkt mit FlairEs ist gut, dass der regionale Bauernmarkt in der Halle neben dem Sparkassengebäude bleibt. Weil er regionale Produkte bietet, weil er Treffpunkt ist und weil er irgendwie entschleunigt. Manch einer mag sich vielleicht fragen, warum man um die 13 kleinen Anbieter solch ein Aufhebens macht. Schließlich gibt es genug große Supermärkte in der Stadt. Doch in der Bauernmarkthalle hat man tatsächlich die Menschen vor sich, die die Waren eigenhändig produzieren. Und die nehmen sich Zeit für eine Beratung. Außerdem ist der Markt ein Treffpunkt, vor allem für ältere Menschen, die dort Kaffee trinken, reden, alte und neue Freunde treffen. Jetzt müssen sich nur noch mehr junge Menschen trauen, das Angebot zu nutzen. m.radics@volksfreund.deExtra

Die Bauernmarkthalle hat im Oktober 2005 direkt neben der Kreissparkasse Bitburg-Prüm in der Trierer Straße eröffnet. Das Gebäude gehört der Kreissparkasse Bitburg-Prüm. Mittlerweile verkaufen 13 regionale Anbieter ihre größtenteils heimischen Produkte. Angeboten werden Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst, Wein, Säfte, Liköre, Geflügel, Eier sowie Kaffee und Kuchen. Öffnungszeiten: freitags von 9 bis 17 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr. MRA

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