Kein Anschlag auf jüdisches Mahnmal

Das jüdische Mahnmal in Blumenthal wurde erst im vergangenen Jahr enthüllt. Vor fast vier Monaten zerplatzte die Glasscheibe des Denkmals. Untersuchungen der Polizei haben nun ergeben, dass das Mahnmal nicht einem Anschlag zum Opfer gefallen ist.

Blumenthal. (red) Das jüdische Mahnmal in Blumenthal (Kreis Euskirchen) wurde nicht zerstört. Die Glasscheibe zerplatzte durch einen Materialfehler. Das Kriminalkommissariat 31 beim Bonner Polizeipräsidium, besser als "Staatsschutz" bekannt, nahm die Untersuchungen auf, nachdem in der Nacht zum 30. Mai die 2,60 mal zwei Meter große Scheibe zersplitterte. Spuren wurden gesichert, darunter ein Schotterstein, der als mögliche "Tatwaffe" in Betracht kam. Die Untersuchungen brachten den Staatsschutz hier aber nicht weiter. Zeugen wurden befragt, aber auch dies ergab keine weiteren Anhaltspunkte.

Daniela Lindemann, Sprecherin des Polizeipräsidiums Bonn, erklärte gestern, die Untersuchungen seien eingestellt. Mit aller Wahrscheinlichkeit handele es sich nicht um ein Fremdverschulden. Das Glas sei mit ziemlicher Sicherheit durch einen Materialdefekt zersplittert. Auf der Scheibe war ein Gedicht von Nelly Sachs aufgebracht. Das Mahnmal erinnert an die ehemalige Synagoge in Blumenthal, die sich in unmittelbarer Nähe des Mahnmals befand. Trostlos sieht es derzeit am Mahnmal aus. Nur noch die Metallteile sind dort zu sehen. Die grünen Planen, die die Sicht zum dahinter befindlichen Schrottplatz nehmen sollten, sind verschwunden, was den verwahrlosten Eindruck noch verstärkt. Das Mahnmal wurde auf Initiative des Arbeitskreises Judit.H (Juden im Tal Hellenthal) errichtet und im November 2008 enthüllt. Bernward Micken vom Arbeitskreis ist auch jetzt noch nicht überzeugt davon, dass die Scheibe des Mahnmals durch einen Defekt zu Bruch ging. Mit der Firma, die das Glas lieferte, hatte er sich unterhalten. Ihm wurde versichert, ein Materialfehler sei auszuschließen. Vertreter der Firma hätten sogar demonstriert, wie stabil das Glas sei, sogar, wenn man die Scheibe verdrehe. Andererseits, so schränkt Bernward Micken ein, vertrete ein anderer Experte die Auffassung, die Scheibe habe zersplittern können, weil die Schienen, die sie hielten, und die Scheibe nicht exakt ineinander gepasst hätten, so dass es zu Spannungen gekommen sei. Bei Judit.H gehe man eher von einem Dumme-Jungen-Streich als von einem "gezielten Angriff" aus. "Aber für uns ist jetzt entscheidend: Wie geht es weiter?", sagt Micken.

Im kommenden Monat soll das Mahnmal wiederhergestellt werden. Die Arbeiten sollen bis Ende des Monats abgeschlossen sein, damit sich das Mahnmal am 9. November wieder so präsentiert wie vor einem Jahr. Da wurde es nämlich enthüllt in Erinnerung an den 9. November 1938, der Pogromnacht, in der Synagogen in Brand gesteckt wurden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort