Kein Bock, kein Schulabschluss, keine Perspektive

Die Jugend-Sachbearbeiter der Polizei, Peter Scholtes und Günter Colling, sind seit zehn Jahren in Bitburg unterwegs. Der kontinuierliche und persönliche Kontakt zu den Jugendlichen war für die beiden eine wichtige "vertrauensbildende Maßnahme".

 Beschlagnahmte Wasserpfeifen von Jugendlichen im Büro des Jugend-Sachbearbeiters Peter Scholtes. TV-Foto: Bettina Bartzen

Beschlagnahmte Wasserpfeifen von Jugendlichen im Büro des Jugend-Sachbearbeiters Peter Scholtes. TV-Foto: Bettina Bartzen

Bitburg. (beba) Der Jugend-Sachbearbeiter Peter Scholtes könnte eine Austellung mit Wasserpfeifen aus Plastikflaschen, Kupferrohren, kleinen Buddhas oder Totenköpfen ausrichten. Auch Schreckschusspistolen, Messer oder Säbel finden sich in seinem Büro. Scholtes und sein Kollege Günter Colling pflegen seit zehn Jahren den persönlichen Kontakt mit Jugendlichen und unterrichten Präventionskurse gegen Gewalt und Drogen an Schulen. "Kein Bock, kein Schulabschluss, keine Perspektive - das sind die Härtefälle", sagt Scholtes.

Vielen Jugendlichen ist nicht klar, dass der Führerschein auch schon vor dem 17. Lebensjahr in Gefahr sein kann. Jugendliche, die Drogen mitführen oder konsumieren, müssen mit einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) rechnen. Dabei wird geprüft, ob die Person überhaupt geeignet ist, einen Führerschein zu machen.

Auch Drogentests können verlangt werden. Und das wird teuer. "Momentan ist an verschiedenen Drogentreffpunkten keine Generation nachgerückt. Da hat sich unsere Arbeit gelohnt", bemerkt Scholtes.

Die neuen Medien stehen ganz oben beim Thema Gewaltprävention. In allen Schulen gibt es Fälle von Mitschüler-Mobbing. Das reicht von Beleidigungen und Drohungen über das Internet oder Mobiltelefon bis hin zur Körperverletzung. Folgen dieser Gewalttaten sind nicht selten psychische Störungen. Die Hemmschwelle sei niedriger geworden, sagt Scholtes. "Früher musste man sich treffen und miteinander sprechen. Heute wird per Handy oder Internet beleidigt und verleumdet."

Ein weitere Variante körperlicher Gewalt: das "Happy Slapping" . Der Begriff entstand 2004 in England. Dabei werden Mitschüler oder Lehrer grundlos angegriffen, während ein weiterer den Vorfall filmt. Die Aufnahmen werden über Internet oder Mobiltelefone verbreitet und die Opfer ein zweites Mal gedemütigt. Auch dies ist vereinzelt an Bitburger Schulen schon vorgekommen.

Bei manchen Schülern findet Scholtes Schreckschusswaffen. Die Softairpistolen sind von echten Pistolen nicht zu unterscheiden. Der Besitz ist eine Straftat.

Motorroller zu frisieren gehört zu den häufigsten Delikten. Wer erwischt wird, dem kann der Führerschein schon vor der Prüfung für immer entzogen werden.

Die enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Jugendamt, Sozialem Dienst, Jugendgerichtshilfe und Bewährungshelfern funktioniere gut. Der Jugendgerichtshelfer Hans-Werner Nehren vom Jugendamt Bitburg betreut Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren. Je nach Schwere der Straftat müssen sie gemeinnützige Arbeiten leisten, ein Anti-Gewalttraining absolvieren oder an sozialer Gruppenarbeit teilnehmen. In der "Gitterstunde" besuchen Sozialarbeiter mit Jugendlichen die Jugendstrafanstalt Wittlich. Der erste Eindruck vom Leben im Gefängnis soll abschreckend wirken.

Es scheint zu helfen: "Von 8500 Jugendlichen wurden in diesem Jahr 400 auffällig, und davon sind acht in einer Jugendstrafanstalt. Die meisten kommen allerdings nur einmal", sagt Nehren.

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