Dorfentwicklung Der zähe Kampf um ein lebendiges Dorf in Orenhofen

Orenhofen · Der Ortskern von Orenhofen ist regelrecht ausgestorben. Im Laufe der Jahre haben hier fast alle Geschäfte geschlossen. Die CDU wollte wenigstens einen Geldautomaten und eine Packstation einrichten. Doch auch dafür stehen die Chancen schlecht.

Kein Geldauomat, keine Packstation oder Ladesäule für Orenhofen
Foto: TV/Christian Altmayer

Die Vorhänge der „Kornstube Rudolf“ sind zugezogen. Und es wird wohl auch keiner mehr kommen, der sie hochzieht. Denn die Bäckerei ist geschossen. Im „Oawa Loaden“, nur ein paar Meter weiter, sind die Lichter schon länger aus. Und Anfang des Jahres hat es nun auch das Gasthaus an der Mittelstraße erwischt. Auch hier wird kein Bier mehr gezapft.

Der Ortskern von Orenhofen bietet derzeit einen traurigen Anblick. Ein Geschäft nach dem anderen hat hier in den vergangenen Jahren den zugemacht. Nur noch die Apotheke und die Metzgerei konnten sich halten. Es reiht sich also Leerstand an Leerstand in der zweitgrößten Gemeinde der Verbandsgemeinde Speicher. Und nicht nur dort.

Das Sterben der Läden auf dem Land — es ist an vielen Orten in der Eifel zu beobachten, und nicht erst seit Corona. Ob in Kyllburg oder Rittersdorf und sogar in der Bitburger Innenstadt stemmen sich die Gemeinden gegen das Webrechen der Infrastruktur.

Wie schwer es allerdings ist, diesen Kampf zu gewinnen, zeigt eine Debatte aus dem Ortsgemeinderat Orenhofen. Die CDU-Fraktion hat hier angeregt, auf dem Parkplatz an der Auwer Straße doch wenigstens eine Post-Packstation, einen Geldautomaten und eine Ladesäule für Elektroautos einzurichten.

„Wir haben hier immer weniger Infrastruktur, kaum noch Geschäfte“, begründet Torsten Schröder. Das Speicherer Bäckerauto und das Sparkassen-Mobil — das könne doch nicht alles sein. Da müsse man den Bürgern doch wenigstens eine Abholstation für ihre im Internet bestellten Päckchen anbieten. Oder einen von Volksbank und Sparkasse gemeinsam betriebenen Automaten, um sich Bargeld abzuheben.

Dagegen hätte auch Ortsbürgermeister Wolfgang Horn (SPD) nichts einzuwenden. Auf seine Anfragen bei Banken und DHL-Group hat der Dorfchef allerdings nur, wie er es ausdrückt: „höflich formulierte Absagen“ erhalten.

Der Bedarf an Packstationen sei gedeckt, heißt es beim Tochterunternehmen der Deutschen Post. Immerhin gibt es schon Filialen und Abholstellen in Speicher, Zemmer, Niersbach und Binsfeld. Da würde sich eine zusätzliche nicht rechnen, argumentiert ein Sprecher der Firma in einem Schreiben vom 27. Mai. Ähnlich sieht man es bei der Sparkasse, wie Horn sagt: „Man hat mir da gesagt, so ein Automat würde sich nicht lohnen. Das sei zu kostenintensiv im Service.“

Für Schröder ist diese Aussage inakzeptabel, wie er im Gemeinderat sagt: In Daleiden sei doch etwa auch ein Geldautomat in Kooperation von Volksbank und Sparkasse aufgestellt worden: „Warum sollen unsere Bürger dann für Bargeld in den Nachbarort fahren?“ Eine wirkliche Antwort hat Dorfchef Horn darauf auch nicht. Er sieht bei den Banken aber auch keinen Verhandlungsspielraum, um nochmal nachzuhaken: „Die haben das unterm Strich abgelehnt.“

In Punkto Elektro-Ladesäule sieht die Sache anders aus. Hier hätte die Gemeinde mit staatlichem Fördergeld die Möglichkeit, ein solches Gerät an der Eifellandhalle aufzustellen. Das Problem: Der Eigenanteil für Installation und Betrieb der Anlage war einer Mehrheit im Rat zu teuer. CDU-Mann Schröder wirbt zwar: „So eine Ladesäule wäre zumindest ein Zukunftspunkt für unseren Ort.“

Leon Schmitz (SPD) und viele weitere Mitglieder des Gremiums sehen das aber anders: „Ich sehe da aktuell keinen Sinn, der Bedarf ist einfach noch nicht da.“  Zudem würde so eine Säule ja nur den Besuchern des Ortes etwas nützen, und nicht den eigenen Bürgern, die ihre Elektroautos ja auch zu Hause laden könnten. Und so viele Touristen verschlage es nun auch wieder nicht nach Orenhofen. So sehen es letztlich elf der 16 Ratsmitglieder. Die Ladesäule kommt also nicht.

 Immer mehr heruntergelassene Rollladen im Orenhofener Ortskern: Bäckerei, Dorfladen und Gasthaus haben geschlossen.

Immer mehr heruntergelassene Rollladen im Orenhofener Ortskern: Bäckerei, Dorfladen und Gasthaus haben geschlossen.

Foto: TV/Christian Altmayer
 Immer mehr heruntergelassene Rollladen im Orenhofener Ortskern: Bäckerei, Dorfladen und Gasthaus haben geschlossen. Fotos (3): Christian Altmayer

Immer mehr heruntergelassene Rollladen im Orenhofener Ortskern: Bäckerei, Dorfladen und Gasthaus haben geschlossen. Fotos (3): Christian Altmayer

Foto: TV/Christian Altmayer
 Immer mehr heruntergelassene Rollladen im Orenhofener Ortskern: Bäckerei, Dorfladen und Gasthaus haben geschlossen. Fotos (3): Christian Altmayer

Immer mehr heruntergelassene Rollladen im Orenhofener Ortskern: Bäckerei, Dorfladen und Gasthaus haben geschlossen. Fotos (3): Christian Altmayer

Foto: TV/Christian Altmayer

Fragt man die Bürger von Orenhofen, was ihnen im Dorf fehlt, landet eine solche Anlage aber auch nicht unbedingt auf den ersten Rängen. „Eine Bäckerei würde ich mir wünschen“, sagt etwa Josh Hinsey, ein Amerikaner, der auf der nahen Air Base Spangdahlem arbeitet: „Dann müssten wir nicht immer nach Zemmer fahren.“ Ein Rentner ergänzt: „Ein Tante-Emma-Laden wäre schön. Aber die Leute fahren ja alle nach Speicher oder Zemmer — da lohnt sich das wohl nicht mehr.“

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