Kein Ortschef, keine Selbstständigkeit?

Malberg · Dass die Verbandsgemeinde (VG) Kyllburg mit der VG Bitburg-Land fusioniert, ist beschlossene Sache. Wenn es allerdings nach Friedel Hargarten, Ex-Ortsbürgermeister von Malberg, geht, könnte es in der Waldeifel eine weitere Fusion geben - nämlich die zwischen seiner Gemeinde und der Stadt Kyllburg. Grund für seinen Vorstoß: die vergebliche Suche nach einem Malberger Ortschef.

 Gehört das Ortsschild von Malberg bald der Vergangenheit an? Sollte die Gemeinde tatsächlich mit der Stadt Kyllburg fusionieren, würde dieses Schild wohl abgebaut werden. TV-Foto: Nina Ebner

Gehört das Ortsschild von Malberg bald der Vergangenheit an? Sollte die Gemeinde tatsächlich mit der Stadt Kyllburg fusionieren, würde dieses Schild wohl abgebaut werden. TV-Foto: Nina Ebner

Malberg. Sie hatte es immer wieder angekündigt, nun macht Karina Rodermann Ernst: Die erste Beigeordnete der Ortsgemeinde Malberg ist nicht mehr gewillt, die Geschicke ihrer 585 Einwohner zählenden Gemeinde zu lenken. Einen ehrenamtlichen Ortsbürgermeister gibt es in Malberg seit dem Rücktritt von Joachim Schmitt vor mehr als zwei Jahren nicht mehr. Seitdem führt die 48-Jährige die Amtsgeschäfte kommissarisch (der TV berichtete). "Ich glaube nicht, dass ich noch bis zur nächsten Wahl weitermachen werde", hatte Rodermann schon Anfang des Jahres verkündet. Nun zieht sie endgültig einen Schlussstrich: "Irgendwann geht\'s nicht mehr", sagt sie, "ich bin berufstätig, habe zwei Arbeitsstellen und führe auch noch einen Haushalt - das ist einfach zu viel!"
Kein Nachfolger in Sicht


Am liebsten hätte die 48-Jährige schon Ende September das Zepter an jemand anderen übergeben - nur gibt es nach wie vor niemanden, der in Malberg den Posten des Ortsbürgermeisters oder aber den des ersten Beigeordneten, der anstelle des Ortschefs dessen Aufgaben wahrnimmt, übernehmen will. "Ich werde dazu noch Gespräche im Rat führen", gibt sich Rodermann zuversichtlich, doch noch einen Freiwilligen zu finden. Einen Optimismus, den Friedel Hargarten, von 1984 bis 1994 sowie von 1999 bis 2009 Ortsbürgermeister in Malberg und weiterhin Mitglied des Gemeinderats, nicht teilen kann. "Im Rat gibt es keinen Einzigen, der den Posten des Ortsbürgermeisters übernehmen will beziehungsweise kann", sagt er. Und auch Gespräche mit anderen Malberger Bürgern, denen man den Job zugetraut hätte, hätten zu nichts geführt.
Sollte sich nach Rodermanns endgültigem Rücktritt tatsächlich niemand finden, der die Aufgabe des Ortschefs - sei es auch nur kommissarisch - übernimmt, wäre es Aufgabe des Kreises, einen Beauftragten aus der VG-Verwaltung einzusetzen, der dann die Amtsgeschäfte in Malberg weiterführt. Für den gebürtigen Malberger Hargarten ist es spätestens dann an der Zeit, Konsequenzen aus der vergeblichen Ortsbürgermeistersuche zu ziehen: "Wenn wir keinen Ortsbürgermeister oder Beigeordneten finden, der das macht, werde ich im Gemeinderat den Antrag stellen, dass die Verwaltung mit der Stadt Kyllburg Gespräche aufnehmen soll zwecks einer Fusion der beiden Gemeinden."
Positives Echo aus der Stadt


Ein Zusammenschluss, mit dem der 57-Jährige schon eine ganze Weile liebäugelt: "Kyllburg und Malberg gehören schon lange zusammen, wir könnten uns von der Infrastruktur gut ergänzen." Nur einen Katzensprung - keine zwei Kilometer - liegen die beiden Gemeinden voneinander entfernt. Während Malberg im Gegensatz zur Nachbarstadt eine Gemeindehalle aufweisen kann, kann die rund 900 Einwohner zählende Stadt Kyllburg mit Kindergarten, Schule, Bahnhof und einer Sportanlage dienen. Und so steht auch Kyllburgs Stadtbürgermeister Wolfgang Krämer dem Vorstoß Hargartens positiv gegenüber: "Das wäre für mich die vernünftigste Sache, die man machen könnte", ist er überzeugt, "wir grenzen aneinander, wir könnten gute Sachen zusammen machen, uns beispielsweise den Gemeindearbeiter und Maschinen teilen."
Dass sein Ansinnen allerdings auch im Malberger Gemeinderat und den Malberger Einwohnern auf große Gegenliebe stößt, davon ist Hargarten selbst nicht überzeugt: Er habe die Idee einer Fusion mit der Stadt Kyllburg bereits vor einigen Jahren bei einem Seniorennachmittag in Malberg vorgestellt. Die Reaktionen waren eindeutig: "Bei einer Probeabstimmung waren 100 dagegen und nur fünf dafür", sagt der 57-Jährige. Von seinem Vorhaben abbringen lassen will er sich dennoch nicht. "Es muss endlich etwas passieren."Meinung

Unpopulär, aber durchaus konsequent
Es ist ein durchaus ungewöhnlicher Vorstoß, den der langjährige ehemalige Ortschef von Malberg unternimmt: Von sich aus die Fusion seiner Gemeinde mit der Nachbarstadt ins Gespräch zu bringen, ist nicht alltäglich und auch unpopulär. Viele Freunde wird sich Hargarten mit dieser Idee wohl nicht machen. Seine Drohung ist offenbar der verzweifelte Versuch, die Malberger wachzurütteln, auf dass sich doch noch auf den letzten Drücker jemand bereiterklärt, die Aufgaben des Ortsbürgermeisters zu übernehmen. Sollte dieser Versuch allerdings nicht fruchten, ist die ins Gespräch gebrachte Fusion mit der Stadt Kyllburg durchaus konsequent: Denn ohne politisches oder aber gesellschaftliches Engagement der Bürger stellt sich durchaus die Frage, ob jede Ortsgemeinde weiterhin Bestand haben sollte. n.ebner@volksfreund.deExtra

Neben der Gemeinde Malberg gibt es im Eifelkreis Bitburg-Prüm zwei weitere Orte ohne Ortsbürgermeister: Seit der Kommunalwahl 2009 hat die knapp 200 Einwohner zählende Gemeinde Roth an der Our (VG Neuerburg) keinen Ortschef: Es hatte sich niemand zur Wahl gestellt, und seitdem ist auch niemand bereit, den Posten zu übernehmen. Weiterhin führt daher der erste Beigeordnete, Herbert Fischels, die Amtsgeschäfte kommissarisch. Ebenso wie Peter Mayer in der 150-Einwohner-Gemeinde Seinsfeld (VG Kyllburg): Nachdem Ortsbürgermeister Stefan Herres im Frühjahr 2011 seinen Posten aus persönlichen Gründen aufgab, kam die Neuwahl eines Nachfolgers mangels Kandidaten nicht zustande. Bislang hat sich niemand gefunden, der das Amt ausüben will. Deshalb führt weiterhin Mayer als erster Beigeordneter die Amtsgeschäfte - allerdings hat er bereits angekündigt, dass für ihn nach der Kommunalwahl 2014 Schluss sein wird. neb

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