Kein Platz für Platt bei Jugendlichen

Der Dialekt gilt als wichtiger Bestandteil einer regionalen Kultur. Weil das Eifeler Platt zeitweise verpönt war, ist seine Verbreitung unter Jugendlichen offenbar zurückgegangen. Gleichzeitig könnte der Wandel der Mundart und ihres Rufs die Zahl ihrer Sprecher wieder erhöhen.

Bitburg. (jk) "Wofier get et dat Woart Liebe net op Platt", möchte die Rittersdorfer Mundart-Sängerin Sylvia Nels in einem ihrer Lieder wissen. Diese Frage dürfte bei Jugendlichen aus der Eifel in den vergangenen Jahren eher selten aufgekommen sein. Denn sofern sie das Eifeler Platt überhaupt noch beherrschen, werden sie sich ihre gegenseitige Zuneigung wohl kaum im Dialekt gestanden haben.

"Ich habe in den vergangenen Jahren gemerkt, dass es Klassen gab, in denen nur noch ganz wenige Kinder Platt sprachen", berichtet Werner Pies, ehemaliger Konrektor der Edith-Stein-Hauptschule Bitburg. Es seien jedoch ganz klar Unterschiede zwischen Stadt und Land zu verzeichnen. "In den Dörfern ist der Rückgang nicht ganz so schlimm", sagt Pies.

Ähnliche Erfahrungen macht auch Bernd May, Lehrer an der Otto-Hahn-Realschule in Bitburg. In jeder Klasse sei der Anteil an Kindern, die keinen Dialekt sprechen und auch keinen Kontakt zum Dialekt haben, eher hoch.

"Auf Nachfrage sagten mir einige Schüler", so May, "dass ihre Eltern zwar mit Bekannten und auch teilweise untereinander Dialekt sprechen - jedoch weniger mit den Kindern. "Erklären lässt sich die Haltung der Eltern vermutlich oftmals durch Vorbehalte hinsichtlich der Auswirkungen des Dialekts auf die Standardsprache ihrer Kinder." Derartige Bedenken teilt May nicht: "Ganz im Gegenteil können Schüler häufig sehr gut zwischen Dialekt und Hochdeutsch unterscheiden."

Stephan Stein von der Universität Trier bezeichnet diese Form der Zweisprachigkeit sogar als Vorteil. "Wenn sowohl Dialekt als auch Standardsprache beherrscht werden, kann man in unterschiedlichen Situationen adäquat mit der Sprache reagieren", sagt der Professor für germanistische Sprachwissenschaft. Allerdings könnten durch den Dialekt beim Erlernen der Schriftsprache in der Grundschule neue Fehlerquellen entstehen. Darin sehe er jedoch keine Gefahr, wenn der Lehrer entsprechende Fördermaßnahmen ergreife.

Marlen Meyer begeistert sich unterdessen für die teilweise sogar poetische Anmutung des Eifeler Platts. Ihre Schüler möchte die Deutschlehrerin am Bitburger St.-Willibrord-Gymnasium dafür begeistern, indem sie in ihren Leistungskursen innerhalb einer Unterrichtseinheit regionale Literatur behandelt. "Der Dialekt ist eine Bekenntnis zur regionalen Identität", sagt Meyer. Das Eifeler Platt habe sich enorm verändert und werde heute in Form einer abgewandelten Umgangssprache wieder vermehrt gesprochen.

EXTRA: Umfrage: Bei einer Umfrage in der Bitburger Fußgängerzone erklären die meisten Jugendlichen, nur wenig oder gar kein Platt mehr zu sprechen. "Es wird zu Hause nicht mehr so beigebracht", vermutet die 15-jährige Alina Baumann aus Bitburg. Manuel Palzkill (23 Jahre, Hermesdorf) sagt: "Unter Freunden sprechen wir manchmal ein bisschen Platt. Aber allgemein legt keiner mehr großen Wert darauf. "Der zwölfjährige Niklas Mettel aus Körperich-Seimerich hingegen beherrscht den Dialekt noch und hat Spaß daran, sich mit einem seiner Freunde auf Platt zu unterhalten. (jk)

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