Kein Platz im Netz: Photovoltaik liegt auf Eis

Schnelles Aus für ein Sieben-Millionen-Euro-Projekt: Die geplante Fotovoltaikanlage im interkommunalen Gewerbegebiet Feuerscheid-Plütscheid wird aller Voraussicht nach vorerst nicht realisiert. Hintergrund sind Probleme, den Strom in das allgemeine Netz einzuspeisen.

 Bei Morbach im Hunsrück steht bereits eines der größten Solarkraftwerke in Deutschland. Die bis vor kurzem geplante Photovoltaikanlage im interkommunalen Gewerbegebiet Feuerscheid-Plütscheid wird vorerst nicht realisiert. TV-Foto: TV-Archiv/ Hermann Bohn

Bei Morbach im Hunsrück steht bereits eines der größten Solarkraftwerke in Deutschland. Die bis vor kurzem geplante Photovoltaikanlage im interkommunalen Gewerbegebiet Feuerscheid-Plütscheid wird vorerst nicht realisiert. TV-Foto: TV-Archiv/ Hermann Bohn

Feuerscheid/Plütscheid. Noch vor eineinhalb Jahren, im Oktober 2009, herrschte im Zweckverband "Interkommunales Gewerbegebiet Feuerscheid-Plütscheid" großer Optimismus. Auf einer 8,2 Hektar großen Fläche im Bereich "Obere Hardt" zwischen den Orten Feuerscheid und Plütscheid sollte eine Photovoltaikanlage entstehen, die 2,6 Megawatt Strom erzeugt - genug für den Jahresbedarf von 750 Haushalten. Die Investitionskosten wurden auf rund sieben Millionen Euro geschätzt. Der Zweckverband hätte von den Pachteinnahmen profitiert. Außerdem erhofften sich Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Prüm, und Patrick Schnieder, damals noch Bürgermeister der VG Arzfeld, einen Anschub für das dort geplante Gewerbegebiet.

Anlage wäre wirtschaftlich



Doch daraus wird nun offenbar vorerst nichts, die Planungen liegen auf Eis. Das hat die Firma Juwi auf TV-Anfrage bestätigt. Aloysius Söhngen hatte dies auch in der jüngsten Sitzung des Zweckverbands den Mitgliedern berichtet.

Hintergrund der Entscheidung sind laut Juwi allerdings nicht sinkende Einspeisevergütungen oder eine Unwirtschaftlichkeit der gesamten Anlage. Vielmehr sei die Tatsache ausschlaggebend, dass der dort erzeugte Strom nicht wie ursprünglich vorgesehen in das Plütscheider Ortsnetz eingespeist werden könne. Das RWE habe mitgeteilt, dass es dort für die geplanten 2,6 Megawatt keine Kapazitäten mehr gebe, berichtet Söhngen. Diese Daten werden derzeit von der Firma Juwi erneut geprüft.

Um den erzeugten Strom dennoch in das Netz zu bringen, müsste nun eine 17,5 Kilometer lange Leitung bis zum Umspannwerk nach Arzfeld gelegt werden. Diese ist jedoch so kostspielig, dass der Betrieb der Photovol taikanlage nicht mehr wirtschaftlich ist.

"Unter diesen Bedingungen rechnet sich das einfach nicht", sagt Söhngen. Auch andere Möglichkeiten, den Strom einzuspeisen, seien geprüft und verworfen worden.

"Momentan sind wir ein wenig gekniffen", sagt Söhngen. "Das ist schade, denn wir hätten damit Geld verdienen können."

Nun stellt sich für den Verband die Frage, wie das Gebiet künftig genutzt werden soll. "Es sind die am einfachsten zu erschließenden Flächen und außerdem noch relativ eben", sagt Söhngen. Von daher wäre dort eine Gewerbeansiedlung möglich. Doch dazu ist eine weitere Abstimmung mit der Firma Juwi nötig, mit der man vertraglich gebunden sei.

Diese will aber das Projekt nicht komplett abschreiben. "Juwi hat im Moment nicht vor, die angepachteten Flächen aufzugeben", sagt Pressesprecherin Ricarda Schuller. "Da die Fläche in einem noch nicht erschlossenen Gewerbegebiet liegt, besteht bei einer zukünftigen Ansiedlung von Gewerbebetrieben und einem damit einhergehenden Ausbau der Netze die Möglichkeit, dass das Projekt zeitnah verwirklicht werden kann."

Bis zur Klärung, wie es nun weitergehe, könne die Fläche aber vorerst weiter von der Landwirtschaft genutzt werden.

Meinung


Christian Brunker

Eine Photovoltaikanlage kann nicht gebaut werden, weil der Strom nicht - oder nur über teure Umwege - ins Netz eingespeist werden kann: Das ist geradezu ein Paradebeispiel dafür, woran die geplante Energiewende in Deutschland derzeit hängt. Wenn die Kernenergie durch sauberen Strom aus Sonne und Wind ersetzt werden soll - wie es derzeit quer durch alle Parteien gefordert wird -, müssen die Netze auch so ausgebaut werden, dass sie den Strom aus den zahlreichen dezentralen Photovoltaik- oder Windkraftanlagen auch aufnehmen können. Dafür muss umgehend Geld investiert werden.

Von dieser Entwicklung könnte auch die Eifel profitieren, die bei der Erzeugung regenerativer Energien seit Jahrzehnten stark engagiert ist. Bessere Stromnetze sind eine wichtige Voraussetzung, dass dieser vorbildliche Weg fortgeführt werden kann.

c.brunker@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort