Kein Sport für Weicheier

Bitburg · Eishockey hat das Image eines Sports für harte Kerle. In Bitburg spielen Amerikaner und andere Ausländer seit 30 Jahren mit deutschen Sportlern in einem Team. Die Eifel-Mosel-Bären des Eissportvereins Bitburg waren sogar schon dreimal Landesmeister.

Bitburg. Dunst liegt über der Eisfläche der Bitburger Eissporthalle. "Das ist im Herbst oft so", erklärt Axel Schier. Die feuchte Luft bildet Nebel über dem Eis. Durch den sausen an diesem Donnerstagabend ein Dutzend dick vermummter Gestalten im Dämmerlicht.
Eine umfangreiche Schutzausrüstung ist der Grund für die breiten Schultern und das martialische Aussehen der Hünen: Helm mit Visier, Halskrause, Brust-, Ellbogen-, Genital-, Knie- und Schienbeinprotektoren - und natürlich der Schläger lassen die Eishockeyspieler wie Kampfmaschinen aus einem Computerspiel aussehen.
"Eishockey ist ein sehr lauf- und vor allem ein sehr körperintensiver Sport, bei dem es schon mal auf die Knochen geht. Aber wir sind gut geschützt", sagt Axel Schier. Seit drei Jahrzehnten ist Eishockey sein Steckenpferd. Schon beim Training rasseln die Spieler manches Mal zusammen. Auf der Jagd nach dem Puck, der schwarzen, etwa 160 Gramm schweren acht Zentimeter breiten Hartgummischeibe drücken sie sich gegen die Banden. Blaue Flecken? Ja, die bekomme man, sagt Danny Engels. "Aber schwere Verletzungen sind selten."
Engels ist der Pressesprecher der Eifel-Mosel-Bären. Gleichzeitig ist er einer der Torhüter der ersten Mannschaft. Er braucht noch länger, bis er sich fürs Training angezogen hat. Mit bis zu 170 Kilometern in der Stunde kann der Puck nach einem Schlagschuss über das Eis fliegen. Engels ist deshalb über und über mit Polstern geschützt.
Auch wenn man auf gefrorenem Wasser spiele, beim Eishockey kommt man ganz schön ins Schwitzen. Und das nicht nur wegen der Ausrüstung. "Gespielt wird beispielsweise in Blöcken - 30 Sekunden auf dem Eis, eine Minute Pause", erklärt Schier. In den kurzen Einsatzzeiten belasten sich die Spieler bis zum Maximum. Deshalb lässt Andreas Weiler, einer der Bitburger Jugendtrainer, seine Jungs zum Trainingsabschluss übers Eis sprinten, dass die Kufen fast glühen. Die Zwölf- bis Siebzehnjährigen spielen wie die erste Mannschaft in der Rheinland-Pfalz-Liga.
In Bitburg trainieren Eishockeyspieler aus rund einem halben Dutzend Nationen. Das hat Tradition. "Als 1982 die Eishalle gebaut wurde, haben sich schnell Amerikaner gefunden, die eine Eishockey-Mannschaft ins Leben gerufen haben. Sie haben auch Deutsche mit ins Team geholt", erzählt Schier.
Ohne diese Aufbauhilfe hätte sich der Eishockeysport in Bitburg wohl nicht so schnell entwickelt. Und nach dem Aus für die Trierer Eishalle kamen auch viele Eishockeyspieler von der Mosel in die Bedastadt. Dieser überregionalen Zusammensetzung trägt man seit 2010 mit dem Namen Eifel-Mosel-Bären Rechnung, so Schier.
Heute sind noch mehr Nationalitäten vertreten. Spielertrainer Michal Janega hat in der zweiten tschechischen Liga gespielt, Ian Harper sogar in der höchsten US-amerikanischen Collegeliga NCAA. Wegen der vielen Ausländer ist es für die Eifel-Mosel-Bären schwer aufzusteigen.
Und dass, obwohl sie am kommenden Sonntag beim ersten Heimspiel der Saison gegen den luxemburgischen Club Beaufort die Tabellenführung übernehmen können. Denn schon in der viertklassigen Regionalliga müsste für jeden Ausländer ein Transfer beantragt werden. "Der kostet ungefähr 800 Euro pro Spieler und Jahr", sagt Co-Trainer Schier. Das könne ein kleiner Verein kaum stemmen.
Das Heimspiel gegen Beaufort ist am Sonntag, 10. November, 19 Uhr, in der Eishalle in Bitburg.
Extra

Eishockey ist ein ganz schneller Sport - viele bezeichnen ihn sogar als schnellsten Mannschaftssport überhaupt. Der Ursprung des kalten Sports liegt vermutlich im 19. Jahrhundert in Kanada, als Soldaten anfingen, Hockey auf zugefrorenen Seen zu spielen. Die modernen Eishockeyregeln lassen bis zu 22 Spieler pro Mannschaft zu, von denen (inklusive Torwart) sechs gleichzeitig auf dem Eis sein dürfen. Gespielt wird auf einer 61 mal 30 Meter großen, von Banden begrenzten Eisfläche. Das Spielt dauert 60 Miunten und ist in drei Drittel eingeteilt. Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft wurde je schon zweimal Europa- und Vizeweltmeister und gewann zwei olympische Bronzemedaillen. teuExtra

Die Eifel-Mosel-Bären im Eissportverein Bitburg haben rund 40 Seniorenspieler und etwa 25 Jugendspieler. Die erste Mannschaft spielt in der Rheinland-Pfalz-Liga, die zweite Mannschaft in der Bezirksliga. Die größten Erfolge: Aufstieg in die zweithöchste nationale Spielklasse (zweite Eishockey Bundesliga Nord) 1994, dreimal in Folge Rheinland-Pfalz-Meister (2010, 2011, 2012) Trainingszeiten: Montag 18 Uhr Nachwuchs; Dienstag 19 Uhr erste Mannschaft, 20.30 Uhr zweite Mannschaft; Donnerstag: 19 Uhr Nachwuchs, 20.30 Uhr erste Mannschaft; Samstag: 11 Uhr Nachwuchs, 12.15 Uhr zweite Mannschaft. teu Internet: www.eishockey-bitburg.de

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