"Kein weiteres Desaster"

BITBURG/PRÜM. Einstimmig hat der Kreistag Bitburg-Prüm die Weichen für die Restmüll-Behandlung ab 2007 gestellt. Bei der Bewertung der Vorgeschichte ergaben sich allerdings Deutungsunterschiede.

"Das ist die kürzeste Kreistagssitzung meines Lebens." Landrat Roger Graef (CDU) wirkt sichtlich erfreut, als er die Kreistagsmitglieder und Zuhörer bereits nach rund einer Stunde entlassen kann. Nach Klärung einiger Fragen im nichtöffentlichen Teil scheint die öffentliche Abstimmung über die Restmüllentsorgung nur noch Formsache. Es geht darum, nach der Pleite des Investors Herhof die Trockenstabilat-Anlage in Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg) quasi aus eigener Hand fertig zu stellen und zu betreiben. Dazu dient die Gesellschaft für regionale Abfallwirtschaft mbH, eine Tochter des Zweckverbands Regionale Abfallwirtschaft. "Vor einigen Jahren haben wir in der Region in großer Einigkeit den Weg mit Herhof beschreiten wollen. Leider ist dies gescheitert", erinnert CDU-Fraktionssprecher Patrick Schnieder an die Turbulenzen. Die inzwischen angestrebte Lösung sei die flexibelste und für den Gebührenzahler günstigste. Auch Bernd Spindler (SPD) ist "froh, dass die Betriebsführung in eigenen Händen bleibt". Die Wertschöpfung solle innerhalb der Region bleiben. Allerdings schlägt er auch kritische Töne an: "Warum hat uns das Projektbüro damals nicht gewarnt, dass es Probleme beim Verfahren geben könnte, etwa was die Abnahme des Trockenstabilats betrifft? Ein weiteres Desaster können wir uns nicht leisten." Spindler regt ein zukunftsfähiges Abfallvermeidungskonzept an und wünscht sich die jüngst erfahrene Transparenz auch bei den anstehenden Vertragsentwürfen. Rudolf Rinnen (FWG) greift gezielt Spindlers Wortbeitrag auf, an dem ihn das Wort Desaster stört: "Wir haben uns vor Jahren für einen eigenen Weg mit einem innovativen System entschieden, um nicht in Abhängigkeit der großen Entsorger zu geraten. Das war richtig, denn die Region ist stark genug."Auf Elfriede Fuchs folgt Ingo Zwank

Oswald Britz (FDP) sieht die Region auf einem guten Weg: "Wir hoffen, dass die Anlage bald fertiggestellt werden kann, und wir hoffen auf einen guten Preis bei den Gebühren für die Bürger." Für Regino Esch (Bündnis 90/Die Grünen) ist der Betrieb der Anlage wichtig, um Erfahrung mit der neuartigen Technik sammeln zu können. Die Entsorgung in der Region zu erledigen und weiter an der Müllvermeidung zu arbeiten, seien die richtigen Schwerpunkte. Einstimmig weist der Kreistag seine Vertreter im Zweckverband Regionale Abfallwirtschaft an, dem mit anderen Kreisen und der Stadt Trier abgestimmten Beschlussvorschlag zu folgen. Mit der Entscheidung für den Betrieb einer eigenen Gesellschaft auf fünf Jahre wollen sich die Kommunen bewusst die Option offen halten, danach die Entsorgung möglicherweise in private Hände zu geben. Per Handschlag verpflichtet Landrat Roger Graef das neue Kreistagsmitglied Ingo Zwank. Der Bollendorfer rückt von der SPD-Liste für Elfriede Fuchs nach, die ihr Mandat aus beruflichen Gründen niedergelegt hat. "Als Kreistagsmitglied darf ich in meinem Beruf als Anwältin nicht Interessen vertreten, bei denen es gegen die Kreisverwaltung geht", erklärt Fuchs ihren Schritt im Gespräch mit dem TV. Fuchs war 2001 bei der Urwahl des Landrats gegen Amtsinhaber Roger Graef angetreten und 2004 für die SPD in den Kreistag eingezogen. GELD SEITE 5

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