Kein Zeichen der Identität

Wenn man die Bernkastler fragt, ob sie lieber BKS als WIL auf ihrem Aufokennzeichen stehen hätten, sagen die meisten ja. Die gleiche Antwort bekommt man, wenn man die Frage, ob lieber PRÜ als BIT auf den Nummernschildern stehen soll, in Prüm stellt.

Daran ist nichts Überraschendes. Ob man daraus auf ein besonders großes Bedürfnis nach regionaler Indentifikation schließen kann, wie es die Initiatoren der Kampagne zur Wiedereinführung früherer Nummerschild-Vielfalt tun, ist allerdings zweifelhaft.

Fakt ist, dass es in Zeiten weltweit vernetzter Computer auch in großen Staaten wie der Bundesrepubklik für die Ermittlung des Fahrzeughalters völlig unerheblich ist, was auf einem Kennzeichen steht, sofern es lesbar und einzigartig ist. Deshalb könnte man durchaus jedem das Kennzeichen geben, das er haben möchte: Vier oder fünf Buchstaben plus dreistellige Nummer. Entweder billig zugeteilt oder gegen eine so saftige Gebühr frei wählbar, dass die Zulassungsstellen kostendeckend arbeiten würden.

Wenn die Menschen so frei wählen könnten, würden vermutlich aber nicht Kennzeichen wie PRÜ-X 412 oder BKS-Z 731 herauskommen, sonderm vielmehr ERN-A 111, LAR-S 888 und noch viel häufiger SEX-Y 666 oder IDI-OT 333. Denn Autos sind zwar - das belegen auch diverse mehr oder weniger lustige Aufkleber - durchaus für viele eine Plattform zur Selbstdarstellung. Das Selbst, das da dargestellt wird, hat aber tausende Facetten, von denen die regionale Identität nur eine ist - und für die allermeisten nicht die allerwichtigste.

Wenn man also an den Regelungen für Auto-Kennzeichen etwas ändert, dann richtig. Wichtiger wäre dabei, dass man nicht bei jedem Umzug in einen neuen Kreis ein neues Kennzeichen braucht und sich so die kaum verstehbar hohen Summen, die Nummernschild-Macher verlangen, sparen könnte

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