Kein Zug, kein Geld, aber Gleise

Sie rasten, rosten und kosten: Die Bahnstrecke zwischen Bitburg und Erdorf wird kaum noch genutzt, verursacht aber Jahr für Jahr ein Minus von etwa 144 000 Euro. Dennoch halten Bitburgs Fraktions-Chefs daran fest. Grund ist der geplante Flugplatz-Ausbau.

 Hauptgrund für die Stadt Bitburg, die Bahnstrecke zu kaufen, war die Neuordnung der Verkehrsströme in Bitburgs Süden, wo es seit 2008 nun über die Gleise von der Güterstraße (links) zum Südring (rechts) geht. TV-Foto: Archiv

Hauptgrund für die Stadt Bitburg, die Bahnstrecke zu kaufen, war die Neuordnung der Verkehrsströme in Bitburgs Süden, wo es seit 2008 nun über die Gleise von der Güterstraße (links) zum Südring (rechts) geht. TV-Foto: Archiv

Bitburg. Auf der gut sechseinhalb Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Erdorf und Bitburg rollt nicht viel. "Im vergangenen Jahr gab es knapp 30 Schienenbusfahrten", bilanziert Hubert Lehnen, stellvertretender Leiter der Stadtwerke, die für die Strecke zuständig sind. 2002 hat die Stadt die Gleise für etwa 1,2 Millionen Euro gekauft und umgebaut, nachdem die Bahn ihren Güterverkehr nach Bitburg eingestellt hat.

Damals transportierte auch die Brauerei noch Rohstoffe über die Schienen. "Aber der Hauptgrund für den Kauf war, dass die Stadt das Umfeld des alten Bahnhofs erschließen und umgestalten wollte und die Verkehrsströme im Süden Bitburgs mit einer Anbindung über die Gleise neu geordnet wurden", sagt Lehnen. In Eigenregie konnte die Stadt dabei auf den Bau teurer Brücken verzichten, die sonst Auflage für die Verkehrsführung von der Güterstraße über die Schienen zum Südring gewesen wären.

Dieses vorerst letzte große Verkehrsprojekt der Stadt wurde 2008 abgeschlossen. Seither kosten die Gleise. Und zwar Jahr für Jahr.

Warten auf den Frachtflug-Betrieb



Die Einnahmen durch Trassengebühren, die im Wirtschaftsplan 2010 mit 1500 Euro kalkuliert sind, tendieren in der Realität allerdings mit etwa 500 Euro wie im Jahr 2009 gegen null.

Dennoch plädieren die Fraktions-Chefs des Stadtrats für den Erhalt der Strecke. Nicht nur, weil die Stadt dazu durch einen Vertrag mit dem RWE verpflichtet ist, das dort in eine Verladestation für Trafos investiert hat. Dahinter steht ein anderes großes Verkehrsprojekt - der geplante Fracht- und Industrieflughafen, zu dem der Bitburger Flugplatz ausgebaut werden soll.

"Ich halte es grundsätzlich für eine sinnvolle Kombination, wenn ein Flugplatz auch an die Schiene angebunden ist. Köln-Bonn hat dadurch sehr gewonnen", sagt Günter Krahé, Geschäftsführer der Flugplatz Bitburg GmbH. Konkrete Aussagen dazu, ob und wann die Gleise im Rahmen des Flugplatz-Ausbaus gebraucht werden, seien aber derzeit noch nicht möglich.

"Wir sollten abwarten, ob die Gleise beim Flugplatz-Ausbau gebraucht werden. Jetzt ist der falsche Zeitpunkt, um über eine Umnutzung zu diskutieren", sagt Marie-Luise Niewodniczanska (FDP). "Wir müssen die Strecke behalten, bis klar ist, ob sie bei der fliegerischen Nutzung des Flugplatzes benötigt wird", sagt auch Manfred Böttel (FBL).

Das ist auch Meinung von CDU und Liste Streit. Sie stellen aber zur Diskussion, wer in der Zwischenzeit für den Unterhalt der Strecke aufkommt. "Die Bahnstrecke sollte durch den Flugplatz-Entwickler funktionstüchtig gehalten werden. Zumindest die Freischneide-Arbeiten könnten die übernehmen", sagt Peter Wagner (CDU). "Es ist schon eine Frage wert, wer die Unterhaltungskosten trägt", findet Willi Notte (Liste Streit). Die Grünen würden am liebsten sofort auf den Kostenfaktor verzichten. "Wir sind für eine Umnutzung der Gleise als Fahrradweg und damit für eine vernünftige Anbindung der Stadt ans Radwegenetz", sagt Johannes Roß-Klein (Grüne), der keine realistische Nutzung als Bahnstrecke sieht. Dem widerspricht Stephan Garçon (SPD): "Die Bahn wird spätestens nach dem Versiegen fossiler Brennstoffe wieder ein zukunftsfähiges Verkehrsmittel werden. Der Abbau von Gleisen und Brücken wäre eine infrastrukturelle Sünde."

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