Kein "zweites Stahl" im Wingert

BITBURG-MASHOLDER. Der Stadtteil Masholder soll erweitert werden. "Im Wingert" will der Ortsbeirat allerdings nur Häuser mit einem Vollgeschoss zulassen, um Verhältnisse wie im benachbarten Stadtteil Stahl zu vermeiden.

450 Einwohner zählt der Bitburger Stadtteil Masholder. Der Ortskern weist schöne alte Häuser auf. Die Dorfkapelle ist 220 Jahre alt. Klein, idyllisch und doch in unmittelbarer Nähe zur Kreisstadt Bitburg. Auf die attraktive Lage und Verkehrsanbindung sind die Bürger stolz. Auch das dörfliche Flair will der Ortsbeirat behalten. Ein Geschoss muss reichen

Der Bauausschuss der Stadt beschloss im Juli 2004, im Bereich "Im Wingert" einen Bebauungsplan für ein Wohngebiet aufzustellen. Der private Auftraggeber des Bebauungsplans und Erschließungsträger, die Grundbesitz- und Beteiligungsunternehmung Schuh in Bitburg, schätzt vor allem die interessante Wohnlage. Aufgrund der Nähe zu Bitburg und der guten Verkehrsanbindung ist das Fleckchen Grün bei künftigen Häuslebesitzern heiß begehrt. Östlich und südlich begrenzt durch landwirtschaftliche Flächen, liegt das Gebiet am südöstlichen Rand von Masholder. Entlang der Straßen "Im Wingert" und "Zur Heide" grenzt es an die dortigen Wohnhäuser. Das mit dem Bebauungsplan beauftragte Planungsbüro Isu in Bitburg legte einen ersten Entwurf vor. 22 Baugrundstücke sind auf einem 1,9 Hektar großen Baugebiet bei einer Mindestgrundstücksgröße von 500 Quadratmetern vorgesehen. "Meanderförmig" soll sich die Straße durch das Wohngebiet schlängeln und an einer Wendeanlage enden, erklärte Albert Mohr vom Planungsbüro in der Sitzung des Ortsbeirats. Die 5,50 Meter breite Straße soll als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen werden. Die Wohnhäuser sollen sich harmonisch am Straßenverlauf orientieren. "Die Dachgauben dürfen nicht an den Rand gepflastert werden, wie es so oft in Luxemburg der Fall ist", sagte Mohr. Auch für ausreichend Grün soll gesorgt werden. Ursprünglich war auch eine Ausweisung als reines Wohngebiet im Gespräch, um die Lärmbelastung durch Gewerbebetriebe wie zum Beispiel Gaststätten zu vermeiden. Aber laut Mohr hat ein reines Wohngebiet in Masholder keine Chance, weil die Immissionen im Allgemeinen zu hoch sind. Deshalb bleibt nur die Ausweisung als "Allgemeines Wohngebiet", die beschränkt auch andere Nutzungen zulässt. Eigentlicher Stein des Anstoßes in der Diskussion war die Frage der Geschoss-Begrenzung. Das Planungsbüro und der Investor Bernd Schuh wollen die Grundstücke voll nutzen. Deshalb schlagen sie ein Höchstmaß von zwei Vollgeschossen vor. Doch Mitglieder des Ortsbeirats fürchten ein "zweites Stahl". Die Gebäude im westlichen Stadtteil von Bitburg weisen bis zu vier Vollgeschosse auf. Angst hat der Ortsbeirat auch vor durch Autos verstellte Straßen und zu enger Bebauung. Mit seinen Vorstellungen und Wünschen orientiert sich der Beirat an dem Wohngebiet "Auf Quart" in Masholder. Stephan Garçon, Fraktionssprecher der SPD im Stadtrat, sieht Masholder als Stadtteil, der sich vor seiner Verantwortung drückt. Garçon wirft dem Ortsbeirat unter anderem eine familienfeindliche Einstellung vor. Nur die Reichen hätten bei diesen Konditionen eine Chance auf ein Häuschen am Stadtrand. Gerade Familien mit mehreren Kindern würden aber zwei Vollgeschosse vorziehen. Auch Mohrs Einwand, dass im Ortskern doch auch Häuser mit zwei Vollgeschossen zu finden seien, fruchtete im Ortsbeirat nicht. Das Gremium stimmte in seiner Beschlussempfehlung für den Bauausschuss einstimmig für die Zulassung von nur einem Vollgeschoss.

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