Keine Angst vorm bösen Wolf: Kehrt das Raubtier in die Eifel zurück?

Usch/Wiesbaum · Der Eifeler Wolfsberater Hubertus Becker spricht heute beim Nabu Kylleifel über die mögliche Rückkehr des Tieres und was das für die Region bedeuten könnte. Dem TV hat er vorab von seinen Erfahrungen mit dem Wildtier berichtet - und von dessen Faszination.

Der letzte Wolf der Eifel wurde 1888 in dem Revier geschossen, das Hubertus Becker später 20 Jahre lang als Förster geleitet hat, im Revier Steffeln, genauer noch: bei Auel. Um die Tiere einmal in freier Wildbahn zu erleben, musste der Wolfsberater im Herbst in die Lausitz fahren. Dass sie sich auch in der Eifel wieder ansiedeln, hält er für möglich - oder sind sie bereits hier, ohne dass es einer weiß?

Fragen wir doch den Experten: "Der Wolf ist kein ganz unauffälliges Tier. Wäre er bereits da, würde man das auch bemerken", sagt Becker. Fügt aber hinzu: Der Westerwald-Wolf (der TV berichtete) sei ja damals bei Gießen angefahren worden und dann ein ganzes Jahr lang verschwunden gewesen, bevor er wieder aufgetaucht sei - "und daran sehen wir, wie versteckt er auch leben kann". Trotzdem halte er es im Moment eher für unwahrscheinlich, dass es bereits wieder Wölfe in der Region gebe, sagt Becker.

Dass sie aber wieder in die Eifel zurückkehren, die immerhin "über größere zusammenhängende Waldflächen" verfüge, also nicht ganz unattraktiv für das Tier sei, glaubt Becker schon: "Der Wolf wird sich von sich aus wieder ansiedeln, wenn die Verhältnisse ihm zusagen - ohne dass wir aktiv etwas tun müssen."

Wo aber etwas getan werden müsse, sei "bei der Akzeptanz in der Bevölkerung." Zum einen unter den Jägern: "Die sehen oft eine Art Konkurrenz im Wolf, sind ihm gegenüber reserviert und ängstlich." Zum anderen unter Nutztierhaltern. Deren Schafe und Ziegen hat er früher nunmal gerissen. "Aber es gibt heute andere Möglichkeiten zum Schutz", sagt Becker. "Wir müssen die alte Tradition mit moderner Technik paaren."

Dass der Wolf vor mehr als 100 Jahren quasi "ausstarb", habe mehrere Gründe gehabt: "Mit dem Wald als Lebensraum ist auch das Wild als seine Beute verschwunden. Das Problem war eben, dass der Wolf sich dann auf Nutztiere verlagert hat. Zudem war die Tollwut ein Punkt, der ja auch für den Menschen zur Gefahr wurde", sagt Becker. Und nicht zuletzt sei der Wolf als satanisch dargestellt und Hass gegen ihn geschürt worden.

Auf Becker aber übt das Tier - "dieser herausragende, anpassungsfähige Jäger, der mit einer gewissen Mystifizierung behaftet ist" - eine Faszination aus. Und die kontroverse Diskussion um das Raubtier? "Spannend", sagt der Wolfsberater. Den Managementplan des Landes (siehe Extra) halte er für eine "gute Sache". Ein solcher solle bald auch für den Luchs fertiggestellt werden - ein Tier, das "richtig versteckt" lebe. "Wir wissen, dass sich einzelne Luchse wieder hier angesiedelt haben", sagt Becker, der seit mehr als zehn Jahren auch Luchsberater ist: "Ich habe Hinweise gesammelt, es gibt auch Fotos. Selbst gesehen habe ich noch keinen."

Und der Wolf? Dem Menschen wirklich gefährlich werden könne er nicht: "Der Wolf ist ein großer Beutegreifer, das ist kein Streichelzoo. Aber der Mensch gehört nicht in sein Beuteschema. Man muss sich da keine Horrorszenarien ausmalen", sagt Becker. Der Wolf habe eine natürliche Scheu vor dem Menschen - solange man ihn nicht anfüttert. "Aber das sollte man mit anderen Wildtieren auch nicht." Für Becker gehört der Wolf zurück in die Eifel. Sollte mit ihm das ein oder andere Problem anreisen, "dann kann man das lösen".

Hubertus Becker hält heute ab 20 Uhr im Anschluss an die Jahreshauptversammlung des Naturschutzbundes Nabu Kylleifel den Vortrag "Willkommen zurück: Wolf in der Eifel". Der Nabu Deutschland hat vor zehn Jahren das Projekt "Willkommen Wolf!" begonnen. Seit rund 15 Jahren werden die wilden Tiere im Land wieder gesehen.
Veranstaltungsort ist die Kantine des WKV im Gewerbegebiet Higis, Wiesbaum. Der Eintritt ist frei.Extra

Hubertus Becker ist 1961 in Trier-Quint geboren, unter anderem in Prüm aufgewachsen und lebt heute in Usch. Er ist von Haus aus Förster und hat 20 Jahre lang das Revier Steffeln geleitet. Aufgrund einer Knieverletzung wechselte er zur Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord ins Wasserwirtschaftsamt. Mittlerweile ist er Frührentner, aber aktiv im Ehrenamt unterwegs: Der ehemalige Jäger entdeckte schon vor Jahren sein Faible für den Naturschutz, engagiert sich beim Nabu Kylleifel, kennt sich mit Wildkatzen aus und ist Luchs- und Wolfsberater (Foto: TV-Archiv, Juliane Renk).eibExtra

Der Managementplan des Landes legt fest, dass in Wolfsgebieten Herdenschutzhunde sowie der Bau von Zäunen gefördert werden. Das Land übernimmt 90 Prozent der Kosten. Sollten Wölfe ein Schaf oder eine Ziege töten, bekommen die Tierhalter den Wert erstattet. Der neue Leitfaden listet Handlungsabläufe, Ansprechpartner und Maßnahmen bei Konflikten auf. Wer ein Foto von einem heimischen Wolf liefert, kann künftig 100 Euro Belohnung bekommen. Wer einen Wolf oder Luchs sichtet, kann das über die Großkarnivorenhotline Rheinland-Pfalz unter Telefon 06306/911199 melden. eib

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