Keine Aussicht auf Ausbau

Waxweiler · Die Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld will die Grundschule Waxweiler vergrößern, um die Räume für das Ganztagsangebot zu schaffen. Doch die Landesregierung verweist auf die leerstehende Hauptschule und will die 732 000 Euro teure Erweiterung nicht mit 60 Prozent fördern. Damit stecken die Schulplanungen der VG in der Sackgasse.

 Die Grundschule in Waxweiler hat seit zwei Jahren ein Ganztagsangebot. Noch bislang fehlt es an zusätzlichen Räumen. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Die Grundschule in Waxweiler hat seit zwei Jahren ein Ganztagsangebot. Noch bislang fehlt es an zusätzlichen Räumen. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Waxweiler. Es ist selten, dass Andreas Kruppert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld, seinem Ärger öffentlich Luft macht. Doch die Haltung der Landesregierung zur Erweiterung der Grundschule St. Willibrord Waxweiler lässt ihn am gesunden Menschenverstand in Mainz zweifeln.
Der Reihe nach: Seit zwei Jahren gibt es in Waxweiler ein Ganztagsangebot (der TV berichtete). Rund 40 der insgesamt 98 Kinder nutzen es derzeit. Weil die Schule aktuell nicht in jedem Jahrgang zwei Klassen hat - wofür sie ausgelegt ist - kann die ausstehende Erweiterung bislang durch leerstehende Klassenräume kompensiert werden. "Das wird sich aber im nächsten Jahr ändern", sagt Schulleiterin Sandra Dhur. Aufgrund der Geburtenzahlen wird die Schule in den nächsten Jahren wieder durchgängig zweizügig sein, 29 Kinder sind für das kommende Jahr angemeldet. Deshalb brauche man ab dem Sommer dringend neue Räume, sagt Dhur.
Diese sollten nach den Plänen der VG in einem Anbau eingerichtet werden. Für die Finanzierung des auf 732 000 Euro taxierten Projekts ist die VG aber auf Unterstützung angewiesen. Neben 71 000 Euro vom Kreis hoffte man auf einen Landeszuschuss von 476 000 Euro. Doch genau daran hakt es seit vielen Monaten - und das, obwohl die Pläne bei der baufachlichen Prüfung als bedarfgerecht eingestuft worden sind, wie Kruppert betont.
Bei einem Treffen mit Verantwortlichen der Landesregierung in Waxweiler wollte Kruppert nun Überzeugungsarbeit leisten. "Aber das ist ziemlich unbefriedigend gelaufen", bilanziert der VG-Chef. Das Land verweigere die Förderung mit dem Verweis auf die leerstehende Hauptschule.
Vonseiten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) heißt es, man habe in dem Gespräch verschiedene Handlungs- und Fördermöglichkeiten für den Schulstandort Waxweiler besprochen. Für die Hauptschule sprechen aus Sicht der ADD die unmittelbar verfügbaren Räume sowie die Tatsache, dass darüber hinaus mehr Platz für besondere pädagogische Konzepte vorhanden sei. Aber für welche der im Raum stehenden Varianten man sich entscheide, sei Sache der VG als Schulträger, sagt Eveline Dziendziol, Pressesprecherin der ADD.
Doch angesichts der schlechten Kassenlage der VG Arzfeld ist es mit der kommunalen Entscheidungsfreiheit nicht weit her. Kruppert verweist auf die Berechnungen, die man in seiner Verwaltung angestellt habe: 430 000 Euro müsse man demnach investieren, um vier bis fünf Räume der Hauptschule für das Ganztagsangebot herzurichten. Dafür habe das Land eine Förderung von 260 000 Euro in Aussicht gestellt. Diese Summe, sagt Kruppert, dürfe man zwar alternativ auch für eine Erweiterung der Grundschule verwenden. "Aber dann hätten wir 450 000 Euro selbst zu tragen", sagt Kruppert, "und das können wir uns nicht leisten." Indirekt zwinge das Land der VG damit eine Variante auf, die am Ende auch noch teurer sei, sagt Kruppert. Denn die Hauptschule biete rund 4000 Quadratmeter Nutzfläche, von denen man aber nur wenige wirklich brauche. Dennoch müsse man aber das komplette Gebäude instand halten und heizen, sagt Kruppert. Auf 60 000 Euro pro Jahr schätzt die VG die so entstehenden Kosten. Bei einem Anbau der Grundschule wären es nur 28 000 Euro. Auf eine 40-jährige Nutzung gerechnet, spreche man von einer Belastung von 1,3 Millionen Euro.
Die ADD hingegen verweist darauf, dass man von der VG noch keinen solchen Kostenvergleich vorgelegt bekommen habe. Deshalb könne man zu den laufenden Kosten auch derzeit nichts sagen. Diese müssten natürlich auch bei den Investitionen berücksichtigt werden.
Besonders ärgert Kruppert, dass die Qualität der Bildungsangebote von der finanziellen Leistungsfähigkeit der Schulträger abhänge: "Das kann doch nicht sein." Wenn Angebote wie Ganztagsschulen gewollt seien, könne man nicht die Kommunen mit einem Großteil der Kosten dafür alleine lassen. "Ganztagsschulen sind ja kein Luxus." Wie es nun weitergehen soll und wie man sich aus der Sackgasse manövriert, darüber soll der VG-Rat in der nächsten Sitzung am 11. April diskutieren.Meinung

Kein Ruhmesblatt
Die Situation ist schwer verständlich: Man richtet ein Ganztagsangebot ein, hat aber keine abschließende Antwort darauf, wo denn die benötigten Räume herkommen sollen. Bislang konnte man sich glücklicherweise mit leeren Klassenräumen behelfen, doch das wird im nächsten Schuljahr nicht mehr funktionieren. Zwei Jahre lang hatte man Zeit, das Problem zu lösen und steht doch wieder ziemlich am Anfang. Das ist weder für die VG Arzfeld noch für die ADD ein Ruhmesblatt. Die Grundschule erweitern oder doch die Hauptschule reaktivieren? Für beide Möglichkeiten gibt es Argumente und welche langfristig sinnvoller ist, lässt sich aus der Distanz schwer beurteilen. Klar ist nur eines: Keine der Varianten wird bis zum Sommer fertig sein, so dass am Ende die Schüler die Sache ausbaden müssen. In deren Sinne muss umgehend eine Lösung gefunden werden. c.brunker@volksfreund.deExtra

Die Eltern warten ungeduldig darauf, dass der seit langem zugesagte Ausbau des Grundschulgebäudes endlich begonnen wird. In einem Schreiben hat sich Johannes Trapp, der Vorsitzende des Fördervereins der Schule, an das rheinland-pfälzische Bildungsministerium gewandt. Darin zeigt man sich verwundert darüber, dass nun wieder von einer Nutzung der Hauptschule die Rede sei. Dieser Gedanke sei bereits bei der Planung der Ganztagsschule intensiv diskutiert, dann aber wegen der enormen Investitionskosten verworfen worden. Deshalb bitte man darum, den Antrag der VG zu genehmigen. ch

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