Keine Entwarnung, aber ein kleiner Lichtblick

Wiesbaum/Daun/Gerolstein · Schwierige Zeiten auch für die Landwirtschaft im Kreis Vulkaneifel: Viele Betriebe sorgen sich um ihre Existenz. Bauernverbandschef Marco Weber hat nun zumindest die Hoffnung, dass der Milchpreis steigen könnte.

Wiesbaum/Daun/Gerolstein. Lothar Schütz weiß, wovon er spricht, wenn er sagt: "So schlecht wie in jüngster Zeit war es in der Landwirtschaft noch nie." Der 53-Jährige hat Anfang der 1980er Jahre den Betrieb seines Vaters in Wiesbaum übernommen, heute stehen bei ihm 140 Milchkühe in den Ställen. Deshalb ist er auch arg gebeutelt worden vom Verfall des Milchpreises: "Es ist doch leicht auszurechnen, was uns fehlt, wenn wir 100 000 Liter im Monat an die Molkerei liefern und der Preis um zehn Cent fällt." Derzeit mache es "nicht wirklich immer Spaß, Bauer zu sein", aber aufgeben ist keine Option für Schütz, auch weil sein Sohn Thomas (25) im Familienbetrieb mitarbeitet. "Besonders für die jungen Leute wie ihn braucht es für unsere Branche eine vernünftige Perspektive für die Zukunft."
Auf den Hof von Schütz hat der Vorsitzende des Kreisbauernverbands, Marco Weber (Lissendorf), am Freitag eingeladen. Zu einem Erntegespräch, bei dem es aber weniger darum geht, was schon eingefahren werden konnte, sondern was noch auf den Feldern und Wiesen steht.
Nasse Böden sind ein Problem


Beispielsweise Getreide: "Es steht gut auf dem Feld, aber wir fürchten, dass sich wegen der Nässe Schimmelpilze bilden", sorgt sich Weber. Sollte das Wetter Mitte des Monats mitspielen, könnten die Bauern bei der Ernte "noch mit einem blauen Auge davon kommen."
Die starken Niederschläge in den vergangenen Wochen hätten allerdings dazu geführt, dass die Wiesen und Äcker so nass seien, dass die Flächen teilweise nicht befahrbar seien. Um das Ernte-Ergebnis erträglich zu gestalten, "brauchen wir Sonne, Sonne, Sonne", sagt der Bauernverbandsvorsitzende und Vorsitzende des Landtagsausschusses für Umwelt, Energie und Ernährung.
Für viel Gesprächsstoff - und Verdruss - hat der dramatische Verfall des Milchpreises bei den Bauern gesorgt. Die Lage sei nach wie vor ernst, sagt Marco Weber, aber es gebe zumindest einen kleinen Lichtblick. "Die Menge an Milch, die auf den Markt kommt, geht zurück, und es wird wieder mehr exportiert, beispielsweise nach Afrika", sagt der 41-Jährige, der mit seiner Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Schweinezucht und Ackerbau betreibt. "Derzeit liegen wir bei 20, 21 Cent pro Liter, was natürlich noch weit entfernt ist von einer kostendeckenden Produktion. Aber mit Blick auf die erwähnten Entwicklungen auf dem Markt bin ich vorsichtig optimistisch, dass der Preis etwas nach oben geht." Auch wenn es noch keine Insolvenzen gegeben habe, sei die Branche an einen Punkt angekommen, an dem ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb nicht mehr wirtschaftlich arbeiten könne.
Perspektive für die Betriebe


Um die schwierigen Zeiten zu überbrücken, helfen auch die örtlichen Banken. "Die Lage ist schwierig", sagt der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Vulkaneifel, Dietmar Pitzen. "Um die durchzustehen, unterstützen wir die Landwirte gern, aber wichtig ist eine Perspektive für die Betriebe, wie und wann sie wieder Geld verdienen."
Für den Vorsitzenden der Landjugend im Kreis, Sebastian Reif, ist es wichtig, "das Image der Landwirtschaft zu verbessern, auch um junge Menschen zu finden, die nicht aus der Branche kommen, sich aber für das Berufsfeld interessieren."
Denn davon würden in der Zukunft immer mehr gebraucht. "Öffentlichkeitsarbeit ist in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden. Das müssen wir ändern." sts
Extra

Im Landkreis Vulkaneifel gibt es nach Auskunft des Bauernverbands noch rund 200 Vollerwerbslandwirte. Ein deutlicher Rückgang gegenüber 2008. Damals gab es noch 420 Vollerwerbsbauern und 530 im Nebenerwerb. 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Kreis nimmt der Weizen ein, 30 Prozent Sommergerste, fünf Prozent Mais (Rest Raps und andere Pflanzen). sts

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