Keine Gnade für Basilika-Architekten

PRÜM. Die Pfarrgemeinde St. Salvator Prüm hat sich von ihrem bisherigen Basilika-Architekten Dieter Müller getrennt. Begründet wird der Schritt mit Unstimmigkeiten um die Sanierung des in die Jahre geratenen Südturms.

"Ich sehe nicht ein, dass wir uns hier dauernd Probleme machen." Robert Lürtzener, Pastor der katholischen Pfarrgemeinde St. Salvator Prüm, hat vor einigen Tagen zusammen mit seinem Verwaltungsrat Fakten geschaffen. Ab sofort ist Dieter Müller nicht mehr als Architekt für die Basilika tätig. Entzündet hat sich der Streit an der Sanierung des Südturms, die Müller für dringend erforderlich hält. Demgegenüber sieht Robert Lürtzener dort keinen dringenden Handlungsbedarf. Während der in Bitburg und Prüm niedergelassene Architekt bereits im Frühjahr empfohlen hatte, das etwa 200 Jahre alte, marode Mauerwerk durch den Einbau von rund 800, etwa 1,50 Meter langen Stahlnadeln zu sichern, spricht der Prümer Kirchenmann nun davon, dass Müller der Pfarrgemeinde nur etwas habe "aufdrücken" wollen. "Das ist nicht nötig", sagt Lürtzener und verweist darauf, dass man durch den Verzicht auf diese Maßnahme rund 130 000 Euro einsparen könne. Doch nicht nur das: Dieter Müller habe zudem Probleme mit Bistums-Ingenieurin Christa Marx, mit den Gremien der Kirchengemeinde und mit dem für das Dach zuständigen Gutachter gehabt, legte Robert Lürtzener am Dienstag im TV -Gespräch nach. Während er (Lürtzener) aus einem Gutachten des Serriger Bauschadensforschers Johannes Tombers keinen Handlungsbedarf heraus gelesen habe, behaupte Müller das Gegenteil. Aber: Müller habe Tombers wohl eingeschüchtert, meint der Theologe. Lürtzener: "Da habe ich zu Müller gesagt, ich bin der Bauherr. Die kommen hier nicht mehr rein." Die Entscheidung des Verwaltungsrats, sich von Müller zu trennen, sei einstimmig gefallen.Lürtzener: Vernadelung ist nicht notwendig

Dieter Müller selbst sieht sich jedoch keineswegs als Sündenbock für irgendetwas. Sein Auftrag sei, sich an die Fakten zu halten, sagt der Architekt, der seit 1986 für die Basilika zuständig ist und unter dessen Leitung Anfang der 90er Jahre der Nordturm von Grund auf gesichert und renoviert wurde. Müller: "Lürtzener hat selbst gesagt, dass er kein Fachmann ist. Ich rede ihm auch nicht in pastorale oder liturgische Dinge rein", echauffiert sich Müller. Gleichzeitig warnt der Experte: "Der Südturm ist keine 08/15-Geschichte, die Schäden am Mauerwerk sind unverkennbar." Genau dies belege das Gutachten der Firma Dr. Tombers & Partner. In Auszügen liegt dieses Gutachten vom 23. März 2004 der Redaktion vor. Darin heißt es: "Um es hier nochmals in aller Deutlichkeit darzustellen: Wir halten am Objekt Süd-West-Turm der Basilika Prüm eine Ertüchtigung des Mauerwerks durch Vernadelung für notwendig!" Es sei zwar zutreffend, dass man keine Ablöseerscheinungen der einzelnen Mauerschalen aufgefunden habe und "dass der Kirchturm nicht innerhalb der nächsten fünf Jahre zusammenstürzen wird, aber dennoch ist eine Stabilisierung und Sicherung des Mauerwerks notwendig." Lürtzener aber bleibt hart: Eine Vernadelung des Turms ist aus seiner Sicht nicht notwendig. Zudem sei dies auch inkonsequent. Sonst müsste seiner Meinung nach die ganze Kirche vernadelt werden. Das Abberufen Müllers sei korrekt gelaufen. Das sieht Müller allerdings vollkommen anders. Er spricht unter anderem von "fadenscheinigen Begründungen". Es sei "lächerlich", was da an Gründen herangezogen werde. Müller: "Ich verstehe die Welt nicht mehr. Von der Kirche ist es kaltherzig, wie man hier vorgeht", schimpft er und spricht von einer "Brüskierung" seines Büros. Immerhin habe er in Prüm vier Arbeitsplätze geschaffen. "Ist das die richtige Politik von Stadt und Kirche?", fragt Müller und ergänzt mit Blick auf den Prümer Kirchenmann: "Ich weiß nicht, was ihn geritten hat. Kein Bauwerk steht für die Ewigkeit."

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