Keine Zeit für den Ruhestand

Echternacherbrück · 27 Jahre ist Hans-Michael Bröhl Bürgermeister der Verbandsgemeinde Irrel gewesen. Vor zwei Jahren hat er das Amt seinem Nachfolger überlassen. Wirklich schwergefallen ist ihm der Abschied nicht. Denn das, was er damit an Verantwortung abgeben musste oder konnte, hat er an Lebensqualität dazugewonnen. Und an Zeit. Wobei davon am Ende nicht viel übrigbleibt.

 Hans-Michael Bröhl blickt auf 27 Jahre als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Irrel zurück. Jetzt hätte er eigentlich Zeit, sich zurückzulehnen. Doch er ist meistens sehr beschäftigt. TV-Foto: Uwe Hentschel

Hans-Michael Bröhl blickt auf 27 Jahre als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Irrel zurück. Jetzt hätte er eigentlich Zeit, sich zurückzulehnen. Doch er ist meistens sehr beschäftigt. TV-Foto: Uwe Hentschel

Echternacherbrück. Einfach die Beine hochlegen, nichts tun und die Zeit verstreichen lassen - so hat sich Hans-Michael Bröhl das Leben danach nicht vorgestellt. Und so ist es ja auch nicht gekommen. Wenngleich es dennoch anders kam als geplant. "Meine Vorstellung war eigentlich die, als Anwalt einzusteigen", sagt der 67-Jährige. "Doch ich habe festgestellt, dass das eine sehr zeitaufwendige Angelegenheit ist, und dass ich dann relativ schnell wieder im gleichen Trott wäre wie vorher."
Druck der Verantwortung


Vorher nämlich war der studierte Jurist Bürgermeister der Verbandsgemeinde Irrel. Und das insgesamt 27 Jahre lang. Eine Tätigkeit, die ihm sehr viel Spaß gemacht habe, die ihn aber auch sehr vereinnahmt habe, wie Bröhl erklärt. "Man kann noch so lange in diesem Beruf tätig sein: Der Druck der Verantwortung ist immer da."
Seit erstem Januar 2010 ist damit Schluss. Seit diesem Tag trägt Nachfolger Moritz Petry die Verantwortung und Hans-Michael Bröhl dafür des öfteren Arbeitshandschuhe. Auf dem großen Grundstück seines Anwesens in Echternacherbrück gibt es ausreichend Arbeit. Irgendwann ist die Hecke fällig. Und dann ist da ja auch noch der Weinberg.
Dieser liegt zwischen Echternacherbrück und Minden. In der Mindener Lay. Der ehemalige Bürgermeister ist einer von 60 Stockbesitzern, die diesen Weinberg gemeinsam bewirtschaften. Weißer Burgunder wird dort angebaut. Die vergangene Ernte sei hervorragend gewesen, sagt Bröhl. Die im Jahr davor noch besser. Anfangs sei der Weinberg maschinell gespritzt worden. Jetzt werden die Schädlinge manuell bekämpft. "Wenn wir mit einer Spritzkolonne von sechs Leuten durch den Weinberg gehen, brauchen wir maximal eine halbe Stunde", sagt Bröhl. "Wir spritzen systematisch, aber ökologisch."
Zur Rebstock-Gemeinde der Mindener Lay gehört auch Ulrike Höfken, seit vergangenem Jahr rheinland-pfälzische Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten. Höfken ist eine Grüne, Bröhl seit Jahrzehnten Mitglied der CDU.
Parteibuch spielt keine Rolle


Doch Parteibücher spielen im Weinberg keine Rolle. Schon gar nicht, wenn es um die gemeinsame Sache geht. Bröhl und die übrigen Rebstockbesitzer kämpfen nämlich noch "um die öffentlich-rechtliche Anerkennung" ihres Weinbergs. "Wir haben einen Antrag gestellt, den Wingert zum Bestandteil des Weinbaugebiets Mosel zu erklären", sagt der Hobby-Winzer. "Aber das ist nicht so einfach." Dass manche Dinge bis zur endgültigen Reife etwas länger brauchen, weiß der ehemalige Verwaltungschef zur Genüge.
Und so konzentriert er seine Energie nicht nur auf das Weinbauprojekt, sondern auch auf die zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten, sei es als Mitglied des Eifelvereins, des Naturparks Südeifel, als Vorstandsmitglied des Caritasverbands Westeifel oder aber als Botschafter der Caritas-Stiftung "Leben in Zuversicht". Viel Zeit, um als Anwalt tätig zu sein, bliebe ihm da ohnehin nicht. Wobei er, wie Bröhl sagt, dennoch im geringen Umfang juristisch beratend tätig sei. "Ich konzentriere mich auf die Dinge, die mir wichtig sind", resümiert der 67-Jährige. Dazu zählt alles Mögliche. Nur nicht Langeweile.

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