Keine Zeit für parteipolitische Ideologien

Es war eine Sensation, als es SPD-Mann Josef Junk auf Anhieb gelang, in der einstigen CDU-Hochburg Bitburg-Land die Wahl zum Bürgermeister für sich zu entscheiden. Der 56-Jährige aus Idenheim ist damit der erste Sozialdemokrat an der Spitze der Verbandsgemeinde Bitburg-Land. Es macht ihm Spaß, sagt er im Gespräch mit dem TV.

 Freut sich auf neue Herausforderungen: Josef Junk ist seit vier Monaten Bürgermeister für die Verbandsgemeinde Bitburg-Land. TV-Foto: Klaus Kimmling

Freut sich auf neue Herausforderungen: Josef Junk ist seit vier Monaten Bürgermeister für die Verbandsgemeinde Bitburg-Land. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bitburg. (scho) Große Verbandsgemeinde, viel Verantwortung: 51 Dörfer zählt die Verbandsgemeinde Bitburg-Land, die sich wie ein Speckgürtel rund um Bitburg erstreckt.

Josef Junk kennt die Gegend von Kindesbeinen an. Gebürtig aus Meckel stammend, ist er der Liebe wegen nach Idenheim gezogen. Mit seiner Frau Maria fühlt er sich dort längst zu Hause, auch wenn er seinem Meckeler Dialekt treu geblieben ist. Mit 50,3 Prozent der Stimmen wurde Junk im Juni vergangenen Jahres zum Bürgermeister im Bitburger Land gewählt. Junk ist damit der erste Sozialdemokrat an der Spitze der Verbandsgemeinde (VG) und neben Bernd Spindler in Kyllburg, der zweite "rote" Bürgermeister in einer Verbandsgemeinde des Eifelkreises.

Zuvor hatte Junk die Prümer Polizei-Inspektion geleitet. Im Gespräch mit TV-Redakteurin Dagmar Schommer lässt er die ersten Monate seiner Amtszeit Revue passieren.

Gibt es in Ihrem Terminkalender denn überhaupt noch Luft?

Josef Junk: Die nächsten zwei Monate sind gut bestückt. An vielen Tagen bin ich von morgens früh bis abends spät unterwegs.

Macht es eigentlich Spaß, Bürgermeister zu sein?

Josef Junk: Ja, absolut.

Was waren die Höhepunkte Ihrer bisherigen Amtszeit?

Josef Junk: Ich hatte gleich einige drängende, teils auch heikle Themen zum Start - die Kommunalreform und die Überlegungen, wie man mit der Stadt Bitburg kooperieren könnte.

Die Frage, was mit der Hauptschule in Idenheim passiert, nachdem dort der Schulbetrieb ja mangels Schülern eingestellt wurde. Der Rechtsstreit um den Sportplatz in Oberweis, wo das Oberverwaltungsgericht ja inzwischen ein Urteil gefällt hat. Nicht zu vergessen: die Neubesetzung der Geschäftsführerstelle der Tourist-Info. Und meine erste Sitzung war die Haushaltssitzung. Das ist schon etwas Besonderes gewesen, das alles gleich zum Einstand zu haben.

Was wird Ihnen sonst von Ihren ersten Monaten im Amt in Erinnerung bleiben?

Josef Junk: Die herzliche Aufnahme durch die Mitarbeiter hier in der Verwaltung. Der faire Umgang der Ratsfraktionen, der Ausschüsse, der Beigeordneten und der Ortsbürgermeister mit "dem Neuen".

Wie glauben Sie, wird sich die politische Kultur im VG-Rat ändern, wenn mit Ihnen nun erstmals ein SPD-Mann die Geschäfte als Bürgermeister führt?

Josef Junk: Man sollte das nicht so sehr an meiner Parteizugehörigkeit festmachen, sondern vielmehr an meiner Person. Mein Bestreben ist es, einen offenen und ehrlichen Umgang mit allen Fraktionen zu pflegen.

Ich will mehr Gemeinsamkeit erreichen und ohne parteipolitische Ideologien an die Bewältigung der Aufgaben herangehen. Deshalb habe ich mich auch darüber gefreut, dass alle Fraktionen mir in dieser Beziehung ihre Unterstützung und Mitarbeit zugesagt haben.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Josef Junk: Darauf, dass ich nach einigen Jahren harter Arbeit von den Bürgern sowie parteiübergreifend gute Bewertungen bekomme.

Was sind für Sie die wichtigen Themen, die Sie möglichst rasch anpacken wollen?

Josef Junk: Es sind ja bereits einige Wochen vorbei, und wir haben natürlich schon einiges angepackt. Mit großer Unterstützung der Stadt Bitburg und der Planungsgruppe HGH bringen wir gemeinsam den Ausbau der neuen Tourist-Info in der Bitburger Stadthalle voran. Der Umzug ist für Anfang Juli anvisiert. Wir haben einen fraktionsübergreifenden Konsens zur Kommunalreform, die wir gemeinsam angehen wollen und für die wir - ungeachtet der noch ausstehenden Gutachten - auch eigene Strategien entwickeln.

In welche Richtung? Wo sehen Sie die Zukunft der Verbandsgemeinde Bitburg-Land?

Josef Junk: Die gewachsenen Strukturen in der Verbandsgemeinde haben sich für Land und Leute bewährt, und ich bin zuversichtlich, dass wir gestärkt aus der Kommunalreform hervorgehen. Derzeit habe ich nicht vor, die Stadt Bitburg "zu erobern". Aber wir wollen kooperieren. Das hat höchste Priorität. Erste "Schnuppergespräche" wurden schon geführt.

Wo sehen Sie Möglichkeiten, stärker mit der Stadt Bitburg zusammenzuarbeiten?

Josef Junk: Das bietet sich etwa bei Ämtern wie dem Einwohnermeldeamt und dem Standesamt an. Eventuell auch bei den Werken und dem Bauhof.

Wir sind derzeit damit beschäftigt, auszuloten, wo eine Zusammenarbeit sinnvoll sein könnte.

Wie stehen Sie zu dem Rechtsstreit, den die Verbandsgemeinde Bitburg-Land jahrelang mit der Ortsgemeinde Oberweis wegen des Sportplatzes geführt hat?

Josef Junk: Grundsätzlich ist zu verhindern, dass die Gemeinden gegen ihre eigene Verwaltung prozessieren müssen oder umgekehrt. Ich werde mich daher mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln einsetzen, dass derartige Rechtsstreitigkeiten in Zukunft vermieden werden. Ich hoffe sehr, dass wir gemeinsam die verfahrene Angelegenheit in Oberweis einer vernünftigen Lösung zuführen können.

Wie könnte die aussehen?

Josef Junk: Das kann ich noch nicht sagen. Das ist eine schwierige Sache. Wir führen Gespräche mit allen Beteiligten. Da ist von allen Seiten die Bereitschaft gefragt, auch nachgeben zu können.

Etliche Orte in der VG wollen keinen großen Flugbetrieb auf dem Flugplatz Bitburg, wie ihn der luxemburgische Projektentwickler Frank Lamparski anstrebt. Wie stehen Sie zu den Plänen: Abheben oder doch lieber am Boden bleiben?

Josef Junk: Bei dem derzeitigen Erkenntnisstand in dieser Angelegenheit und mit Blick auf unser schönes Bitburger Land: Lieber am Boden bleiben! ZUR PERSON Josef Junk wurde 1953 in Bitburg geboren. 1971 begann er seine Grundausbildung bei der Polizei in Wittlich-Wengerohr. Nach Stationen in Altenahr, Trier und Bitburg absolvierte er ein Studium zum Verwaltungsfachwirt. Seit 2005 war er Leiter der Prümer Inspektion. Mehr als 15 Jahre hat er sich ehrenamtlich als Ortsbürgermeister in Idenheim und als Mitglied des VG-Rats engagiert. (scho)

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