Kinder schaukeln jetzt weiter südlich

Bitburg · Ein Jahr ist es her, dass das Oberverwaltungsgericht Koblenz den Streit um Bitburgs größten Spielplatz, die kleine Holzstadt im Neubaugebiet Schleifmühle, mit einem Vergleich geschlichtet hat. Die Stadt hat die Auflagen des Gerichts erfüllt und mit Rücksicht auf lärmgeplagte Anwohner Spielgeräte versetzt und umgebaut.

Bitburg. Der Ärger im Abenteuerparadies hat im Spätsommer 2009 begonnen. Damals war der rund 200 000 Euro teure Spielplatz in Bitburgs Neubaugebiet Schleifmühle gerade eröffnet worden. Heerscharen von Kindern eroberten die Holzstadt, die auf 1700 Quadratmetern mit Burgen, Türmen, Hängebrücken, Kletterwänden, Schaukeln, Seilbahn und Bolzplatz zum Austoben einlädt. Und das war das Problem. Denn die Eroberung war keineswegs geräuschlos.
Schon bald klagten Anwohner über eine unzumutbare Lärmbelästigung. Denn obwohl der Spielplatz in erster Linie für die jungen Familien des Neubaugebiets gebaut wurde, grenzt er aber auch an die Gartengrundstücke der Häuser in der Peter-Wallenborn-Straße, die schon Jahre und Jahrzehnte dort stehen.
Die Anlieger waren verärgert: Auf der Anlage wurden Kindergeburtstage gefeiert. In Hecken sammelte sich liegen gelassener Müll. Und selbst abends kehrte keine Ruhe ein, da auch Jugendliche den Spielplatz als Treffpunkt entdeckt hatten.
Einige Anwohner zogen vor das Verwaltungsgericht Trier. Dieses gab den Klägern recht, doch wurde das Urteil in der nächsthöheren Instanz wieder aufgehoben. Anders als das Trierer Verwaltungsgericht urteilte das Oberverwaltungsgericht Koblenz im Frühjahr 2011, dass es sich bei der Anlage um einen gewöhnlichen Spielplatz und nicht etwa um einen Abenteuerspielplatz handelt, für den spezielle Lärmschutzwerte gegolten hätten.
Die Stadt, der Kreis und die Anwohner einigten sich auf einen mit Auflagen verbundenen Vergleich. "Diese haben wir mittlerweile auch alle umgesetzt", sagt Heinz Reckinger, Bauamtsleiter der Stadt. Die Metallrutsche, deren Benutzung für einen Großteil des Geräuschpegels gesorgt hat, wurde durch eine Kunststoffrutsche ersetzt. "Darüber hinaus haben wir die Rutsche gedreht, so dass der Auslauf jetzt nicht mehr in Richtung der Grundstücke zeigt", sagt Reckinger.
Hecken sollen Lärm dämpfen


Die große und gern genutzte Netzschaukel, die ursprünglich sehr nah an einem der Anwohner-Grundstücke stand, wurde abmontiert und an einer anderen Stelle wieder aufgebaut. "Und vor einigen Tagen haben wir schließlich noch die Bepflanzung ergänzt", fügt der Bauamtsleiter hinzu.
Diese Hecken, die auf dem Grünstreifen zwischen dem Spielplatz und den Grundstücken der Peter-Wallenborn-Straße stehen, sollen als Lärmschutz dienen. Bis die Sträucher allerdings dieser Aufgabe gewachsen sind, werden noch einige Jahre vergehen.
Und trotzdem findet Anwohnerin Susanne Hoff, dass dieser Vergleich ein "guter Kompromiss" ist. "Natürlich ist es bei schönem Wetter immer noch sehr laut", sagt sie. "Doch es ist deutlich erträglicher geworden."

Ein Video ist ab 12 Uhr zu sehen unter
volksfreund.de/video
Meinung

Bitte keine Gelage und kein Müll
Der Spielplatz im Neubaugebiet ist ein wahr gewordener Kindertraum. Dass daraus für einige Anwohner ein Alptraum wurde, lag vor allem daran, dass die Anlage anfangs auch für riesige Kindergeburtstage und Gelage von Jugendlichen herhalten musste. Der Ärger über Pappteller und Windeln, die sich in Hecken und Zäunen gesammelt haben, ist verständlich. Daran aber hat sich nicht der Streit entzündet, sondern an der Geräuschkulisse. Hätte die Stadt deshalb die ganze Anlage abbauen müssen, wäre das ein Armutszeugnis gewesen. Wo sollen Kinder denn toben dürfen, wenn nicht auf einem Spielplatz?! Zumal sich inzwischen auch zeigt: Der große Ansturm ist längst vorbei. d.schommer@volksfreund.de

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