Kirche Nicht alle sind dafür, dagegen zu sein

Schwirzheim/Prüm · Streit um die Bistumsreform: Theo Kewes, engagierter Schwirzheimer Christ, wehrt sich dagegen, mit den Vertretern der Initiative „Kirche vor Ort“ in einen Topf zu geraten.

 Ein Engel aus der Prümer Basilika: Was würde er zum aktuellen Streit in der Pfarreiengemeinschaft sagen?

Ein Engel aus der Prümer Basilika: Was würde er zum aktuellen Streit in der Pfarreiengemeinschaft sagen?

Foto: TV/Fritz-Peter Linden

Ärger in der Pfarreiengemeinschaft Prüm: Theo Kewes meldet sich aus Schwirzheim zu Wort. Das müsse sein, sagt er. Der Anlass: Viele „Anfragen und Andeutungen von Menschen, die mich persönlich als einen Befürworter der Initiative ,Kirche vor Ort’ ansehen“.

Das ist jene Initiative, die in Prüm ihren Ausgang nahm und inzwischen viele Christen in der gesamten Region hinzugewonnen hat – und deren Mitgliedern an der Bistumsreform so einiges nicht passt. Darunter auch die Aussicht, dass die Vermögen der bisherigen Pfarreien in den neuen, großen Einheiten aufgehen sollen. Zuletzt demonstrierte man deshalb mit 1500 Menschen in Trier.

 Theo Kewes (rechts) und seine Mitstreiter von der Initiative „passend anders“ in Schwirzheim.

Theo Kewes (rechts) und seine Mitstreiter von der Initiative „passend anders“ in Schwirzheim.

Foto: Fritz-Peter Linden

Kewes ist zwar ebenfalls in einer Initiative, aber eben in einer, die sich der Reform nicht entgegenstellt. Gestartet wurde sie in seinem Heimatort und den Nachbardörfern: „Passend anders“, so nennen das die Gläubigen, die unter anderem eigene Gottesdienste organisieren – der TV berichtete zuletzt im Juni darüber. Der Ansatz: Wo schon die Pastöre fehlen, müssen die Schäflein selber ran und kirchliches Leben gestalten.

 Peter Meyer (links) und Hanni Thomas von "Kirche vor Ort".

Peter Meyer (links) und Hanni Thomas von "Kirche vor Ort".

Foto: Fritz-Peter Linden

Die Vertreter von „Kirche vor Ort“ aber, sagt er, spannten Menschen im kirchlichen Dienst für ihre gegenläufigen Zwecke ein – „eine Frechheit und Anmaßung sondergleichen“.

So seien viele Gläubige der Meinung, dass die Küsterinnen und Pfarrgemeinderäte ebenfalls hinter der (Gegen-) Initiative stünden, „weil sie mit der Verteilung oder Auslage von Prospekten für ,Kirche vor Ort’ beauftragt sind“. Hinzu komme, „dass man die bistumsfeindlichen Aktionen, die außerdem die Arbeit der Synodalen torpedieren, aus dem Geld der Kirchengemeinden finanziert und zudem noch damit prozessieren will.“

Er hingegen trete dafür ein, dass die Synoden-Beschlüsse umgesetzt werden: „Jeder Christ sollte dankbar sein für die Arbeit, die drei Jahre lang von den Synodalen geleistet wurde und über das Abschlussdokument, das endlich mal Bewegung in der Kirche zulässt.“

Da er sich aber auf dem E-Mail-Verteiler von „Kirche vor Ort“ gesehen habe und die Adressen für jeden Empfänger sichtbar seien, „entsteht der Eindruck, ich gehörte auch dazu. Ich empfinde das als Erniedrigung und will mit niemandem, der die hoffnungsvollen Beschlüsse der Synode mit Füßen tritt, in eine Reihe gestellt werden, und sei es nur auf Papier.“ Darüber hinaus „bin ich doch sehr erstaunt, dass Menschen, die von Kindesbeinen an mit der Bibel vertraut sind, Christsein und Jesu Nachfolge „mit Vermögensverwaltung verwechseln“.

Die Kirche habe eben leider „den Kontakt zu den Menschen verloren und muss ihre Fehler erkennen und sich neu aufstellen“. Und das könne nicht von denen, „die das Vermögen der Kirche nicht mit anderen teilen wollen, überstimmt werden. Das stellt die Lehre Jesu und den Sinn unseres christlichen Glaubens vollends auf den Kopf.“

Harte Worte. Anruf bei „Kirche vor Ort“: Das könne gar nicht sein mit den E-Mails, sagt Helmut Baltes aus Prüm. Kewes sei in keiner Gruppe, an die er für die Initiative Post versende.

Aber er schaut noch einmal nach und meldet sich kurz darauf wieder: Tatsächlich – „ich war das“, sagt Baltes. Allerdings nur ein Mal: Anfang Oktober habe er an eine größere Gruppe von Bürgern eine E-Mail gesandt, um auf die Demo in Trier hinzuweisen. Und die sei dann auch an Kewes gegangen. „Ich vermute, das muss der Auslöser sein“, sagt Baltes. Dass sich Kewes an den TV wandte, wundert ihn: „Wir sehen uns fast jeden Freitag beim Training am Stadtwald“, sagt Baltes. Da hätte er ihn ja auf das Problem mal ansprechen können. Zumal zwischen den beiden kein Dissens herrsche wegen der unterschiedlichen Haltungen zur Bistumsreform: „Es weiß jeder von uns, dass der andere anderer Meinung ist. Da haben wir uns noch nie gestritten.“Tags darauf kommt Helmut Baltes mit Peter Meyer und Hanni Thomas in die Redaktion – alle drei von Anfang an bei „Kirche vor Ort“ engagiert. Den Vorwurf, man spanne Kirchenmitarbeiter für Zwecke der Initiative ein, etwa durch die Verteilung von Flyern in den Gemeinden, weist Meyer zurück: Ja, gefragt habe man hier und dort, ob das möglich sei. Aber niemand sei bedrängt worden. Und wenn sich jemand weigere, Zettel zu verteilen, ergänzt Hanni Thomas, „dann machen wir es selber“.

Und es stimme auch nicht, wie Kewes sage, dass man am Gestrigen festhalte: „Wir sind ja für das Neue“. sagt Meyer. „Nur nicht für die Auflösung der Kirchengemeinden.“ Helmut Baltes kommt noch einmal auf die E-Mail zurück: „Wenn er keine mehr haben will, dann lösch ich seine Adresse. Und das Ding ist gehalten.“

Der nächste Gottesdienst von „passend anders“ ist am Sonntag, 18. November, 18 Uhr, in der Schwirzheimer Kirche.

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