Kirche Gegen den Frust, für die Gemeinschaft

Schwirzheim · Bevor im Bistum die ersten Großpfarreien gegründet sind und die letzten Pfarrer aus den Gotteshäusern verschwunden, setzen sich in Schwirzheim und den Nachbarorten engagierte Christen dafür ein, das kirchliche Leben in den Dörfern zu erhalten.

 Engagierte Christen an der Kirche von Schwirzheim (von links): Theo Kewes, Mechthild Ballmann, Nicole Thielen, Rita und Joachim Grohs.

Engagierte Christen an der Kirche von Schwirzheim (von links): Theo Kewes, Mechthild Ballmann, Nicole Thielen, Rita und Joachim Grohs.

Foto: Fritz-Peter Linden

Die Bistumsreform bewegt und alarmiert die Christen in der Region: Viele machen sich jetzt daran, mutig oder schicksalsergeben, mit den Beschlüssen der Synode und den anstehenden Änderungen irgendwie umzugehen. Vor allem mit dem Umstand, dass es bald nur noch wenige, gewaltig große Pfarreien geben soll.

Andere stellen sich dagegen, wie die aus der Pfarreiengemeinschaft Prüm hervorgegangene Initiative „Kirche vor Ort“ (der TV berichtete). In Schwirzheim und seinen Nachbarorten hat man sich für eine weitere Variante entschieden. Motto: Wenn die Kirche, vor allem in Person eines Pfarrers, hier nicht mehr präsent ist, versuchen wir den Laden eben selbst mit Leben zu füllen.

Anfangs, erzählt Initiator Theo Kewes aus Schwirzheim, sei es ihm nur um die Erhaltung des Kirchenbaus im Dorf gegangen – er fand schnell Mitstreiter und gründete einen Förderverein.

Daraus aber entwickelte sich mehr: Inzwischen geht es den Mitgliedern, die bisher unter anderem auch aus Wallersheim und Willwerath kommen, darum, sagt Kewes, „das kirchliche, religiöse Leben in der Gemeinde zu stärken“. Es könne ja nicht sein, dass auf den Dörfern und mit immer weniger Pfarrern „nur noch Notdienst gemacht wird“.

Umso mehr freuen sie sich über die neuen Freiheiten, die auch das finale Synodendokument den Gläubigen eröffne mit der Möglichkeit, „etwas anderes auszuprobieren“.

Und das machen sie jetzt einfach mal. Deshalb nennen sie sich auch so: „Passend anders“, heißt ihre Initiative. Über den Namen habe man sich sehr viele Gedanken gemacht, sagt Nicole Thielen. Aber der Begriff „anders“, der sei immer dabei gewesen. Dann habe Joachim Grohs aus Willwerath sich ein schönes Logo ausgedacht– wie alles, was die Mitglieder machen, ehrenamtlich, und dann sei richtig Schwung in die Sache gekommen.

Wobei der Name offen ist für Interpretationen: „Wir passen noch dazu“, zur Kirche nämlich, sagt Nicole Thielen, „aber wir machen es anders.“ Und Mechthild Ballmann aus Willwerath hat eine andere Erklärung: „Dass wir es anders machen, das passt“, sagt sie.

Mit Geldfragen befassen sie sich nicht „Wir haben nichts mit Vermögen zu tun“, sagt Kewes. „Es geht um die Menschen.“ Und nicht um Strukturen, ergänzt Mechthild Ballmann, sondern um Inhalte. „Wir wollen wissen: Was brauchen die Leute hier, was treibt sie an?“

Als sie von der Initiative gehört habe, sagt Nicole Thielen, sei ihr sofort klar gewesen: „Da mache ich mit. Ich habe schon immer darauf gewartet.“ Kewes wiederum unterstreicht, dass man sich nicht auf Schwirzheim beschränken wolle: „Wir wollen den Kreis vergrößern und auch über Land gehen.“ „Und es sollte jeder sich melden, der Interesse hat“, sagt Nicole Thielen.

Was alles noch getan werden kann, um die Glaubensgemeinschaft zu stärken – es ist ebenfalls noch offen. Hauptsache: Hoffnung wecken. Kewes verweist auf eine Studie. Die habe gezeigt, dass viele Gläubige gefrustet seien angesichts der Situation der Kirche. Das aber koste Energie: „Und die kann man auch positiv nutzen.“

Wie das aussehen kann, das wollen sie allen Interessierten zeigen: Am Sonntag, 17. Juni, 20 Uhr, in einem Gottesdienst in der Schwirzheimer Kirche. Thema: Aufbruch. Darüber spricht Jörg Koch, Pastoralreferent im Dekanat St. Willibrord. Rita und Joachim Grohs machen Musik. Und keine Sorge: Der Gottesdienst beginnt erst, sagt Mechthild Ballmann, „nach dem Mexiko-Spiel“.

Auskunft bei Theo Kewes, Telefon 06558/8426 oder 0159/03891584.

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