Glaube Gottesdienst? Geht auch anders!

Schwirzheim · Die Schwirzheimer Kircheninitiative geht in ihr zweites Jahr. Und auch das Bistum hat das Engagement der Eifeler Christen gewürdigt, denn sie bringen Farbe und Leben ins Gotteshaus.

 Der Ort des christlichen Geschehens: Schwirzheim mit Wegekreuz an der Straße nach Büdesheim.

Der Ort des christlichen Geschehens: Schwirzheim mit Wegekreuz an der Straße nach Büdesheim.

Foto: Fritz-Peter Linden

„Das erste Jahr war wirklich gut, sehr interessante Gottesdienste und immer viele Besucher“, sagt Jutta Serwas von der Kircheninitiative „passend anders“.

Genau – schon ein Jahr ist es her, dass sich Gläubige aus Schwirzheim und den Nachbardörfern zusammentaten, weil sie das katholische Elend (immer weniger Pfarrer, immer weniger Gottesdienste, immer weniger Gläubige in den Bänken, die Sorgen um die Bistumsreform – der TV berichtete) nicht mehr hinnehmen wollten.

Den Anstoß gab Theo Kewes, er ist nach wie vor einer der Hauptaktiven „und auch derjenige, der einen großen Teil der Arbeit übernimmt“, sagt Jutta Serwas. Und bald organisierten sie ihre eigenen Feiern, so oft das möglich war, um trotz des Verschwindens von Kirche und Priestern aus den Dörfern ihr Gotteshaus zu beleben. Und siehe: Viele machten mit, kamen als Besucher dazu, halfen bei der Gestaltung der Zusammenkünfte, etwa mit Musik, und alle freuten sich über die Idee.

„Die Kirche war eigentlich immer voll“, sagt Jutta Serwas. „Und wir erreichen einen immer gößeren Radius.“ Inzwischen kommen die Gottesdienstbesucher längst nicht mehr nur aus dem Gründungsort, sondern auch aus Gemeinden wie Hersdorf, Schönecken, Prüm und Umgebung. Und sogar aus der Nähe von Bitburg oder Gerolstein.

Geplant wird alles in einer Gruppe von acht bis zehn Gläubigen aus Schwirzheim und Willwerath. Moderatorin der Messen ist Nicole Thielen. Hat sie das vorher auch schon einmal gemacht? „Noch nie“, sagt sie und lacht. „Das war der totale Sprung ins Wasser.“ Und jetzt? „Das macht sehr viel Spaß. Uns ist aber wichtig, dass es nicht nur eine Stimme am Mikrofon ist, die Redeanteile sind schon verteilt.“

Und die Vorarbeit beträchtlich – mehr, als sie zunächst gedacht habe, weil man sich lange und intensiv mit den vorgesehenen Themen beschäftige. „Der Abend selber“, sagt Nicole Thielen, „ist dann so ein bisschen ein großes Finale der ganzen Arbeit. Das können wir als Akteure dann richtig genießen.“

Sogar das Bistum fördert inzwischen das Projekt, sagt Jutta Serwas: „Die Gruppe wurde im November für ihr ehrenamtliches Engagement in Trier ausgezeichnet. Und unter anderem für die Heilig-Rock-Tage wurde ein kurzes Filmchen im letzten Gottesdienst gedreht – finanziert vom Bistum.“

Das hätte auch anders laufen können – aber man sei eben „keine Wildtruppe“, sagt Jutta Serwas. „Wir arbeiten ja nicht gegen die Kirche. Wir haben nur gesagt, dass wir andere Gottesdienste organisieren wollen.“ Auch sie kam übrigens zunächst aus Neugier zu den ersten Treffen – „und um die Mädels aus dem Dorf zu unterstützen. Und ich war echt begeistert. Diese Euphorie – die merkt man bei allen.“

Nicole Thielen bestätigt das: „Dass es einfach so selbstgemacht ist – das macht es so ehrlich. Das ist nicht so abstrakt von irgendwo auferlegt. Und das spüren auch die Leute.“

Das gilt übrigens auch für bittere Themen: Bei einem der Gottesdienste sprach Jörg Meyrer, Pastor im Dekanat Ahr-Eifel, zu den Besuchern. Und klammerte auch Missbrauch und Priestermangel nicht aus, sonden forderte seine Kirche dazu auf, die Herausforderungen gemeinsam anzugehen, statt ihnen auszuweichen. Auch mit Toleranz und Rassismus befassten sich die Gottesdienste bereits.

Im Sommer macht auch die Initiative Ferien – aber bald lädt sie wieder zu Gottesdiensten ein: Der nächste ist am Sonntag, 25. August, 18 Uhr, zum Thema „mit allen Sinnen leben“. Und den Gottesdienst, sagt Jutta Serwas, „möchten wir gerne nutzen, um ein bisschen Geburtstag zu feiern und uns insbesondere auch bei allen zu bedanken, die uns unterstützen und mit uns zusammen ,passend anders’ mit Leben füllen.“

Auskunft über die Initiative erhält man bei Theo Kewes, Telefon 06558/8426 oder 0159/03891584. Den Film über „passend anders“ findet man auf der Internetseite der Gemeinde unter www.schwirzheim.de, dort dann den Menüpunkt „Kirchengemeinde“ aufrufen.

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