Klappschild statt Pappschild

Prüm · Hinsetzen, abwarten, einsteigen: Überall in Deutschland wurden in den vergangenen zwei Jahren sogenannte Mitfahrerbänke eingerichtet. Wer draufsitzt, der signalisiert, dass er gerne mitgenommen werden möchte. Die Idee dazu kommt aus Speicher, erstmals wird sie nun auch im Altkreis Prüm verwirklicht.

Prüm. Kurz hingesetzt, ein kleines Schild hochgeklappt, wenige Augenblicke später hält ein Auto, und schon beginnt die Reise - vor zwei Jahren wurde vor dem Rathaus in Speicher erstmals eine Mitfahrerbank aufgestellt, um die Mobilität auf dem Land zu verbessern. Die Idee begeistert seitdem den Süden des Eifelkreises. Doch während fast jeder Ort in der Verbandsgemeinde (VG) Speicher mittlerweile mit einer Bank ausgestattet ist, ließ die Idee den Altkreis Prüm bisher kalt. Jetzt wagt der Flecken den Vorstoß: Vor dem Schönecker Busbahnhof steht seit einer Woche die erste Mitfahrerbank des Nordkreises.
"Prüm ist nicht weit entfernt von Schönecken, aber die Strecke ist zu lang, um sie zu laufen", sagt Ortsbürgermeister Matthias Antony. Der öffentliche Personennahverkehr wiederum fahre nicht zu jeder Tageszeit regelmäßig. "Mit etwas Glück sieht das auf unserer Mitfahrerbank anders aus", sagt Antony.
Aloysius Söhngen, Bürgermeister der VG Prüm, begrüßt den Vorstoß aus dem Flecken. "Ich finde es ordentlich und gut, dass man das Ganze mal in Schönecken ausprobiert", sagt er. Prinzipiell gefalle ihm die Idee. Wie sie sich hier entwickeln wird und ob sich gar eine Sogwirkung wie rund um Speicher zeigt, ist dabei aber noch ungewiss. "Ob das Ganze bei uns dann auch so gut klappt und auch von vielen Leuten angenommen wird, steht wieder auf einem ganz anderen Blatt. Den Versuch ist es aber sicherlich wert", sagt Söhngen. Ein erster Versuch, der zeigen wird, wie es im Norden weiter geht, der durchaus ja experimentierfreudig ist. Während Speicher Pionierarbeit mit der Bank leistete, wagte man auch in der VG Arzfeld Neues und etablierte erfolgreich einen sogenannten Bürgerbus (der TV berichtete), ein Angebot der VG, das alle Bürger auf Anfrage nutzen können - in Zusammenarbeit mit dem Jugendparlament Arzfeld wurde jüngst ein Betrieb am Wochenende getestet.
Puzzlestein im Mobilitätskonzept


Während in Arzfeld aber ein eigenes Fahrzeug angeschafft und bewirtschaftet wird, setzen die Mitfahrerbänke mehr auf die Nutzung vorhandener Ressourcen. Die Psychologin Ursula Berrens vom Caritasverband Westeifel kam Anfang 2014 auf die Idee. Die VG Speicher entwickelte damals ein neues Mobilitätskonzept, das es besonders älteren Menschen leichter machen sollte, sich auf dem Land zwischen den Dörfern und der Stadt zu bewegen. Das Konzept schlug ein: In nur zwei Jahren entstand ein regelrechtes Netz von Mitfahrerbänken. Das Angebot werde gut angenommen, berichtet Berrens auf einer Beratungsseite der Caritas im Internet.
"Die Mitfahrerbank ist als ein Puzzlestein in einem Mobilitätskonzept gedacht", erklärt Berrens dort den Fragestellern aus ganz Deutschland.
"Wir sind froh, dass wir nun auch in Schönecken eine Mitfahrerbank anbieten können - und das ja mit relativ wenig Aufwand", sagt Antony. "Alles in allem hat uns die Bank etwa 1000 Euro gekostet. Sie wurde von Mitarbeitern des Bauhofs aufgestellt und mit einem Schild ausgestattet", sagt Antony. Sei es hochgeklappt, signalisiere der Sitzende, dass er auf eine Fahrgelegenheit warte, denn natürlich könne man ja auch einfach mal so auf der Bank sitzen. aff

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