Klartext: Schock, Debatte, Bewegung

Reisejournalisten haben nicht den Ruf besonders kritisch zu sein. Vor allem liegt das daran, dass sie ihre Recherche – also die Reise – zumeist nicht selbst bezahlen, sondern eingeladen werden, und dass die Reisereportagen allzu oft wohlwollende, idyllische, bunte Beschreibungen sind, weitgehend ohne kritischen Ansatz.

Umso größer war der Schock, als Jakob Strobel y Serra in der FAZ seine Moselimpressionen veröffentlichte: Er übt ätzende Kritik an Auswüchsen eines angestaubten Massentourismus mit angeblich wenigen rühmlichen Ausnahmen.

Die Schelte für die sturen "Moselochsen" und ihr angeblich minderwertiges Angebot hat Wellen geschlagen: Es gab reflexhafte Empörung vor allem von Funktionären und Politikern. Es gab ironische Gegenaktionen vor allem von erfolgreichen Winzern und Gastronomen. Es gab Zustimmung vor allem von gutverdienenden Einheimischen, die es an der Mosel gerne etwas schicker hätten. Vor allem aber gibt es eine Debatte, ob und wie sich die Fremdenverkehrsregion Mosel entwickeln soll.

Das ist zweifellos ein Verdienst des ungewöhnlich kritischen Reisejournalisten. Diese Debatte kann, wenn sie offen geführt wird, mehr Bewegung bringen als alle Dachmarken-Zertifizierungs-Bemühungen. Und etwas mehr Bewegung kann der Mosel nicht schaden. Allerdings muss es dabei um eine Ergänzung des Angebots gehen und nicht darum, dass die vielen tausend Touristen, die den betulichen, manchmal kitschigen Charme der Mosel suchen, die Region nicht mehr wiedererkennen. Wenn dies an der Mosel gelänge, sollte man Jakob Strobel y Serra möglichst bald auch in die Eifel einladen.

Am Montag, 14. Oktober, um 20 Uhr stellt sich der Journalist übrigens beim TV-Forum in der Weinbrunnenhalle Kröver Nacktarsch in Kröv zusammen mit anderen der Diskussion. .

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