Klassen so klein wie eine Fußballmannschaft

IDENHEIM. Sinkende Schülerzahlen sind vielerorts ein Phänomen. Doch in Idenheim, in der ohnehin sehr überschaubaren Konrad-Adenauer-Hauptschule, gewinnt diese Entwicklung eine besondere Brisanz. Dabei bietet sie für Schüler Vorteile.

"…acht, neun, zehn, elf", weiter braucht man gar nicht zu zählen, um zu prüfen, ob die fünfte Klasse der Konrad-Adenauer-Hauptschule in Idenheim vollständig ist. Die vier Mädchen und sieben Jungen bilden die kleinste Klasse in der insgesamt 83-köpfigen Schülergemeinschaft. Genauso übersichtlich ist auch das Lehrerkollegium mit sieben Lehrkräften. Dieses Lehrer-Schüler-Verhältnis von etwa eins zu zwölf sollte allein schon jedes Elternherz höher schlagen lassen. "Wir bekommen alles mit, was unter den Jugendlichen passiert, auch in den Pausen", sagt Schulleiterin Sabine Becker. "Die Kinder verbringen ihre Schulzeit hier genauso behütet wie zu Hause." Dazu gehöre auch, dass die Schüler von der ersten bis zur sechsten Stunde Unterricht hätten. "Es gibt hier so gut wie keinen Unterrichtsausfall", erklärt Becker. "Das liegt daran, dass die Lehrer füreinander einspringen und sie alle die Schüler und ihren Lernstand kennen. So kann man spontan reagieren." Aber auch die Zeit nach dem letzten Klingelzeichen können die Fünft- bis Neuntklässler in der Schule verbringen. Denn sie bietet ähnlich wie manche Ganztagsschule eine freiwillige Nachmittagsbetreuung an. Die Jugendlichen können unter mehreren Arbeitsgemeinschaften wählen. Ebenso können zusätzlicher, individueller Förderunterricht in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch sowie Hausaufgabenbetreuung in Anspruch genommen werden. Die Hauptschule Idenheim ist eine der 48 rheinland-pfälzischen Pilotschulen zum pädagogischen Konzept "Eigenverantwortliches Arbeiten und Lernen" (EVA). Doch trotz dieser Vorzüge kämpft die Idenheimer Hauptschule um jede Neuanmeldung. Gerade zum kommenden Schuljahr ist die Lage angespannt. "Wir haben bislang erst acht Anmeldungen", sagt Becker. Aufgrund dieser absehbar kleinen Orientierungsstufe der fünften und sechsten Klasse im Schuljahr 2005/2006 wird es wohl eine zusammengefasste "Kombiklasse" geben. "Die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch werden getrennt unterrichtet", erzählt die Schulleiterin. "Bei Sport, Religion, Kunst und den anderen Nebenfächern nutzen wir die Chance aus dem gemeinsamen Unterricht. Die erfahreneren Schüler der sechsten Klasse können so den jüngeren auch soziale Kompetenzen wie Verantwortung beibringen." Einzugsgebiet kann nicht vergrößert werden

Dennoch bleibt Unverständnis über die Entwicklung der Schülerzahlen. In den 60er Jahren war Idenheim noch eine Mittelpunktsschule, die für 300 Schüler ausgelegt war. "Heutzutage erhalten 75 Prozent eines Grundschuljahrgangs eine Empfehlung zur Realschule oder zum Gymnasium", beklagt Lehrer Rainer Leonardy. "Vor etwa acht Jahren noch kamen etwa die Hälfte der Grundschüler später zur Hauptschule." Zudem gebe es inzwischen viele Eltern, die ihre Kinder trotz einer Hauptschul-Empfehlung auf eine höhere Schule schicken. Wo auch immer die Wurzeln des Problems liegen, die Zukunft der Konrad-Adenauer-Hauptschule ist ungewiss. "Der Schulbezirk, aus dem unsere Schüler kommen, kann nicht vergrößert werden. Daher müssen wir auch in den nächsten Schuljahren mit weniger Anmeldungen rechnen", erklärt Leonardy.

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