Bauprojekt Klein aber fein: In guter Nachbarschaft alt werden

Speicher · Der Architekt Matthias Mohr hat im Stadtrat Speicher sein Projekt Seniorenresidenz Elisabeth vorgestellt. Das Bauvorhaben stieß auf viel Zustimmung, aber auch kritische Nachfragen wurden gestellt.

 So soll die Seniorenresidenz Speicher neben dem Altersheim Marienhof einmal aussehen.

So soll die Seniorenresidenz Speicher neben dem Altersheim Marienhof einmal aussehen.

Foto: TV/Katharina Fäßler/ Dr. Mohr Projektentwicklungsgesellschaft mbH

Ein langer weißer Neubau mit großen Fenstern und zwei Stockwerken strahlt die Mitglieder des Stadtrats Speicher von der Leinwand herunter an. Auf den Balkonen und Terrassen im Bild entspannen Menschen unter Sonnenschirmen, ein paar Autos stehen auf dem Parkplatz vor dem hohen Eingangsbereich mit orange-roter Tür. Im dritten Stock erkennt man vier Penthouse-Wohnungen, darauf soll ein flaches Öko-Grün-Dach wachsen.

So stellt sich Matthias Mohr, der Architekt aus Beilingen, die Seniorenresidenz Elisabeth in Speicher von außen vor. Seine Präsentation ist gut vorbereitet, am liebsten würde der emeritierte Professor für Architektur noch dieses Jahr mit dem Bau beginnen: „Alle Planungen, Berechnungen und Genehmigungen wie Brandschutz, Statik, Energie- und Bodengutachten liegen bereit“, sagt Mohr. Nur eine Liste mit Handwerkern, bestenfalls aus der Region, fehle noch – die sei aber schnell gemacht. Sobald er die Baugenehmigung der Kreisverwaltung hat – und dabei kann es sich nach Einschätzung des Stadtbürgermeisters Erhard Hirschberg nur noch um wenige Wochen handeln – ,könnte sein Projekt in 16 Monaten Wirklichkeit sein.

Die Sorgfalt des Beilingers lobt auch Manfred Rodens, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Speicher: „Von Beginn an liegt von Herrn Mohr ein Planungskonzept auf dem Tisch, das zu uns passt.“ Rodens muss es wissen, denn er ist seit fünf Jahren mit dem Projekt beschäftigt und selbst im Förderverein Senioren VG Speicher, der sich für Wohnmöglichkeiten für ältere Menschen einsetzt. Im Frühjahr 2021 könnten also die ersten Mieter oder Käufer einziehen.

Vom hohen verglasten Eingangsbereich fährt man dann mit Aufzügen barrierefrei in den ersten oder zweiten Stock. Auch in die breiten Flure fällt viel natürliches Licht. Von dort aus kommt man laut Plan in eine der 50 bis 70 Quadratmeter großen Wohnungen. Diese können allein oder zu zweit bezogen werden, sie sind im Bad und zur etwa sechs Quadratmeter großen Terrasse beziehungsweise Balkon hinaus über die bodentiefen Schiebefenster barrierefrei nutzbar, haben Fußbodenheizung und Schallschutz. Zu jeder Wohnung gehören auch ein Tiefgaragenparkplatz und ein Kellerraum. Zwischen  vier und fünf Millionen Euro investiert Mohr voraussichtlich in die gesamte Residenz. Die günstigsten Wohnungen sollen 138 000 Euro kosten.

Ob Mohr denn dafür schon Interessenten habe, möchte die SPD-Chefin Katja Zunker wissen. „Sogar mit Uhrzeit habe ich die überraschend vielen Interessenten vermerkt, die sich auf meine Anzeige im Mitteilungsblatt vor einiger Zeit gemeldet haben“, erzählt Mohr begeistert. Die Anfragen kämen zu zwei Dritteln aus dem Speicherer Raum, aber auch aus Bitburg oder Trier.

Wichtig sind Mohr vor allem Gelegenheiten zur Begegnung. „Ich will für Leute bauen, denen Selbständigkeit wichtig ist, die aber Nachbarn um sich herum haben wollen, die hin und wieder nach ihnen schauen.“ In den drei Gesellschaftsräumen oder im Garten draußen soll man sich treffen können, in einem ähnlichen Projekt, das er in Trier gebaut habe, funktioniere das gut. Über einen wetterfesten Flur soll das betreute Wohnen zudem an das Altersheim Marienhof angebunden sein. Weil der Tunnel über einen Gemeinde-Fußweg führen soll, sei hier ein separates Genehmigungsverfahren im Laufe des nächsten Jahres erforderlich. Vom Altersheim Marienhof sei der Tunnel aber erwünscht, man habe ihn vertraglich festgeschrieben. Der Orden wird aber keine Betreuung übernehmen. Diese müsse bei individuellem Bedarf von außen kommen, sagt Bürgermeister Hirschberg auf TV-Nachfrage.

Frank Gödert (CDU) möchte als Mitglied der Feuerwehr wissen, ob besondere Rettungswege aus dem zweiten und dritten Stock geplant sind, weil der Hinabtransport über eine Feuerwehrleiter für ältere Menschen vielleicht schwierig sein könnte. Mohr sagt, die wenigen Stockwerke, die zweiten Rettungswege und das schlecht brennbare Material, das er verbauen möchte, sollten die Risiken hier sehr gering halten.

Der Sozialdemokrat Raimund Biewer findet 30 Wohnungen anzahlmäßig eine hohe Mehrbelastung für die Anlieger des wohl sehr engen Schwester-Theodarda-Wegs. Viele Wortmelder sind sich einig, diese Mehrbelastung auch in Zukunft im Auge zu behalten. Marcus Konrad (CDU) stellt in Frage, ob 30 Tiefgaragenparkplätze nicht vielleicht zu wenig seien. Mohr antwortet, er gehe pro Wohnung von maximal einem Auto aus, und das sei schon mehr als üblich bei Wohnungen für ältere Menschen. Viel Kritik an dem Projekt hat keiner, die Stadträte sind dankbar für die transparente Vorstellung der Baudetails.

Der Architekt und Stadtplaner Mohr hat noch viele weitere Ideen: Er möchte einen Fußweg verlängern und ausbauen, damit eine Verbindung zum Ortszentrum und zu Einkaufsmöglichkeiten entsteht. Der jetzige Wirtschaftsweg werde eh schon als Spazierweg genutzt, aber Mohr will ihn noch verbessern und würde das mit Erlaubnis des Stadtrats auch finanziell übernehmen. Ein Ökogrundstück der Stadt würde er zudem am liebsten ebenfalls kaufen und für die Seniorenresidenz begrünen lassen. Während der Bauzeit sollen die Anwohner am Schwester-Theodarda-Weg entlastet werden, indem Mohr einen separaten Zuweg für die Baufahrzeuge mit Schotter aufschütten lässt.

In einem nächsten Artikel behandelt der Volksfreund die Entscheidung des Stadtrats zur Ablehnung der wiederkehrenden Beiträge für den Ausbau von Verkehrsanlagen in der Stadt Speicher und ein Statement der SPD zum Verzicht auf den Beigeordneten in der Stadt.

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