Klein, aber tapfer

Wenn es nichts wird mit dem größeren Urlaub, muss man sich daheim umschauen. Manchmal lohnt sich das sogar. Sechster Teil unserer entspannten Bilderreise durch den Sommer.

 Das tapfere kleine Kalb auf Josef Reuters Bauernhof. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Das tapfere kleine Kalb auf Josef Reuters Bauernhof. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Dahlem-Hammerhütte. Schauen Sie sich mal dieses niedliche Vieh an. Ein neues Leben, ein süßes Tierchen, hach, einfach zum Liebhaben. Die Natur ist doch immer wieder schön.

Oder nicht? "Da kriegste keine fünf Euro für", sagt sein Bauer. Das Kleine ist nämlich zu früh geboren, mindestens sechs Wochen, und deshalb praktisch nichts wert.

Bei unserem ersten Besuch Ende Juni ist das Frühchen gerade mal minus vier Wochen alt, weil es eigentlich erst einen Monat darauf zur Welt hätte kommen sollen. Und es wird, sofern es durchkommt, niemals das bringen, was der gemeine Milchviehhalter, gerade in Zeiten des Preiskampfs, von ihm erwartet: volle Liter-Leistung, mindestens 50 Kilo am Tag. Allerdings auch deshalb nicht, weil es sich um einen kleinen Stier handelt - und da sind ja nochmal andere Qualitäten gefragt.

Aber unser Bauer - Josef Reuter von der Siedlung Hammerhütte - ist ja auch kein gemeiner Milchviehhalter. Zum Glück.

"Es wollte einfach nicht sterben", sagt er und berichtet von der unbändigen Energie, die das Kälbchen trotz seines eigentlich hoffnungslosen Lebensbeginns sofort an den Tag gelegt habe. Und deshalb haben er und seine Familie beschlossen, dem Sorgenkind eine Chance zu geben und es mit der Flasche großzuziehen.

Einen Monat später, also etwa zum offiziellen "Geburtstermin", rufe ich noch einmal, leicht besorgt, bei Reuters an. Josefs Frau Margot meldet sich am Telefon. "Das Kälbchen, das wir letztens bei Euch gesehen haben... ist das noch da?"

"Ja", sagt Margot Reuter. "Es lebt noch! Und es macht sich ganz gut. Es ist zwar ein bisschen kleiner im Verhältnis zu den anderen. Aber es lebt."

"Das ist unser Wunderchen", ergänzt Josef Reuter. Auch wenn das Stierchen wohl kaum zum Prachtbullen heranwachsen und betriebswirtschaftlich ein Verlustgeschäft bleiben werde: "Aber das ist egal."

Es lebt - siehe Foto. Und seinen Besitzern ist es gleich, ob es nun "Leistung" bringt oder nicht. Gut zu wissen. Irgendwie ein Happy End. Und deshalb auch ein guter Schluss für unsere kleine Bilderreise durch den Eifelsommer.

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