Kleine Panne, große Wirkung: SPD-Mann wirbt für CDU-Kandidat

Bitburg · Was er sich dabei gedacht hat, wird sein Geheimnis bleiben. Der Satz sei ihm "rausgeflutscht". Mehr will Josef Junk dazu nicht sagen. Für Gesprächsstoff sorgt es allemal: Junk, bekannter SPD-Mann, hat öffentlich auf seiner Facebook-Seite im Internet "Zweitstimme CDU" empfohlen.

 So stand es im Internet: Auszug aus dem ursprünglichen Eintrag auf der Facebook-Seite von Josef Junk. TV-Foto: Rolf Seydewitz

So stand es im Internet: Auszug aus dem ursprünglichen Eintrag auf der Facebook-Seite von Josef Junk. TV-Foto: Rolf Seydewitz

Foto: (e_bit )

Klick, senden, raus: Schon ist es in der Welt und dann wird einem heiß und kalt: Verflixt, jetzt landet die Mail, dass es heute mal wieder gähnend langweilig ist im Büro - eigentlich für die Kollegin bestimmt - beim Chef. Den Schreckmoment, dass etwas in dieser Art passiert sein könnte, kennt wohl jeder. Wenn es nur noch schnelle Klicks braucht, um eine Nachricht in die ganze Welt zu senden, geht eben auch schneller was schief als beim Schreiben und Adressieren von Briefen. Die Gefahr, zu schnell auf "Senden" gekommen zu sein, kennt man auch auf der Internetplattform Facebook.
Eine Erfahrung, die auch Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburger Land, machen musste. Wer ihn kennt, kann es sich vorstellen: Gut gemeint hat der SPD-Mann seine Zeilen, die er auf seine Facebook-Seite geschrieben hat. Die Idee: Wenn die Wähler mit der Erststimme SPD-Kandidat Nico Steinbach und mit der Zweitstimme CDU wählen, wäre die Eifel am Ende aller Voraussicht nach mit zwei Abgeordneten - Steinbach und Michael Billen (CDU) - in Mainz vertreten.

Mit Blick auf die Repräsentanz der Eifel ist das eine Überlegung wert. Mit Blick auf die Chancen von Steinbach, der von Listenplatz 44 aus wohl keine Chance hat, in den Landtag zu kommen, aber auch. Für den Jungspund, der das Landtagsmandat 2015 von Monika Fink übernommen hat, wird es nämlich auch als Direktkandidat nicht ganz einfach: Sein Kontrahent Michael Billen geht zum fünften Mal für die CDU ins Rennen - und könnte wohl auch von Platz 18 über die Liste in den Landtag kommen.

So ähnlich muss es Josef Junk durch den Kopf gegangen sein, als er in Facebook seinen 1773 Freunden folgende Empfehlung gab: "Bei der Landtagswahl unterstütze ich Nico Steinbach mit meiner Erststimme. Bei der Abgabe der Stimmen sollten wir gemeinsam im Eifelkreis strategisch wählen, um uns für unseren Kreis und unsere Region die bestmögliche Unterstützung im Landtag durch zwei (!) Kandidaten zu sichern. Daher Erststimme Nico Steinbach, Zweitstimme CDU (Michael Billen)."

Moment: Ein SPD-Bürgermeister empfiehlt mitten in der heißen Phase des Wahlkampfs, mit der Zweitstimme den politischen Gegner zu wählen? Das wirkt großherzig, wie Josef Junk nun mal auch ist, verfolgt aber sicher auch die Strategie, im CDU-Lager für Steinbach ein paar Stimmen einzufangen.

Michael Billen war wohl auch etwas überrascht und antwortete, keine 17 Minuten später auf Facebook: "Lieber Josef, ich freue mich sehr, dass Du als SPD-Mitglied für die Zweitstimme CDU wirbst. Gestatte mir bitte, um die Erststimme für Michael Billen zu werben, damit ich die Eifel mit voller Kraft in Mainz durchsetzungsstark vertreten kann."Landtagswahl 2016

Dauerte nicht lange, da war der ursprüngliche Eintrag verschwunden. Nun wirbt Junk zwar immer noch für "Erststimme Steinbach", logisch. Aber er bleibt dabei, dies damit zu begründen, dass dann "zwei (!)" Eifeler nach Mainz kommen. Heißt: An seiner Strategie, auch ein paar CDU-Leute für Steinbach zu begeistern, hat sich nichts geändert - nur wird nun nicht mehr offen ausgeschrieben, wer denn der weitere Eifeler Landtagsabgeordnete neben Steinbach sein soll. Der Zusatz "Zweitstimme CDU (Michael Billen)" ist weg.

Auf TV-Anfrage will sich Junk dazu nicht äußern und bittet um Verständnis. Im Internet hat er seinen Facebook-Freunden erklärt: "Der letzte Satz ist ungewollt ,rausgeflutscht', ich habe ihn daher gelöscht." Kann ja mal passieren. scho

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