KNÖLLCHEN

Zu unseren Berichten "Ein Notfall? Streit um einen Strafzettel" (TV vom 4. Januar) und "Unverständnis bei den einen, Zustimmung von den anderen" (TV vom 6. Januar) schreibt dieser Leser:

Ich finde die Entscheidung der Stadt absolut richtig. Alle Argumente sprechen gegen den Falschparker. Dass er 30 Minuten von Weinsheim nach Bitburg, geschätzte 40 Kilometer, mit Parken und Anmeldung im Krankenhaus gebraucht hat, ist unrealistisch. Als Vielfahrer auf dieser Strecke schaffe ich das nur am Wochenende unter günstigsten Bedingungen. Unter der Woche mit viel LKW-Verkehr sind 30 Minuten von Tür zu Tür nur für echte Raser zu schaffen. Und die Dauerbaustelle war im TV doch mehrfach erwähnt. Fazit: Der Herr ist einfach zu spät losgefahren. Dann die Erklärung, er hätte niemand zum Bringen und Abholen gehabt, ist noch absurder als Rechtfertigung dafür, keine Parkgebühren zahlen zu wollen. Der Bring- und Holservice wäre nur eben deutlich teurer gekommen, als selbst zu fahren und ein Knöllchen zu riskieren. Der Herr hätte spätestens hier erkennen sollen, dass sofortiges Zahlen angesagt wäre. Hinzu kommt: Auch die Argumentation mit dem Abführmittel ist so dünn wie das, was nach der Einnahme solcher Mittel durchaus berechenbar rauskommt. Sterbefall, Frühgeburt, Blinddarmdurchbruch oder Unfallopfer im Krankenhaus: Das sind echte unvorhersehbare Notfälle, aber doch keine Routineuntersuchungen mit einem Monate vorher vereinbarten Termin für eine Darmspiegelung - solche "Notfälle" gibt es im Krankenhaus Bitburg bestimmt Hunderte in der Woche. Und nicht zuletzt: Ein Tag Parkhaus - so es denn geöffnet gewesen wäre - wäre im Übrigen auch nicht gratis gewesen. Schließlich wird es vielen routineuntersuchten Leidensgenossen genauso ergangen sein: Parkhaus zu, Autobahnbaustelle und Ähnliches. Von denen sind vielleicht auch manche einfach zu spät losgefahren und haben sich über einen Strafzettel geärgert, aber letztendlich doch eingesehen, dass Murphy auch für sie gilt - und dann haben all jene, denen es ähnlich ergangen ist, ohne Aufmucken bezahlt. Als Steuerzahler lege ich Wert darauf, dass die bankrotten Städte ihnen zustehende Gebühren auch eintreiben. Sie glauben, ich sei Einspruchsachbearbeiter bei der Knöllchenstelle, weil ich das alles so sehe? Nein: Ich gebrauche nur meinen gesunden Menschenverstand, bevor ich wegen eines Knöllchens einen Protest einlege. Joachim Sels, Ralingen

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