Kolumne Eifel-Einsichten Altstücke, unbeschossen

Dies ist ein Aufruf. Und zwar an jenen meiner Besucher, der hier in der Redaktion seinen „Kalender für Jäger und Angler 2019“ liegengelassen hat. Ich fand den nämlich gerade hier hinter der vernachlässigten Topfpflanze, bei der ich mich wundere, dass es sie noch gibt.

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Klaus Kimmling

Die hält Trockenphasen länger aus als jeder Karnevalist.

Der Kalender (waren’s die Prümer Jecken? Ach nein, die hatten nur ihren Schnaps bei mir stehen lassen, mit dem ich ihnen dann durch die halbe Stadt hinterhergelaufen bin) ist bis Aschermittwoch in der Redaktion abholbar, danach geht er in meinen Besitz über.

Fand ich darin doch so wunderbare Rezepte wie „Cottage Pie von Rotwild oder Wildsau“. Und clevere Produktplatzierungen wie den „pfiffigen Wildgalgen mit Bergehilfe“ (89 Euro). Sowie lehrreiche Beiträge über „die Schläue der Leittiere“. Zitat: „Der Anblick wahrhaft alter Rottiere ist selten, wie Sie sicher aus Ihrer Jagderfahrung bestätigen können.“ Ich nicht, kann dafür aber aus meiner Autofahrererfahrung bestätigen, dass so eine Rottierrotte ... äh ... -Herde? ... -Truppe? ... egal, so ein Rotwildzweckverband, wenn er dir bei Kleinlangenfeld an einem Eifeler Nebelmorgen aus dem Gehölz direkt vor den Kühler trabt, ganz schön gewaltig wirken kann. Wie gut, dass ich an jenem Tag nicht rannte.

Fest steht jedenfalls, sagt der Kalender, dass das Altwild ziemlich was in der Birne hat. Und dass die Tiere permanent dazulernen, sogar lebenslang, wenn sie es, Zitat, „unbeschossen“ überhaupt so weit schaffen. Und dadurch als „alte Stücke“ (Jägerdeutsch) „einen Erfahrungsschatz angehäuft haben, der sie als Leittiere qualifiziert“. Und deswegen seien sie auch, jawohl, zu schonen!

Ich könnte jetzt, so als qualifizierter Leitkolumnenalthirsch, einen strammen Exkurs darüber schreiben, wie wir so mit unseren Senioren, pardon: unbeschossenen Altstücken umgehen, aber ich muss noch was von voriger Woche nachtragen. Weil uns nämlich zum Thema „Eifeler spricht Hochdeutsch“ Franz-Josef Saftig aus Betteldorf was schickte: Eine Story, die ihm seine Schwiegermutter („Gott hab sie selig“, ergänzt er) immer erzählt habe: Sie sei als Schulkind mit ihrer Klasse und dem „Häär“, also dem Pastor, öfter mal in den Wald gegangen. Und als sie an einem Ameisenhaufen vorbeigekommen seien, habe ein Mädchen gerufen: „Häär Pastur, da vorne sind Seichgameessen.“ Schön!

Und hier noch schnell einen aus der Mail von Alois Mayer aus Daun, auch von voriger Woche, der passt perfekt: Die Dauner Achtklässlerin Gisela, erzählt er, habe einmal Urlaub bei der Verwandschaft in Koblenz gemacht. Und als sie nach vier Wochen zurückkam, verkündete sie ihren Mitschülern: „Ich hab mir das Huhdeitsch so angewöhnt, ich kann et nicht mehr loaßen!“

Ach komm, noch einen zum Schluss, auch von Alois: Eifeler in Köln. Fragt einen Kölner, wie er „daan hej flotts un de Stresemannstraße“ komme. Der ranzt zurück: „Können Sie nicht höflicher fragen? Antwort des Eifelers: „Leck mich, dann verloofen ech mech leewer!“

Dank, die Herren! Zurück in die Schonung, bleibt unbeschossen, liebe Jung- und Altstücke!
Et jit net jerannt!

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