Kolumne Eifel-Einsichten Hirnhummeln

Wir sind noch immer bei den Tieren. Landete doch letztens, ihr last es vorige Woche, der schwickerathsche Hinweis auf das Gehaansfinkelchen, den Glühwurm, in meinem Eingangskasten. Aber wie wär’s denn mit der Besuchameise?

Kolumne Eifel-Einsichten
Foto: TV/Schramm, Johannes

Ich entnahm sie dem herrlichen Buch mit vergangenen, verlorenen, vergessenen Begriffen aus dem Wörterbuch der Grimm-Brothers („Eine ungemein eigensinnige Auswahl unbekannter Wortschönheiten aus dem Grimmschen Wörterbuch“, herausgegeben von Peter Graf, dtv, 12,90 Euro).

Deshalb, zur Erholung, gerade heute, wo wir ja links und rechts das ganze Kommunalpolitikgewimmel haben, hier noch ein paar wunderbare Schöpfungen aus dem Deutschen, bevor wir alle nur noch liken und haten kennen und dazwischen überhaupt nichts mehr: Besuchameisen, das sind welche, die von Tür zu Tür, von Theke zu Theke, von Ereignis zu Ereignis (pardon: Event. Bah!), genau: rennen. Super auch: der Probehengst. Das ist ein geringgeschätzter Gaul, den man nur sozusagen zum Antanzen der Stute hinschickt, um zu gucken, „ob sie rosset oder nicht“.

Und wenn es ganz dunkel wird, dann wird’s, wir Landmenschen kennen das, kuhfinster (also so duster wie innen in der Kuh).

Probehengst. Kuhfinster. Geht alles sofort in meinen aktiven Wortschatz über. Beziehungsweise in mein Hummelhirn (das ist, wenn man zu viele Ideen – der Eifeler würde sagen: Quatsch – im Kopf hat. Die heißen dann Hirnhummeln). Wichtig: Besteht das alles den Alltagstest? Klar: „Dou mat dengen unniedijen Hirnhummelen!“ Geht, siehste?

Kurz mal raus aus der Tierwelt: Mein vorläufiges Lieblings-Grimm-Wort lautet nämlich: Schmürbeln. Das ist, oh ja, ihr kennt es alle, wenn einer „nach fettiger Unreinigkeit“ müffelt. Flatterschön (also: schön, aber eben vergänglich schön) auch: wenn einem das Maul geht „wie ein Gänsearsch“. Wegen dem Gewackel. Doch nun, frohumkränzt, verschließ ich die Froschgosch, widme mich dem Wochenendgenichtse und werde, Goethen zitierend, wie er im Buch zitiert wird, ganz gelassen und: federfaul. Schicht!

Et jit net jerannt.

(PS: Hin und wieder das Wörterbuch konsultieren. Gute Sache. Ich Eifelkind kam nämlich erst spät, in den längst vergilbten Jahren der mittleren Erwachsenenreife, auf den Trisch ... äh, Trichter, dass man Pfirsich hinten nicht mit -isch schreibt. Sagt das keinem. Wär mir zu peinlisch.)

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