Kommando zurück: US-Air-Force schließt Schule in Bitburg

Bitburg · Erst der Flugplatz, dann die Kaserne, jetzt die Highschool: Heute schließt die US-Air-Force die Schule in der Housing. Sie war eines der letzten Gebäude, das die Amerikaner in Bitburg genutzt haben. Steht der Abzug nun kurz bevor?

 Fünfzig dieser Wohnblocks stehen auf dem riesigen Housinggelände in Bitburg. Was damit geschieht, ist noch unklar. TV-Foto: Klaus Kimmling

Fünfzig dieser Wohnblocks stehen auf dem riesigen Housinggelände in Bitburg. Was damit geschieht, ist noch unklar. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"

Der junge Soldat schreitet langsam auf mich zu - Auge in Auge. "Sorry, can I help you?", fragt er - die Pistole im Holster, das Funkgerät am Revers. "No pictures", sagt er. Er schaut genau auf den Bildschirm meiner Kamera, während ich alle Fotos lösche - auch die, die ich von dem Schild am Zaun geschossen habe. "Warning" steht darauf - rote Schrift auf weißem Blech. Und weiter: Das Gelände gehöre dem US-Militär und werde mit Wachhunden gesichert.

Einer dieser Vierbeiner schaut mich jetzt an. Der Soldat hält ihn an der Leine. Beide sehen nicht angespannt aus. Der junge Mann, Anfang 20 oder jünger, scheint schon fast froh über die Abwechslung zu sein. Kein Wunder: Hier, auf dem Housinggelände an der Mötscher Straße, passiert ja nicht mehr viel. Er bewacht eine Geisterstadt.

Blinde Fenster blicken aus beigen Wohnkästen. Sie sehen aus wie in die Jahre gekommene Jugendherbergen. Einst lebten und schliefen hier Air-Force-Soldaten. Doch die letzten Militärs verließen das Areal schon im Oktober 2014. Die meisten zogen auf die Air-Base Spangdahlem und in die umliegenden Orte. Sie hinterlassen 50 leere Wohnblöcke.
Noch immer laufen hunderte amerikanische Schüler, die in Bitburg zur Highschool gehen, jeden Tag an diesen Klötzen vorbei. Ihre Schule ist eines der letzten Gebäude auf dem Gelände, das die Amerikaner noch nutzen. Doch schon heute soll sie schließen. Das bestätigten die Amerikaner auf Anfrage des TV. Die Klassen ziehen um auf den Militärflugplatz Spangdahlem. Dort werden sie in einer provisorischen Einrichtung unterrichtet, bis die Arbeiten an der neuen Highschool, voraussichtlich im Sommer 2019, abgeschlossen sein werden. So teilt es die Pressestelle der Air-Base mit. Gekostet habe die neue Schule rund 87,2 Millionen US-Dollar. Das entspricht etwa 78 Millionen Euro. Mit der Schließung der Highschool machen die Amerikaner einen weiteren Schritt raus aus Bitburg. Die Kaserne nebenan haben sie schon im Herbst 2012 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz: Bima, übertragen (der TV berichtete). Die Aufgabe der Housing wird sich wohl noch bis Sommer 2018 hinziehen, teilt die Air-Force mit. Zur Erinnerung: Der Termin wurde bereits einige Male verschoben - von 2009 auf 2014, von 2014 auf 2015, und so weiter.

Grund zur Eile gibt es nicht mehr, seit klar ist, dass die Landesgartenschau nicht nach Bitburg kommt, das riesige Gelände also akut nicht gebraucht wird. Trotzdem könnte es nächstes Jahr klappen. Dann wird in der Bierbrauerstadt nicht nur eine 60 Jahre lange Geschichte zu Ende gehen. Es wird sich auch das erste Kapitel einer neuen öffnen: Das rund 65 Hektar messende Areal wird frei. Zum Vergleich: Das entspricht etwa 91 Fußballfeldern. Was man mit all dieser Fläche wohl anstellen könnte? Das wird die Stadt in den kommenden Jahren beschäftigen. Klar ist aber: Der Soldat wird seine Stellung bald aufgeben dürfen. Schweiß tropft von der Stirn, in der Tarnuniform bei gut 30 Grad.
Nur noch ein paar Stunden, dann darf er nach Hause. Nur noch ein Jahr, dann gibt es für ihn in Bitburg vielleicht gar nichts mehr zu bewachen.KommentarGestalter statt Zaungast150 000 Euro haben die Steuerzahler seinerzeit für ein Konzept gezahlt. Das Housingareal sollte im Rahmen der Landesgartenschau umgestaltet werden. Auf dem Plan standen: ein Park, ein Gewerbe- und ein Wohngebiet an der Mötscher Straße. Jetzt, wo der Traum geplatzt ist, sollte sich die Stadt darum bemühen, diese guten Ideen umzusetzen. Das heißt: verhandeln, verhandeln, verhandeln. Sonst tritt ein anderes Szenario ein: Die Bima verkauft das Gelände an einen Investor, und die Stadt verliert die Planungshoheit. Dann können die Bitburger wieder nur zusehen, was dort hinter dem Zaun vor sich geht. c.altmayer@volksfreund.deExtra: MILITÄRGESCHICHTE IN BITBURG


1936: Die Kaserne an der Mötscher Straße wird für die Wehrmacht gebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind hier luxemburgische-, später französische Soldaten stationiert.

1951: Die Franzosen sind es auch, die den Bitburger Flugplatz errichten.

1952: Die Air-Force beginnt den Flugplatz zu nutzen. Auch die ersten Pläne für das Housing-Gelände werden im Stadtbauamt präsentiert. Ein Jahr später stehen die meisten Wohnblocks.

1985: Die Amerikaner ziehen in die Kaserne ein.

994: Der Flugplatz Bitburg wird von der Air-Force aufgegeben.

2012: Die Amerikaner ziehen wieder aus der Kaserne aus.

2018: Die Air-Force plant, das Housinggelände an die Bima zurückzugeben.

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