Kommholmich, hilf!

Manche Geschichten sind wundersam. In einer Serie geht der TV solchen Geschichten auf den Grund. So auch dieser: Wer in der Klausener Wallfahrtskirche dem Heiligen Kommholmich an die Pluderhose greift, soll schon bald den richtigen Mann zur Seite haben. Unsere Reporterin hat es ausprobiert.

 Glauben ist alles: Sieben Mal müssen Frauen den Heiligen Kommholmich der Legende nach streicheln. TV-Foto: Katharina Hammermann

Glauben ist alles: Sieben Mal müssen Frauen den Heiligen Kommholmich der Legende nach streicheln. TV-Foto: Katharina Hammermann

Klausen. An diesem Ort also werden Wunder wahr und Frauen fündig! Dabei wirkt alles so beschaulich. Schafe dösen im Schatten, ein Mann fegt die Straße, ein anderer streicht ein Gasthaus namens "Maria Rast". Es ist Werktag und nicht viel los im bekannten Wallfahrtsort Klausen - Heimat zahlloser Wundergeschichten und Heimat des Heiligen Kommholmich. Dieser ungewöhnliche "Heilige", der in Wirklichkeit gar keiner ist, soll in der Kirche "Maria Heimsuchung" an der Wand hängen und ledigen Frauen, die ihn an der richtigen Stelle berühren, den Traummann bescheren.

Die Geschichte klingt interessant genug, um sie einmal selbst zu testen. Nur: Was wohl mag die richtige Stelle sein?

Vielleicht wissen die Damen im Dorfladen weiter? Sie wissen. Und müssen hinter ihren Kassen stehend kichern. "Ja, ich habe den Kommholmich auch schon gestreichelt", sagt die eine - naja und einen Mann habe sie auch gefunden. "Da draußen ist ein Mann, der kennt sich gut mit dem Kommholmich aus", sagt die andere. Und kurz darauf betritt der Besagte auch schon den Laden. Es ist, wie sich herausstellt, Ortsbürgermeister Alois Meyer. "Man muss das sieben Mal machen", sagt er - und man müsse wirklich daran glauben.

Der reinen Lehre nach soll man den Kommholmich - eine Grabplatte, die das Bildnis des 1535 verstorbenen Philipp von Ottenesch zeigt - sieben Mal hintereinander aufsuchen. Aber der Ortsbürgermeister glaubt, es geht auch, wenn man ihn einfach sieben Mal berührt. Aber wo denn nur? Herr von Ottenesch trage eine Landsknechttracht, mit Pluderhose, sagt Meyer und grinst. Deutlicher wird er nicht. Oje.

Also lieber erstmal mit einem Schokobrötchen stärken. Unterdessen betreten diverse Damen den Dorfladen. "Man hört schon, dass das funktioniert", sagt eine von ihnen. Eine andere nickt.

Das wollen wir doch mal testen. Also nichts wie rauf zur Kirche. "Viel Erfolg", ruft die Dame noch.

Ein stolzer, bärtiger Mann mit Pluderhose



Oben angekommen warten sakrale Stille und der Duft brennender Kerzen hinter der Türe des altehrwürdigen Gotteshauses. Eine Familie schaut sich neugierig eine Vitrine mit spitzenumwickelten Märtyrerknochen an, während drei Pilger in der Gnadenkapelle andächtig ins Gebet versunken sind. Aber wo steckt der Kommholmich? Ein Blick ins Klausener Pilgerbuch hilft: Er soll gleich neben dem Hauptportal hängen. Und Tatsache. Da ist er. Ein stolzer, bärtiger Mann mit Bommelhut, Pluderhose und einem Schwert, dessen Griff in Augenhöhe unmittelbar über dem Schritt des Herrn von Ottenesch endet. Wohin nur greifen? Und was bitte sollen die Betenden denken, die gleich hinter der Glasscheibe in der Kapelle sitzen? Zumal doch auf einem Zettel an der Eingangstüre steht, man solle nichts berühren. Und schon gar nicht …

Was hilft's? So ist nun mal der Brauch. Schon seit Jahrhunderten. Und diese Hand wird nicht die erste und nicht die letzte sein, die den Kommholmich unziemlich berührt, während ihre Besitzerin guten Mutes an den Richtigen denkt. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben. Hihi. Die Pilger haben nix gemerkt. Wie schnell der Kommholmich wohl wirkt?

Und ob überhaupt? Neben ihm an der Wand hängen jedenfalls nur Tafeln mit Aufschriften wie: "Maria hat geholfen". Vom Kommholmich ist keine Rede. Und auch der Pater im benachbarten Kloster redet lieber über die rund 800 in einem Mirakelbuch festgehaltenen "echten" Klausener Wunder, von denen einige auch amtlich beglaubigt seien. "Da, wo der Glaube ist, wächst der Aberglaube mit", sagt er. Und der habe sich über Jahrhunderte gehalten. "Die Mädchen haben wirklich geglaubt: Wer da hinkommt, um um einen Mann zu bitten, der kriegt ihn auch." Und diese Geschichte sei offenbar immer noch lebendig, sagt er augenzwinkernd. Und was, wenn es klappt? Na, dann müsse man in Klausen heiraten.

Bis Redaktionsschluss war von der Wirkung noch nichts zu spüren. Aber das kann ja noch kommen.

Ist Ihnen etwas wahrhaft Wunderbares passiert? Oder kennen Sie spannende Geschichten, in denen der Zufall nicht mehr genügt, um zu erklären, was geschehen ist? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte. Schicken Sie uns Ihre Wunder an: eifel-echo@volksfreund.deExtra Rund 120 000 Pilger zieht es jährlich in den Wallfahrtsort Klausen, der seinen Ursprung einem Marienhäuschen verdankt, das dort 1442 errichtet wurde. Sie kommen allerdings wohl eher nicht wegen des Kommholmich. Denn Klausen gilt als religiöser Kraftort, an dem, so der Glaube, immer wieder Wunder wahr werden, von denen zahlreiche Dankestafeln zeugen. Der Kommholmich ist ein Relief auf dem Grabstein Philipps von Ottenesch. Dieser soll zweimal verheiratet gewesen sein und ein eheliches und drei uneheliche Kinder gehabt haben. Als Burgherr zu Esch war er auch Hochgerichtsherr und kurfürstlicher Hauptmann. Als solcher musste Philipp mit anderen Junkern 1522 Stadtmauer und Tore der Stadt Trier gegen Franz von Sickingen verteidigen. Schon zu früheren Zeiten sahen Geistliche den Brauch, der sich um den Kommholmich entwickelt hatte, ungern. So schreibt Peter Dohms in seinem Buch über Eberhardsklausen, dieser Brauch habe dazu geführt, dass ein Pfarrer 1870 einen Brief an den damaligen Bischof von Trier schrieb und ihn aufforderte, er solle veranlassen, dass der Pfarrer von Klausen dieses Bild entferne. Doch es hängt bis heute. (kah/chb)

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