Volksfreund-Forum zur Bürgermeisterwahl in Prüm Wir bitten dann mal zum Gespräch
Prüm · Die Prümer Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy tritt zur Wahl für eine vierte Amtszeit an. Auf der anderen Seite: Johannes Reuschen als freier Bewerber. Der TV holt beide am Dienstag zum Forum auf die Bühne des Konvikts.
Diesmal auch mit Gegenkandidat: Das hatten wir in Prüm schon länger nicht mehr, dass sich jemand traut, gegen die amtierende Stadtbürgermeisterin anzutreten. Aber am Sonntag, 26. Mai, ist es dann tatsächlich so weit. Auch wenn sich zunächst noch nicht allzu viele inhaltliche Unterschiede zwischen Mathilde Weinandy (CDU) und Johannes Reuschen (tritt frei an, sitzt aber für die Prümer Bürgerbewegung im Rat) ausmachen lassen.
Schaut man auf die Wahlplakate der Kontrahenten, findet man tatsächlich auf beiden das Wörtchen „bringen“. Die CDU-Frau will Prüm „weiter voran bringen“, der freie Bewerber „frische Ideen ein-, genau, -bringen“.
Es ist symptomatisch für den bisherigen Wahlkampf: So schrecklich groß scheinen auf den ersten Blick die Unterschiede zwischen den beiden nicht zu sein. Reuschen, der Herausforderer, hat bisher auch praktisch keinen der üblichen Reflexe bedient, nach dem Motto „jetzt komm ich und mach alles anders“.
Das verhältnismäßig friedliche Gegeneinander zeigt sich auch bei der Eröffnung der Grenzlandschau: Naturgemäß rühmt zwar Parteifreund – und Bürgermeister der Verbandsgemeinde – Aloysius Söhngen die Amtsinhaberin für ihr Engagement rund um die Messe. Aber man hat schon erheblich lobhudelndere Ansprachen im Wahlkampf erlebt. Und beim üblichen Rundgang der Ehrengäste überlässt Reuschen seiner Mitbewerberin weitgehend das Feld und drängt sich nicht in jedes Foto, das dabei geschossen wird.
Die Zurückhaltung verwundert auch kaum, stand er mit seiner Fraktion bisher auch hinter allem, was in den vergangenen Jahren beschlossen wurde, betont die gute Zusammenarbeit auch mit der amtierenden Stadtchefin und ergeht sich nicht in den üblichen Contra-Tiraden. Zank gab’s, zumindest öffentlich, fast nie. Das gilt vor allem beim Hahnplatzumbau, der gewiss als beherrschendes Thema der vergangenen Jahre geeignet gewesen wäre, größte Verwerfungen hervorzurufen. Aber: nichts. Der Rat beschloss den Plan, der Rat stand Kritik, den anfangs fehlgestarteten Umbau und die Probleme, die immer wieder mal auftauchten, gemeinsam durch.
Und Unterschiede? Da muss man fast schon aufs Selbstverständliche ausweichen: Sie Frau, er Mann, sie 68, er 32 Jahre alt. Das war’s dann auch schon. Im Stadtrat sitzen beide schon lange – auch da findet man eine bemerkenswerte Parallele. Trotz seiner jungen Jahre ist nämlich auch Reuschen schon seit 2009 dabei, damals war er mit 21 das jüngste Ratsmitglied. Inzwischen sitzt der Rettungssanitäter, Verwaltungsfachangestellte und Jurist an einer Doktorarbeit, ist Referendar bei der Kreisverwaltung und hochaktiver Karnevalist, wo er auch die Rednersitzung moderiert.
Aber auch bei Pöstchen und Ehrenamt tun sich die Kandidaten nichts. Die Titelverteidigerin, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und frühere Landtagsabgeordnete (1996 bis 2006) engagiert sich nebenher beim Eifelverein (den Hauptvorsitz gibt sie dieses Jahr aber ab), ist Vorsitzende des Feuerwehr-Fördervereins, stellvertretende Vorsitzende der Krankenhaus-Förderer, bei den Landfrauen und dem katholischen Frauenverband, wenn sie nicht gerade – mit großem Vergnügen – zusammen mit Ehemann Willi Enkeldienst schiebt.
Und sonst so? Wenn man unbedingt will, könnte man bei den Bewerbern ums höchste Prümer Amt noch den Gegensatz „analog“ zu „digital“ herausbürsten: Reuschen setzt stark aufs Internet, auf die sozial genannten Kommunikationsplattformen. Die amtierende Stadtchefin hingegen treibt sich dort kaum um und kämpft mit eher klassischen Mitteln: Grüßen, winken, händeschütteln und das direkte Gespräch führen.
Aber wer weiß: Vielleicht sind die Unterschiede ja doch noch ein bisschen größer. Genau das wollen wir am Dienstag, 7. Mai, in der Kapelle des Prümer Konvikts herausfinden. Um 19 Uhr beginnt dort das TV-Forum zur Bürgermeisterwahl, zu dem wir die Kandidaten – und die Prümer – eingeladen haben.
Wie immer sind die Bewerber dazu aufgerufen, in einer kurzen Ansprache ihre Vorzüge herauszustellen. Und dann fragen wir ein bisschen nach. Wie selbstverständlich und vor allem auch die Bürger: Sie dürfen den Kandidaten ebenfalls auf den Zahn fühlen. Auch jene, das wäre unsere freundliche Bitte, die keinem der beiden Unterstützer-Lager angehören. Moderieren werden den TV-Abend Eifel-Lokalchef Lars Oliver Ross und der Prümer Redakteur Fritz-Peter Linden. Der Eintritt ist frei.