Konkurrenz oder Ergänzung?

Lünebach · Immer mehr Patienten stehen der klassischen Schulmedizin skeptisch gegenüber. Alternative Ansätze finden auch in der Eifel Eingang in die Innere Medizin.

Lünebach. "Viele Patienten suchen alternative Heilmethoden, wenn sie mit der herkömmlichen Medizin nicht weitergekommen sind, oder sie wollen eine zweite Meinung hören", beschreibt der Kardiologe Joachim Hötzel die Motive der Menschen, die aus dem gesamten Bundesgebiet in seine Privatpraxis in der Nähe von Lünebach kommen. Hötzel verlässt sich durchaus auch auf bewährte schulmedizinische Wege: "EKG oder Echokardiographie sind die Basis der Diagnostik, und gegen verengte Herzkranzgefäße müssen Stents implantiert werden", schildert er die Normalität seiner Arbeit. Aber darüber hinaus setzt er auf Erkenntnisse aus der Anthroposophie, um Patienten mit Herzerkrankungen bei der Vorbeugung gegen weitere Beschwerden und gesundheitliche Gefährdungen zu unterstützen.
"In der Anthroposophie finde ich Einsichten über die Verbindung von Leib und Seele, die teils von der modernen Psychosomatik bestätigt werden. Doch die 90 Jahre Erfahrung, die wir mit der Lehre Rudolf Steiners haben, sind ein großer Schatz." Dank einer spirituell fundierten Therapie mit Metallen, Heilpflanzen oder auch rhythmischer Bewegung gelinge es, die Patienten wieder in ein gesundes Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele zu bringen.
Nach Hötzels Auffassung liefert die Anthroposophie schlüssige Erklärungen dafür, warum auch Menschen ohne jeglichen bekannten Risikofaktor herzkrank werden. "Der Ebene der menschlichen Beziehung zwischen Arzt und Patient wird in der anthroposophischen Medizin eine ganz andere Bedeutung zugemessen als in der üblichen internistischen Praxis", sagt der Kardiologe. Auch werde die Frage der Sinnfindung im Leben des Patienten stärker betont.
Eine Konkurrenz zur Schulmedizin sieht er jedoch nicht. "Letztlich entscheidet der Patient selbst, auf welchen Ansatz er sich einlässt. Wichtig ist es, dass er mit gesundem Menschenverstand lernt, die Signale des eigenen Körpers wahrzunehmen und zu verstehen." ako
Zum Vortrag "Moderne Kardiologie - ganzheitlich, anthroposophisch" am Mittwoch, 18. Mai, um 20 Uhr im Haus Pondrom, Kirchstraße 3, 54673 Krautscheid-Ringhuscheid sind telefonische Anmeldungen unter 06554/9009940 möglich.
Anthroposophische Medizin basiert auf der durchaus umstrittenen und spirituell ausgerichteten Lehre von Rudolf Steiner (1861-1925). Sie bezieht die moderne Diagnostik und Therapie ein, erweitert die Untersuchungen um die von Steiner definierten vier Organisationsebenen Körper, Leben, Seele und Geist. Laut Steiner ist ein Grund für die Entwicklung von Krankheit gegeben, wenn das Zusammenwirken dieser Ebenen gestört ist. ako

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