Kontrapunkt oder kontraproduktiv?

BITBURG. Kritik an der Verträglichkeitsanalyse für das Rautenberg-Zentrum: In Bitburg kursiert derzeit ein Schriftstück, in dem das Einkaufszentrum am Rand der Innenstadt kritisch beleuchtet wird. Urheber ist ein Mitarbeiter der Firma Kaufland.

16 Seiten lang sind die kritischen Anmerkungen zur Verträglichkeitsanalyse für das Rautenberg-Zentrum in Bitburg. Verfasst hat sie Erik Lorenz vom Expansionsbüro der Kaufland Dienstleistung GmbH & Co. KG. Kaufland ist mit einem Supermarkt in der Kölner Straße in Bitburg vertreten. In seinen Anmerkungen kommt Lorenz zum Ergebnis, dass das Gutachten der bundesweit agierenden Cima GmbH "für die Einordnung des geplanten Rautenberg-Zentrums viele, zum Teil gravierende Mängel aufweist und somit nicht geeignet ist, als Bewertungsgrundlage zu bestehen". Das Cima-Gutachten war ein Grund für die städtischen Gremien, dem Vorhaben überhaupt zuzustimmen. Einer der Hauptkritikpunkte ist, dass der geplante Standort weder derzeit noch in Zukunft räumlich oder funktional mit dem Hauptgeschäftsbereich verbunden ist. Diese Tatsache werde relativiert oder ignoriert. Die wenigen Textstellen, an denen überhaupt etwas zu Verknüpfungsproblemen zwischen beiden Bereichen gesagt werde, "heben sich durch ihre Banalität und Allgemeingültigkeit hervor". Nach Einschätzung Lorenz', der in früheren Zeiten ebenfalls Verträglichkeitsanalysen anfertigte, werde sich durch das Zentrum am Rautenberg ein dritter Einkaufsschwerpunkt herausbilden. Das widerspreche dem Ziel, die Innenstadt zu stärken. Das breite Sortiment im Zentrum vermindere die Chancen für die Entwicklung anderer Bereiche, zum Beispiel des Postgeländes. "Weitere Planungen werden erheblich beeinträchtigt oder obsolet werden, da die absatzwirtschaftlichen Spielräume weit gehend ausgeschöpft sein würden", glaubt Lorenz. Kritisch bemerkt er, dass eine größere Anzahl von innerstädtischen Geschäften ihren Standort in das neue Einkaufszentrum verlagern möchten. Dadurch werde die Innenstadt zusätzlich ausgedünnt, verbunden mit einer sinkenden Attraktivität und Vielfältigkeit des Warenangebotes. Zu guter Letzt fragt sich Lorenz, was nach dem Umzug des Edeka-Supermarkts aus dem derzeitigen Standort wird. Bürgermeister Joachim Streit kann diese Bedenken nicht nachvollziehen. "Es handelt sich bei dem Rautenberg-Zentrum um einen integrierten Standort, was durch die auf dem integrierten Stadtentwicklungskonzept aufgestellten Planungen der Stadt Bitburg (Flächennutzungsplan, Einzelhandelsstudie I und II, Generalverkehrsplan) belegt ist", teilt Streit mit. Die im Flächennutzungsplan dargestellte und jetzt begonnene Wohnbebauung am Rautenberg biete in der Zukunft Raum für neue Käuferschichten, die sich vor allem an der Innenstadt orientieren. "Das Rautenberg-Zentrum ist bewusst als Kontrapunkt zur sich explosionsartig entwickelnden Saarstraße benannt worden", ist sich der Bürgermeister sicher. "Eben weil es eine zusätzliche Magnetwirkung hat, zieht es wieder mehr Leute in die Innenstadt. Durch die parallel geführte Entwicklung des Postgeländes in der Innenstadt und die mehr als 100 000 Besucher aus Stadthalle und Bit-Erlebniswelt erfährt die Innenstadt eine Aufwertung, wie sie sich andere Städte wünschen", sagt Streit."Schwachstellen werden nachgebessert"

Projektentwickler Jürgen Kramp war die Kritik am Gutachten bisher nicht bekannt. Ein anderer Gutachter könne durchaus zu einem anderen Ergebnis kommen. Das nehme er zur Kenntnis. "Wenn es beim Cima-Gutachten Schwachstellen gibt, muss nachgebessert werden", sagte Kramp auf TV-Anfrage. Die Planungen für das Zentrum und das sich anschließende Baugebiet laufen derweil weiter. Die von der Stadt geforderte Verlängerung des Lärmschutzwalls entlang der B 51 zwischen Neuerburger Straße und Paulskreuz sei in die Planungen aufgenommen. Beim Bau des Rautenberg-Zentrums und durch die neuen Verbindungswege würden genügend Erdmassen für den Wall anfallen. Nach Rücksprache mit den Behörden werde die noch bestehende Unterführung unter der Bundesstraße geschlossen und der Lärmschutzwall an dieser Stelle durchgezogen.

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