Hochwasserschutz Anwohner sollen sich in die Entwicklung der Hochwasserschutz-Konzepte für Bleialf und Winterspelt einbringen

Winterspelt · Bleialf und Winterspelt sind die ersten Gemeinden in der Verbandsgemeinde Prüm, für die ein Konzept zum Schutz vor Überschwemmungen entwickelt wird. Bei der Planung wird auf die Ortskenntnis der Bürger gesetzt.

 Am Alfbach und an der Prüm kommt es immer wieder zu Überschwemmungen. Um die Anrainer zu schützen, erstellt die VG Prüm ein Hochwasserschutzkonzept.

Am Alfbach und an der Prüm kommt es immer wieder zu Überschwemmungen. Um die Anrainer zu schützen, erstellt die VG Prüm ein Hochwasserschutzkonzept.

Foto: TV/Markus Angel

Als im Sommer 2018 der Starkregen kam und das Wasser durch die Dörfer marschierte, waren auch Bleialf und Winterspelt unter den betroffenen Gemeinden. Besonders der kleine Bleialfer Ortsteil Hamburg soff regelrecht ab, die Bewohner mussten evakuiert werden. Im Besucherbergwerk Mühlenberger Stollen stand das Wasser mannshoch, beim Gasthaus Weltenbummler kam ein ganzer Hang ins Rutschen, in Winterspelt-Ihren rissen die Wassermassen eine Radweg-Brücke fort. „Die Schäden waren immens, es war für uns alle eine traumatische Erfahrung“, sagt VG-Bürgermeister Aloysius Söhngen bei der Auftaktveranstaltung zur Erstellung eines Hochwasserschutzkonzeptes für die Ortsgemeinden Bleialf und Winterspelt.

Begleitet wird das Vorhaben der VG Prüm vom Informations- und Beratungszentrum für Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz (IBH) – seit Kurzem auch vom Kompetenzzentrum Hochwasservorsorge und Hochwasserrisikomanagement (KHH) des Umweltministeriums, dessen Mitarbeiter in den Regionalstellen der Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) sitzen und beratend tätig sind. Die Federführung bei der Umsetzung etwaiger Baumaßnahmen liegt bei der Verbandsgemeinde.

„Wir erleben klimabedingte Veränderungen, die bei uns weitreichende Konsequenzen haben werden“, sagt Söhngen vor rund 50 Besuchern der Auftaktveranstaltung in Winterspelt. „Es ist absehbar, dass extreme Wetter­ereignisse in den kommenden Jahren zunehmen.“

Trotz aller Maßnahmen, die Dörfer in Zukunft vor Überschwemmungen zu sichern, gebe es keine Garantie: „Wir wissen nicht, wo der nächste Starkregen niedergeht – und ein allumfassender Hochwasserschutz führt zu Kosten, die niemand bezahlen kann“, sagt der Bürgermeister. Warum das Konzept zunächst für Winterspelt und Bleialf entwickelt werde, will ein Besucher wissen. „Zunächst hat es diese Orte im Juni 2018 besonders schlimm erwischt“, erläutert Söhngen. Und irgendwo müsse schließlich mit der Arbeit begonnen werden.

„Die große Chance des Hochwasserschutzkonzeptes ist, dass die Bürger mit einbezogen werden“, sagt Rita Ley vom Beratungszentrum für Hochwasservorsorge. „Da kommen keine Verordnungen von oben, Sie alle und Ihre Vorschläge und Ideen sollen mit einbezogen werden“, sagt Ley zu den Einwohnern der betroffenen Orte. „Wir setzen auf Ihre Mitwirkung“.

Voraussichtlich ab März kommenden Jahres soll das Projekt ins Rollen kommen: Dann können in Gesprächen mit der Bevölkerung und der Verwaltung Informationen zu besonders gefährdeten Ortslagen gesammelt, Gespräche mit der örtlichen Feuerwehr geführt und sämtliche Hinweise auf die entstandenen Schäden in Bürgerworkshops ausgewertet werden. „Dann wird uns hoffentlich auch die Starkregengefahrenkarte der Verbandsgemeinde Prüm vorliegen, die eine wichtige Grundlage für die Planungen ist“, sagt Rita Ley. Fördertöpfe für Baumaßnahmen im Zuge des Konzeptes gebe es nicht, bedauert Ley. „Da muss jede einzelne Maßnahme auf eine mögliche Förderung durch das Land geprüft werden.“

Bisher sei von Seiten des Hochwasservorsorgezentrums IBH auch keine private Beratung zum Gebäudeschutz vorgesehen, sagt Ley. „Doch das könnte sich in Zukunft ändern.“ Das Hochwasserschutzkonzept setze auf die Beteiligung der Bürger, jedoch auch auf Eigenverantwortung in Sachen Vorsorge und Objektschutz, erklärt Ley und empfiehlt eine Elementarversicherung, die bei Hochwasserschäden greift. „Ihre Beteiligung auch nach der Erstellung des Konzeptes ist äußerst wichtig“, sagt Rita Ley. „Denn klar ist: Das Papier allein wird keinen Tropfen Wasser abhalten.“

Die Umsetzung des Projektes vor Ort übernimmt das Ingenieurbüro Plan-Lenz aus Winterspelt.

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