Kraft der Natur gegen die Macht der Flieger

Die Zeit des schlichten Neinsagens ist für die Bürgerinitiative "Bürger gegen Nachtflug" vorbei: Sie sagt Ja, und zwar zum "Eifel-Energie-Zentrum". Dieses Konzept für die alternative Nutzung des Bitburger Flugplatzgeländes hat sie gestern vorgestellt.

 Stolz hält BI-Vorsitzender Ludwig Kewes das Konzept zum „Eifel-Energie-Zentrum“ in den Händen. TV-Foto: Ursula Quickert

Stolz hält BI-Vorsitzender Ludwig Kewes das Konzept zum „Eifel-Energie-Zentrum“ in den Händen. TV-Foto: Ursula Quickert

Bitburg. Die Kraft aus Sonne, Wind, Energiepflanzen und Holz soll dem Flugplatz Bitburg neuen Aufschwung geben. Das wünscht sich die Bürgerinitiative (BI) "Bürger gegen Nachtflug", die das Konzept mit dem Namen "Eifel-Energie-Zentrum" entworfen und gestern in Bitburg präsentiert hat. Ziel ist es, auf dem derzeit fliegerisch genutzten Teil des Geländes Photovoltaik- und Windkraftanlagen anzusiedeln, Energiepflanzen für Biogasanlagen anzubauen und Hackschnitzel für eine Holz-Heizanlage zu verarbeiten. "Anstatt weiter Steuergelder in den Flugplatz zu pumpen, soll er jetzt endlich Geld abwerfen", begründet BI-Vorsitzender Ludwig Kewes davon.

Er verspricht sich, dass so 12 050 Haushalte mit Strom versorgt und von den Investoren eine jährliche Pacht über 163 000 Euro eingenommen werden könnten. Diese soll nicht nur an den Eigentümer fließen - die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die Liegenschaften des Bundes verwaltet - auch die Ortsgemeinden sollen profitieren.

Nach Auskunft von Kewes gibt es auf dem fliegerisch genutzten Flugplatzareal 65 Hektar an Biotopflächen. Auf 50 Hektar nahe der Landebahn könnten Fotovoltaikanlagen Platz finden. Damit entstünde die größte Anlage zur Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie in Rheinland-Pfalz.

Außerdem könnten auf dem Flugplatz sechs Windräder errichtet werden. Derzeit laufen Standortprüfungen, ob sich das Gelände dazu eignet. Zusätzlich zum Anbau von Energiepflanzen für Biogasanlagen will die BI Gebäude am Verkehrslandeplatz nutzen, um Hackschnitzel für eine Holz-Heizanlage zu trocknen und zu verarbeiten - ein Heizwerk, das es in Bitburg allerdings bislang nicht gibt.

Übergeordnetes Ziel sei nicht die Schaffung vieler Arbeitsplätze, sondern dass Menschen in der Region von der Energiegewinnung vor Ort profitieren, erklärt Kewes. Er schätzt, dass die Errichtung der Anlagen etwa 70 Millionen Euro kosten würde. "Eine große Bank hat Interesse gezeigt, in den Komplex zu investieren", sagt Kewes. Der Entwurf sei das Ergebnis von Gesprächen mit Experten für alternative Energien, Banken und der BIMA, "aber kein gemeinsames Konzept", betont Kewes. MdL Michael Billen, Aufsichtsratsvorsitzender der Flugplatz Bitburg GmbH, hält die Ideen für eine Kopie der Morbacher Energielandschaft. "Das ist keine Alternative für eine Fläche, die über eine derart gute Infrastruktur verfügt."

Meinung

Ohne Fleiß kein Preis

Abwarten war gestern, Ärmel hochkrempeln ist heute. Die Initiative "Bürger gegen Nachtflug" will die Zukunft des Bitburger Flugplatzes mitgestalten und bringt die Beteiligten so dazu, den Blick nach rechts und links schweifen zu lassen. Denn bislang ist die fliegerische Nutzung des Flugplatzes alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Und solange kein Investor für den Ausbau zum Industrie- und Frachthafen gefunden ist, ist die Suche nach Alternativen ein Muss. Gerade der Blick nach Morbach zeigt, wie sich aus alternativen Energien Profit schlagen lässt. u.quickert@volksfreund.de

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