Archiv Februar 2014 Krankenhaus Neuerburg schließt - Runder Tisch diskutiert Zukunft der Einrichtung

Neuerburg · Eine stationäre Versorgung wird es im Krankenhaus in Neuerburg wohl nicht mehr geben. Das betonte der Träger, die Marienhaus Kliniken Eifel, beim runden Tisch am Mittwoch. Der Träger hatte dazu alle Betroffenen zu Sondierungsgesprächen eingeladen. Eine Idee: Die Notfallversorgung vor Ort zu erhalten.

Krankenhaus Neuerburg schließt
Foto: Mandy Radics

"Durch diese Entscheidung fallen mir 40 Prozent meiner Einnahmen weg. Damit bin ich finanziell tot" - mit diesen Worten drückt Ingvo Müller, Leiter der chirurgischen Ambulanz der St.-Josef-Klinik Neuerburg, die Folgen aus, die eine Schließung desKrankenhauses für ihn hat. Geht Müller, verliert die Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg ihren Chirurgen. Müller ist der einzige innerhalb eines 25-Kilometer-Radius. Über zu wenige Patienten kann sich der 51-Jährige nicht beklagen. 1000 Patienten kommen pro Quartal zu ihm. Stationär sind es 400 Kranke im Jahr. Von 500 Operationen pro Jahr werden 300 stationär und 200 ambulant gemacht - und zwar allein von Müller.
Trotzdem ist für den Arzt nach dem runden Tisch am Mittwoch klar: "Der Kampf um den stationären Bereich ist wohl verloren".Zum runden Tisch hatten die Marienhaus Kliniken Eifel als Träger des Krankenhauses geladen, um Lösungen für die künftige medizinische Versorgung in der Region Neuerburg zu erarbeiten. An dem Treffen nahmen unter anderem Politiker aus dem Eifelkreis, die Bürgermeister der VG Irrel und Neuerburg, niedergelassene Ärzte, die Stadtbürgermeisterin, die Geschäftsführer der Marienhaus Kliniken Eifel, Mitglieder des Fördervereins sowie Vertreter der Mitarbeiterschaft teil. Der Träger hatte am 30. Januar in einer Blitz-Pressekonferenz das Aus für die St-Josef-Klinik zum 30. Juni verkündet (der TV berichtete) und damit bei den Betroffenen Schock und Ärger ausgelöst. "Der Schritt ist uns sehr schwergefallen", sagt Günter Merschbächer, Geschäftsführer der Marienhaus Kliniken GmbH, "aber wir haben deutlich gemacht, dass eine Schließung des stationären Bereichs dringend erforderlich ist". Allerdings räumt Merschbächer auch ein, dass das Verfahren "nicht sehr glücklich verlaufen ist". Man habe nichts geahnt, sagt Horst Emonts, Betriebsratsvorsitzender und technischer Leiter des Krankenhauses. "Der Schock sitzt immer noch tief. Unter den Mitarbeitern herrscht Unsicherheit." Man hätte sich mehr Zeit gewünscht, sagt Emonts weiter. "Man hätte uns früher mit ins Boot nehmen müssen, stattdessen wurden wir überfahren."

Deshalb kamen zu Beginn des Treffens erst einmal Frust und Ärger auf den Tisch, sagt Merschbächer. Konkrete Lösungen kamen laut Merschbächer noch nicht auf den Tisch. Als Erstes gehe es darum, den Bedarf zu prüfen und Ideen zu entwickeln. Dabei könnten eine Notfallversorgung als Kerninstanz wie auch die chirurgische Ambulanz in Neuerburg bestehen bleiben. Wohingegen die internistische Abteilung und die Chirurgie in Bitburg integriert werden. Merschbächer: "Auch das Gesundheitsministerium hat klar gemacht, dass es in dieser Gegend keine Zukunft für die stationäre Versorgung gibt."

Dass die Beteiligten jetzt an einer Lösung für die Zukunft mitarbeiten können, gefällt Emonts. Das sagt auch der Chef der VG Neuerburg, Norbert Schneider: "Wir sind alle unzufrieden mit dem Stichtag 30. Juni. Dass wir mitgestalten können, ist jedoch positiv." Eben, weil der Stichtag der Schließung nicht mehr fern ist, werde jetzt schnell gehandelt, so Schneider. Er weist noch einmal auf die Wichtigkeit einer medizinischen Versorgung in der VG hin: "Wir haben 30.000 Menschen im Einzugsbereich des Krankenhauses Neuerburg, die versorgt werden müssen." Bereits für Montag und Mittwoch seien Treffen mit niedergelassenen Ärzten und weiteren Beteiligten geplant. Ein Diskussionsforum für alle, organisiert vom Förderverein, gibt es am Montag, 17. Februar, um 20 Uhr in der Stadthalle.

An der Frist bis Ende Juni hält die Klinikleitung erst einmal fest. Dass die Lichter im Haus komplett ausgehen, hält Merschbächer für unwahrscheinlich. Monika Fink, erste Beigeordnete des Kreistags Bitburg-Prüm sagt: "Wir dürfen uns nichts vormachen. Bei einer Belegung von unter zehn Betten ist die Einrichtung nicht zu finanzieren." Sie betont: "Dass die Marienhaus Kliniken sagen, sie wollen weitermachen, ist das Beste, was uns passieren kann."Meinung

Anpacken!

Von Mandy Radics

Der Schock über das Aus des Krankenhauses sitzt tief in Neuerburg. Denn die Bewohner des Burgstädtchens sind stolz auf ihre Klinik, die so gut in Schuss ist und dabei doch so viel mehr Kapazitäten hat, als derzeit genutzt werden. Das ist schade und traurig. Doch die Leerstände zeigen deutlich die Probleme des Hauses. Das ist nicht ausgelastet und damit nicht finanzierbar. Ein klarer Minuspunkt ist der Umgang der Marienhaus Kliniken mit den Betroffenen, die teilweise bis zu 40 Jahre in der Klinik tätig sind. Die Schließung hat diese anscheinend wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Doch für Trauer bleibt keine Zeit, sonst gehen zum 30. Juni tatsächlich die Lichter aus. Jetzt heißt es: Ärmel hochkrempeln und schnell umsetzbare Lösungen für die Zukunft finden. Alle müssen mit anpacken, dann behält Neuerburg vielleicht eine Notfallambulanz und den einzigen Chirurgen vor Ort.
m.radics@volksfreund.de

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