Kreismuseum Bitburg-Prüm: Sieben Stücke Geschichte gehen auf die Reise

Bitburg · Mit einer Ausstellung im luxemburgischen Musée Dräi Eechelen wirft das Großherzogtum ab Donnerstag, 11. Juni, einen Blick auf die eigene Entstehung und damit auf die Zeit nach dem Wiener Kongress im Jahr 1815. Unter anderem werden auch Ausstellungsstücke aus dem Bitburger Kreismuseum gezeigt.

Burkhard Kaufmann (links) und Claude Lanners werfen einen Blick hinter das Zifferblatt einer alten Standuhr. TV-Foto: Uwe Hentschel

Burkhard Kaufmann (links) und Claude Lanners werfen einen Blick hinter das Zifferblatt einer alten Standuhr. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Vorsichtig legt Claude Lanners das Pendel einer Standuhr auf die Fensterbank. Daneben liegen bereits zwei Gewichte. Bevor die Standuhr den Raum verlässt, muss sie zunächst zerlegt werden. Alles, was beim Transport der 200 Jahre alten Uhr beschädigt werden könnte wird entfernt. Und alles, was nicht benötigt wird, wird auch nicht mitgenommen. Dazu zählen Pendel und Gewichte, aber auch der Schlüssel zum Aufziehen des Uhrwerks.
Änder Bruns macht sicherheitshalber ein Foto von den Dingen, die er und Claude Lanners nicht mitnehmen werden. Alles muss genau dokumentiert werden. Dass auf die für die Funktion der Standuhr wichtigen Teile verzichtet werden kann, liegt schlichtweg daran, dass der historische Zeitmesser im ersten Stock des Kreismuseums ohnehin nicht richtig funktioniert. Zumindest geht Burkhard Kaufmann, Leiter des Kreismuseums, davon aus.
Es spielt aber letztlich auch keine Rolle. Denn für Lanners und Bruns ist das Wichtigste an dieser Uhr ohnehin nicht die Technik, sondern das runde Messingschild am oberen Ende des verzierten Ziffernblatts mit der Aufschrift "I. KOLBER DE NEIERBURG 1815".
Kolber sei, erklärt Kaufmann, die eingedeutschte Form des französischen Familiennamens Colbert, de das französische Wort für von, und Neierburg die mundartliche Bezeichnung für Neuerburg. Der Schöpfer habe sich hier also in höchster Sprachverwirrung verewigt. Dieses deutsch-luxemburgisch-französische Kauderwelsch ist auch der Grund, warum Claude Lanners und Änder Bruns gerade an dieser Uhr interessiert sind. Denn die beiden Herren sind derzeit damit beschäftigt, eine Ausstellung des luxemburgischen Nationalmuseums für Geschichte und Kunst vorzubereiten.Leben an der "neuen" Grenze


Diese Ausstellung, die im angegliederten Musée Dräi Eechelen (Museum Drei Eicheln), dem ehemaligen Festungsmuseum der luxemburgischen Hauptstadt, präsentiert wird und am Donnerstag, 11. Juni, startet, befasst sich mit den Jahren zwischen 1815 und 1839, also mit der Zeit zwischen der Gründung und der Unabhängigkeit Luxemburgs. Gezeigt werden soll, wie im Zuge des Wiener Kongresses (siehe Extra) die Grenzen zu Preußen festgelegt wurden und wie die Menschen im Grenzgebiet diese Zeit erlebt haben. Dafür hat sich das Musée Dräi Eechelen auf die Suche nach Originaldokumenten in öffentlichen und Privatsammlungen des In- und Auslands gemacht. Etwa 200 Objekte wurden ausgewählt.
Dazu zählen auch sieben Exponate des Kreismuseums Bitburg-Prüm. Unter anderem das Gemälde eines preußischen Gardesoldaten aus Nattenheim, ein Ortsschild aus Birtlingen mit Angabe der damaligen Militärzugehörigkeit, die Standuhr und ein zentnerschwerer gusseiserner Wegweiser, der im 19. Jahrhundert bei Dauwelshausen gestanden hat.
"Der Wegweiser ist interessant, weil er in der Nähe zur Grenze stand", sagt Kaufmann, aber auch, weil er damals in der Weilerbacher Hütte hergestellt worden sei und diese Hütte wiederum einer luxemburgischen Familie gehört habe. Insofern passt es also ganz gut, dass der gusseiserne Wegweiser, der einst auch in Richtung Luxemburg gezeigt hat, nun selbst dieser Richtung folgt.Extra

Nach dem Sieg der Alliierten gegen Napoleon im Jahr 1814 trafen noch im gleichen Jahr Regierungsvertreter aus ganz Europa in Wien zusammen, um für eine Neuordnung der damals ungleichen Machtverhältnisse zu sorgen. Die als Wiener Kongress bezeichneten Verhandlungen dauerten bis Juni 1815. Ergebnis waren unter anderem neue innereuropäische Grenzen. Preußen wurde deutlich vergrößert, indem es den Norden Sachsens, Westfalen, Neuvorpommern, Posen sowie die Rheinprovinz mit den Städten Düsseldorf, Köln, Aachen, Koblenz und Trier erhielt. Darüber hinaus wurde Luxemburg bei den Verhandlungen zu einem unabhängigen Staat erklärt. Allerdings gehörte Luxemburg zunächst noch zum Königreich der Niederlande, von dem es sich 1839 aber abspaltete. Dabei wurden große Gebiete Luxemburgs Belgien zugeschlagen. uhe

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