Kreissparkasse Bitburg-Prüm schließt Filialen

Bitburg/Prüm · Die Bewohner von zehn Dörfern müssen ihre Bankgeschäfte ab Januar online oder im nächstgrößeren Ort erledigen. Oder die mobile Geschäftsstelle besuchen, die durch die Eifel tourt.

Kreissparkasse Bitburg-Prüm schließt Filialen
Foto: Andrea Weber
 Die Zahl der festen Filialen der Kreissparkasse Bitburg-Prüm wird kleiner. Zum Jahresende schließen zehn Standorte. Diese wie auch 16 weitere werden stattdessen ab 2018 vom einer mobilen Filiale nach einem festen Fahrplan angefahren. Grafik: TMVG/Quelle: Kreissparkasse Bitburg-Prüm

Die Zahl der festen Filialen der Kreissparkasse Bitburg-Prüm wird kleiner. Zum Jahresende schließen zehn Standorte. Diese wie auch 16 weitere werden stattdessen ab 2018 vom einer mobilen Filiale nach einem festen Fahrplan angefahren. Grafik: TMVG/Quelle: Kreissparkasse Bitburg-Prüm

Foto: TMVG Grafik

Eine Filiale zu schließen, sei nie eine leichte Entscheidung, sagt Ingolf Bermes, Vorstand der Kreissparkasse (KSK) Bitburg-Prüm. "Wir wissen, wir nehmen den Menschen was weg." Dennoch hätten sie sich nach einer ausführlichen Analyse dazu entschlossen, zehn ihrer 25 Filialen zum 31. Dezember zu schließen. Betroffen sind Badem, Daleiden, Ferschweiler, Idenheim, Neidenbach, Oberkail, Orenhofen, Pronsfeld, Spangdahlem und Wolsfeld. In Badem bleibt aber ein Geldautomat erhalten.

Die Gründe für die Entscheidung sind laut Bermes die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, "überzogene" regulatorische Anforderungen, die Bevölkerungsentwicklung und das Kundenverhalten. "Die kleinen Filialen wurden nicht mehr frequentiert", sagt Vorstandsmitglied Rainer Nickels. 2002 erledigten mehr Kunden ihre Geldgeschäfte am Schalter als am Automaten. Inzwischen besuche ein Kunde im Schnitt nur einmal im Jahr eine Filiale. Dafür nutze er 230 Mal die Sparkassen-App, 120 Mal Online-Banking und hebe 24 Mal im Jahr Geld am Automaten ab. "Der Kunde entscheidet mit seinen Füßen, ob eine Filiale erhalten bleibt oder nicht", sagt Bermes.

Die Schließungen träfen hauptsächlich ältere Menschen, die nicht mehr so mobil seien. "Es ist uns wichtig, gerade in den kleineren Orten, diese Kunden nicht im Stich zu lassen", sagt Bermes. Für sie sei die Filiale auch ein Ort der Begegnung. Deshalb haben sich die Verantwortlichen etwas einfallen lassen: Ab Januar fährt ein roter Sparkassenbus durch die Eifeldörfer, in denen er für 40 bis 90 Minuten hält, damit die Bewohner ihre Bankgeschäfte vor Ort erledigen können (siehe Info). 300?000 Euro investiert die KSK in das Gefährt, das durch 26 Dörfer im Eifelkreis touren wird und außen mit einem Geldautomaten versehen sein wird. Im Innenraum, den man barierrefrei betritt, befindet sich ein Warteraum mit einem Kontoauszugsdrucker und ein Beraterraum, in dem ein Mitarbeiter die Kunden empfängt. Wie sich der Service des Sparkassenbusses entwickle, hinge davon ab, wie die Kunden ihn annähmen, sagt Bermes.

Mit dem Bus, der alle Orte anfährt, die von Filialschließungen betroffen sind - plus weitere 16 Orte, in denen die KSK vorher nicht vertreten war - seien sie präsenter als zuvor. Mit den 15 Filialen und den neun Selbstbedienungsstellen seien sie so an 50 Standorten erreichbar. "Damit erhöhen wir die Lebensqualität auf dem Land", sagt Bermes.
Der Bus habe auch für Aufatmen bei den betroffenen Ortsbürgermeistern gesorgt, die am Mittwoch informiert wurden. Es sei ein offener und ehrlicher Austausch gewesen, die Politiker hätten Verständnis gezeigt.

"In meinem Alter ist die Entscheidung nachvollziehbar" sagt Petra Fischer, die Ortsbürgermeisterin von Oberkail. "Wir können die Zeit nicht zurückdrehen." Ältere Menschen könnten sich aber leider nicht mehr auf Computer einstellen. Sie hofft, dass das mit dem Bus gut läuft. "So kann man zumindest noch einmal pro Woche Geld abheben." Für Oberkail sei die Schließung der Filiale dennoch ein herber Schlag, "gerade weil wir eigentlich positiv in die Zukunft schauen wollen."

Mitarbeiter werden wegen der Schließungen nicht entlassen. "Die werden auf die größeren Filialen aufgeteilt", sagt Bermes. Manche Stellen würden aber nicht nachbesetzt, denn "Digitalisierung bedeutet auch Effizienz." Wird es weitere Schließungen geben? "Wir gehen davon aus, dass wir das Filialnetz, das wir jetzt haben, auch in fünf Jahren noch haben werden", lautet die Antwort des Vorstandes.

DER FAHRPLAN DES SPARKASSEN-BUSSES
Montag: Pronsfeld: 9-10.30 Uhr; Lünebach: 10.45-11.45 Uhr; Daleiden: 13-14 Uhr; Winterspelt: 14.45-15.45 Uhr.
Dienstag: Rittersdorf: 8.30-9.15 Uhr; Biersdorf am See: 9.45-10.30 Uhr; Neidenbach: 11.15-12.15 Uhr; Oberkail: 14-15 Uhr; Badem: 15.15-16.15 Uhr.
Mittwoch: Oberweis: 8.30-9.15 Uhr; Karlshausen: 9.50-10.30 Uhr; Nusbaum: 11-11.45 Uhr; Holsthum: 12-12.45 Uhr; Ferschweiler: 13.45-14.45 Uhr; Wolsfeld: 15.15-16.15 Uhr.
Donnerstag: Metterich: 8.30-9.15 Uhr; Spangdahlem: 9.45-10.45 Uhr; Herforst: 11-11.45 Uhr; Orenhofen: 13-14 Uhr; Preist: 14.15-15 Uhr; Idenheim: 15.30-16.30 Uhr.
Freitag: Wallersheim: 9-9.45 Uhr; Schwirzheim: 10-10.45 Uhr; Olzheim: 11-11.45 Uhr; Auw bei Prüm: 13-13.45 Uhr; Habscheid: 14.15-15 Uhr.

Meinung

Verständlich, aber schade

Nein, die Zeit kann man nicht zurückdrehen, wie die Ortsbürgermeisterin von Oberkail richtig sagt. Immer mehr Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte online, immer weniger Menschen besuchen die Filialen. Darauf reagieren die Geldinstitute und das kann man ihnen nicht verübeln. Denn dafür sind Miete, Mitarbeiter und Unterhalt von Automaten zu teuer. Schade ist es dennoch für die kleinen Orte, denen damit wieder ein Stück Infrastruktur wegbricht. a.weber@volksfreund.de

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