Kritik an Eifelparkplänen: Rummel statt Rotwild? - Park-Betreiber in Gondorf wollen mehr Fahrgeschäfte

Gondorf · Nach wie vor gehören Hirsche und auch flauschige Kaninchen zum Inventar des Eifelparks. Doch die Publikumsmassen ziehen mittlerweile wohl die Fahrgeschäfte. Die neuen Parkbetreiber wollen den Gästen spektakulärere Attraktionen bieten, um die Besucherzahl weiter zu steigern. Der Ortsgemeinderat soll das mit der Änderung des Bebauungsplans möglich machen. In der Bevölkerung regt sich Widerstand.

Sie haben den insolventen Eifelpark wieder auf Kurs gebracht und seit Oktober 2013 viel erreicht: Damals hatten Alexander Goetzke und Nadine Löwenthal den insolventen Freizeitpark zum Preis von einer Million Euro übernommen. Seitdem haben sie die Besucherzahl wieder von 100.000 auf etwa 200.000 im Jahr gesteigert.
"Dazu haben sie etwa sieben Millionen Euro in den 70 Hektar großen Park in Gondorf investiert", sagt Ortsbürgermeister Otmar Kaufmann. Neue Fahrgeschäfte und Attraktionen, mehr Tiere, Toilettenanlagen und Infrastruktur: Seit der Neueröffnung wird ununterbrochen gestrichen, gehämmert und gebaut. "Der Park ist wieder in Schuss und gepflegt. Das sieht man", sagt Kaufmann.
Na also, endlich läuft der Eifelpark in Gondorf wieder, Happy End - könnte man meinen. Doch die Zukunftspläne der neuen Betreiber, die das Gaspedal weiter durchtreten wollen, stoßen in der 250-Seelen-Gemeinde nicht nur auf Sympathie.

Wie Kaufmann erklärt, wolle die Betreiberfamilie, die derzeit im Urlaub und daher für Presseanfragen nicht erreichbar ist, den Park weiter ausbauen. Doch mit den Besuchermagneten vergangener Zeiten wie dem scheuen Hirsch im Wildpark und dem flauschigen Meerschweinchen im Streichelzoo lässt sich die nächste Publikumsmarke von 300.000 mit Sicherheit nicht knacken. Deshalb sollen in Gondorf schwerere Geschütze aufgefahren werden. Doch die Fahrgeschäfte auf dem Parkgelände - mit Ausnahme des Fliegenpilz-Kettenkarussells - dürfen bislang die Höhe der Baumwipfel und damit maximal etwa 25 Meter nicht überschreiten, erklärt Kaufmann. Mehr gibt der aktuelle Bebauungsplan nicht her. Die Betreiber wollen mit neuen Fahrgeschäften jedoch weit aus höher hinaus, um dem Publikum in Gondorf rasantere Attraktionen zu bieten, erklärt Kaufmann.

Zuvor benötigen die Parkbetreiber jedoch das Einverständnis des Ortsgemeinderates. "Die Möglichkeit, den Besuchern etwas Neues zu bieten, wollen wir ihnen mit der Änderung des Bebauungsplans bieten", sagt Kaufmann. Die Neufassung solle zum Beispiel zwei Fahrgeschäfte mit einer Höhe von bis zu 50 Metern erlauben.
Heute Abend wird dazu in der öffentlichen Ortsgemeinderatssitzung ein Lärmgutachten vorgestellt. Es soll den Dorfbewohnern die Zukunft des Parks mit möglichen 300.000 Besuchern im Jahr sowie rasanteren Fahrgeschäften am Beispiel eines 50 Meter hohen Freifallturms vor Augen und Ohren führen. Kaufmann: "Es wird aber nicht wesentlich lauter als vorher. Zudem ist der Lärm ja nur tagsüber. Das ist ja keine Disco."

Doch gegen die Änderung des Bebauungsplans regt sich Widerstand. Herbert Freis, ehemaliger Ortsbürgermeister von Gondorf, erklärt: "Der Eifelpark entwickelt sich immer mehr zum lauten Rummelplatz. Neben mir haben 16 weitere Bürger Einwände gegen die geplante Änderung des Bebauungsplans geäußert." Freis befürchtet, dass der Ortsgemeinderat den Betreibern mit der Änderung des Bebauungsplans vollkommen freie Hand lasse, was die künftige Höhe und Größe der Fahrgeschäfte betreffe.
Freis: "Die maximal zulässige Höhe der Anlagen ist im Entwurf zur Neufassung schwammig formuliert. Fahrgeschäfte, die höher als die Baumwipfel sind, stören außerdem das Orts- und Landschaftsbild und sind im Ort viel lauter zu hören." Kaufmann entgegnet: "Auch in Zukunft ist für jedes Fahrgeschäft eine Baugenehmigung und somit das Einverständnis des Gemeinderats erforderlich."

Freis stört auch ein neuer Parkplatz, eine gepachtete Wiese, der an sein Grundstück mündet. Er beeinträchtige die Wohnqualität der Anlieger, sagt Freis. Bis zu 500 Parkbesucher stellen dort zu Spitzenzeiten ihre Autos ab. Freis: "Da hält man sich nicht mehr gerne im Garten auf." Dieser ortsnahe Parkplatz ist jedoch auch Kaufmann ein Dorn im Auge: "Die Parkplatzgeschichte wollen wir in den Griff bekommen, was mit einer Parkerweiterung an der Westflanke möglich wäre." Doch bis dahin kann noch viel Zeit verstreichen, denn die dafür benötigten Flächen werden derzeit noch landwirtschaftlich genutzt. Kaufmann: "Damit Besucher in den Park kommen können, müssen wir kurzfristige Beeinträchtigungen in Kauf nehmen. Der Park ist für Gondorf und die ganze Region unverzichtbar."
Die Eifelgemeinde kassiere im Jahr etwa 15.000 Euro Landpacht von den Parkbetreibern. Dazu kommen Einnahmen durch die Gewerbesteuer.

Kaufmann ist optimistisch, dass der Ortsgemeinderat dem neuen Bebauungsplan mit Rücksichtnahme auf die Einwände im Februar zustimmen wird. Freis fordert hingegen eine weitergehende öffentliche Diskussion sowie eine Bürgerbeteiligung. Kaufmann: "Auf der Gemeinderatssitzung gibt es dazu heute Abend eine öffentliche Debatte und Leute aus dem Publikum können ihre Fragen stellen."
Die Sitzung im Gemeindehaus am heutigen Mittwochabend beginnt um 18 Uhr.

Meinung
Christian Moeris
Nichts übers Knie brechen


Die Zeiten sind vorbei, in denen man mit einem einsamen Hirsch Menschenmassen in einen Freizeitpark locken konnte. Deshalb sind die Pläne der Parkbetreiber, durch sensationelle Fahrgeschäfte mehr Publikum in den Park zu ziehen, wenig verwunderlich. Doch so wie es aussieht, schlittern die Betreiber damit in eine Art Nachbarschaftsstreit mit den Anliegern, deren Interessen, ihre Wohnqualität und auch den Wert ihrer Immobilien zu erhalten, sicher auch berechtigt sind. Deshalb müssen Kompromisse gefunden werden, mit denen beide Seiten leben können. Im Interesse aller Beteiligten sollte man bei der Aufstellung des neuen Bebauungsplans daher nichts übers Knie brechen.

c.moeris@volksfreund.de

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