Kühe, Schnaps und Biogas

120 Kühe, 300 Kilowatt pro Stunde und zwei Gläschen Schnaps für jeden: Die Landwirtschaftskammer hat den Hof der Familie Billen als Ziel ihres Regionalbesuchs erkoren.

 Zu Besuch auf dem Hof der Familie Billen in Kaschenbach: Vertreter der Landwirtschaftskammer, des Bauern- und Winzerverbands und des Kreisbauernverbands. TV-Foto: Katharina Hammermann

Zu Besuch auf dem Hof der Familie Billen in Kaschenbach: Vertreter der Landwirtschaftskammer, des Bauern- und Winzerverbands und des Kreisbauernverbands. TV-Foto: Katharina Hammermann

Kaschenbach. (kah) Mercedes reiht sich an Mercedes, an Mercedes bis der ganze Innenhof des Billenschen Hofes in Kaschenbach vollgeparkt ist. Was da zusammenkommt, ist jedoch kein Automobilclub, sondern eine Versammlung der wichtigsten Vertreter und Fürsprecher rheinland-pfälzischer Landwirte, die aus irgendeinem Grund die gleichen Autos zu mögen scheinen. Anlass ihres Treffens ist ein Regionalbesuch des Präsidenten der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Norbert Schindler. Im 61 Einwohner zählenden Ort Kaschenbach gelegen, sind sein Fundament 220 Hektar Ackerfläche, 15 Hektar Wald, 120 Milchkühe, eine Biogasanlage und jede Menge Schnaps. Davon gibt's dann eine Kostprobe. Besonders zu interessieren scheint den Präsidenten die Regelung der Besitzverhältnisse. Denn die Billens haben die Gesellschaftsform einer Besitz-GbR gewählt. Mit im Boot sind die Brüder Michael und Johannes Billen sowie ihre Söhne Nico, Arno und Matthias. "Der Betrieb ist geschützt", sagt Michael Billen. Denn falls sich jemand entscheiden sollte zu gehen, werde er über zehn Jahre hinweg ausbezahlt, bekomme jedoch weder Land noch Maschinen. Schnapstrinkend lauscht das Dutzend Vertreter der Landwirtschaftskammer, des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau und des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm den Ausführungen Johannes Billens. Zur langen Geschichte des Hofes oder einem Anekdötchen: Mähdrescher gefahren sei er zum ersten Mal Dank Helmut Kohl. Als der nämlich seinen Vater besuchte, habe er ans Steuer gedurft, während der Vater besorgte Blicke in seine Richtung warf. Dass Johannes Billen immer noch gerne Mähdrescher fährt, zeigt sich später in der Maschinenhalle. Er überredet Norbert Schindler, mit ins Führerhaus der gigantischen Maschine zu klettern und holt alles aus der Hydraulik raus. Alle anderen warten. Das Reich von Nico Billen ist mit dem Reich von Arno Billen über eine Pipeline verknüpft. Hier stehen die Kühe, dort die Biogasanlage. Die Gülle wird aufgefangen und zur 450 Meter entfernten Biogasanlage am Ortsausgang gepumpt. Die Anlage produziert rund 300 Kilowatt elektrische Energie und 400 Kilowatt Wärme pro Stunde und sorgt damit für rund die Hälfte des Einkommens im Familienbetrieb. Neun Häuser im Dorf und die hofeigene Brennerei sind über ein Fernwärmenetz an sie angeschlossen. Bei einem weiteren Gläschen Schnaps und Hausmacher-Schnittchen ist man sich später einig, dass es für Politik und Wissenschaft in Sachen Biogas noch einige Bausstellen gibt. Denn mit derzeit maximal 42 Prozent sei der elektrische Wirkungsgrad der Anlagen noch ausbaubar, sagt Arno Billen. Er hofft auf technische Innovationen. Noch viel mehr zu tun wäre, um die Wärmeenergie besser zu nutzen: Viele Energiewirte nutzen sie nicht. Die Billens heizen damit zwar Häuser, doch im Sommer nützt das nichts. Allzu sehr scheint es den Experten jedoch nicht auf das Wälzen agrarpolitischer Probleme anzukommen. Ohnehin muss die Mercedeskolonne weiter - zur Brauerei, da gebe es Bier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort