Kulturprojekt Die Straßenbauer vom Ourtal

Lützkampen-Welchenhausen · Zwei Dörfchen im Dreiländereck – und ein großes Projekt auf dem Stück dazwischen: Nächste Woche eröffnet der Museumsverein in Welchenhausen die „Kultourtal-Straße“ mit 30 Stationen.

 Verdiente Pause mit Pils: Der Bautrupp auf dem gerade errichteten, massiven „Stamm-Tisch“, entworfen von Esther Wiswe (rechts) – eine der 30 Stationen auf der „Kultourtal-Straße“.

Verdiente Pause mit Pils: Der Bautrupp auf dem gerade errichteten, massiven „Stamm-Tisch“, entworfen von Esther Wiswe (rechts) – eine der 30 Stationen auf der „Kultourtal-Straße“.

Foto: Kirsten Vanheuckelom

Die schon wieder: Die Mitglieder des Museumsvereins der Wartehalle Welchenhausen – kleinster Ausstellungsraum weit und breit – setzen ein neues Glanzlicht ins Dreiländereck links und rechts der Our.

Ein Licht? Eher eine Lichterkette: Denn sie melden Vollzug beim Langzeitprojekt „Kultourtal-Straße“. Sie verläuft zwischen Welchenhausen mit seinen 26 Einwohnern und Stupbach, wo gerade einmal 18 Menschen leben – auf deutscher und auf belgischer Seite. Das sind zwar nur 2,5 Kilometer. Aber entlang der Strecke und in der Umgebung sind nun 30 Kunst-Stationen zu finden. Genau zehn Jahre, nachdem die erste dort errichtet wurde.

 Eines der Objekte am Straßenrand: Die „Stern-Schnuppe“ von Thomas Rother in Stupbach.

Eines der Objekte am Straßenrand: Die „Stern-Schnuppe“ von Thomas Rother in Stupbach.

Foto: Bernd Kersting

„Wir haben ja immer wieder mal Skulpturen geschenkt bekommen“ sagt der Vereinsvorsitzende Christof Thees. „Wir haben auch schon einmal etwas gekauft. Und jetzt haben wir die Straße endlich so weit, dass wir sie einweihen können.“

Jüngstes Objekt: Der „Stamm-Tisch“ von Künstlerin Esther Wiswe aus Nasingen – siehe Foto oben. Er besteht aus massiven Baumstämmen und ist eher eine Bank zum Sitzen, zugleich aber eben auch ein Kunstwerk. Form mit erfreulicher Funktion.

Unter den weiteren Exponaten findet man den gemauerten „Freistuhl“ von Werner Heller mit Blick über die Our, die „Grenzrosen“ des Essener Künstlers Thomas Rother auf der belgischen Seite des Flusses oder dessen „Stern-Schnuppe“ in Stupbach. Und die Skulptur „Erdbohrer und Himmelsbesen“ von Sam Wellin aus den USA.

Dazu gehören aber auch die Kapelle St. Cornelius und Lucia Welchenhausen, Baujahr 1686, und ihr barocker Hochaltar. Oder die sieben Kreuzstationen zwischen Welchenhausen und Lützkampen – es war der Weg, den die Bürger des Grenzdorfs früher gehen mussten, um ihre Toten zu Grabe zu tragen. Der Verein ließ an den Kreuzen wetterfeste Informationstafeln anbringen.

Insgesamt habe man für aktuelle Vorhaben etwa 10 000 Euro ausgegeben, sagt der Vorsitzende. Runderneuert wurden damit inzwischen auch die lebensgroßen Fotos von Willi Filz mit Bürgern aus Welchenhausen, die den Platz neben der Wartehalle mehr als verzieren. Möglich auch dank der Spenden, die dem Verein die Kulturstiftungen von Kreissparkasse und Provinzial-Versicherung zusagten.

„Unser Etat reicht gerade, um den Ausstellungsbetrieb am Laufen zu halten“, sagt Thees. Alles andere: Eigenleistung. Wie auch die Renovierung des Spritzenhauses in Stupbach, das heute eine Fotoausstellung beherbergt.

Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten an der „KultOurtal-Straße“ noch nicht: „Im Moment wird noch schwer geschafft, da werden ordentlich die Ärmel hochgekrempelt“, sagt Thees.

Ziel des ganzen Hochkrempelns und Sich-Reinkniens: Die Eröffnungsfeier am Samstag, 23. Juni. Da beginnt dann in der Wartehalle auch gleich die Sommerausstellung mit Arbeiten von Christiane Modert. Sie ist Luxemburgerin, und damit, sagt Thees, „haben wir dann alle drei Länder dabei“.

Der Eröffnungstag sei ein großes Ereignis für den Verein, um 11 Uhr gehe es los, auf dem Platz vor der Welchenhausener Grenzbrücke. Mit Ansprachen und Spendenübergabe der Stiftungen. „Und in der Zwischenzeit haben die Jungs vom Lützkämper Jugendverein die Koteletts fertig“, sagt Thees. „Und dann lassen wir es krachen. Da werden viele Stubbis geleert werden müssen.“

Spaß gehört dazu, das war schon so unter Thees’ Vorgänger, dem 2014 gestorbenen Bernd Kersting. Dahinter aber stecken ernsthafte Absichten: „Ziel unserer Initiative ist es, das Ourtal beiderseits der Grenze für Touristen wie auch für Einheimische attraktiver zu machen“, sagt Christof Thees.

Das Tal sei eine jahrtausendealte Kulturlandschaft, „bis ins 21. Jahrhundert wegen des rauen Klimas im Islek eher ärmlich-kleinbäuerlich geprägt und doch reich an kleineren und größeren Kulturschätzen“.

Der Museumsverein habe es sich zur Aufgabe gemacht, „diese Kultur am Dreiländereck grenzübergreifend fortzusetzen“ – in der Verbindung historischer Wegmarken und zeitgenössischer Kunst.

Die Eröffnung der „Kultourtal-Straße“ ist am Samstag, 23. Juni, 11 Uhr. Mit dabei sind alle beteiligten Bürgermeister, die Kulturministerin der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Isabel Weykmans, und Landrat Joachim Streit. Und natürlich alle, die Lust auf ein schönes Kult-Our-Fest haben.

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